Im eng verflochtenen Finanzsektor können selbst weit entfernte Ereignisse gewaltige Auswirkungen vor Ort haben. Diese Erfahrung musste die Welt unter anderem bei der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers machen. Diese führte zu einer globalen Finanzkrise. Soweit ist es aktuell noch lange nicht. Doch die länger anhaltende Talfahrt fast aller digitalen Währungen sorgt zumindest in der Cryptobranche für erste Verwerfungen. So musste vor einigen Wochen der US-Kryptokreditmarktplatz Celsius Network den Dienst einstellen. Das etwas ungewöhnliche Geschäftsmodell: Anleger konnten dort Cryptowährungen verwahren lassen und bekamen im Gegenzug Verzinsungen von bis zu 17 Prozent garantiert. Wie seriös ein solcher Ansatz sein kann, mag jeder selbst beurteilen. Die dauerhaft fallenden Kurse der verschiedenen Währungen sorgten jedenfalls für das Aus der US-Firma. Dies wiederum hat nun Auswirkungen auf das deutsche Fintech Nuri, das ebenfalls Insolvenz anmelden musste.


Investoren befürchteten langwierige Rechtsstreitigkeiten

Denn das deutsche Startup hatte in der Vergangenheit Kunden an Celsius Network vermittelt und dafür eine Provision erhalten. Noch ist völlig unklar, ob diese von ihrem Geld jemals etwas wiedersehen werden. Beobachter gehen davon aus, dass dies auch für Nuri zum Problem werden könnte. Denn das Startup hatte auf der eigenen Webseite vielleicht etwas zu forsch für den Partner geworben. Die Folge könnten Klagen von enttäuschten Kunden sein. Diese Situation alleine wäre Nuri vermutlich noch nicht zum Verhängnis geworden. Allerdings schrieb das Krypto-Fintech noch keine Gewinne, sondern war auf das Geld von Investoren angewiesen. Die Verhandlungen gestalteten sich aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Lage ohnehin schwierig. Die hinzukommenden Rechtsunsicherheiten sorgten dann dafür, dass sich nicht ausreichend Investoren fanden, um das Geschäft wie gehabt fortzusetzen. Auch die geplante Entlassung von einem Viertel der Angestellten konnte die Insolvenz letztlich nicht verhindern.


Die Zukunft von Nuri ist ungewiss

Die rund 500.000 Kunden, die ihr Geld direkt bei Nuri angelegt haben, dürften allerdings mit einem blauen Auge davonkommen. Denn das Startup selbst besaß keine Banklizenz, sondern kooperierte mit der Solarisbank. Dort werden auch die Kundenvermögen verwaltet, die somit von der Insolvenz nicht betroffen sind. Was aus dem vorerst gescheiterten Startup wird, muss abgewartet werden. Ausgeschlossen ist es nicht, dass es gelingt, im Insolvenzverfahren doch noch neue Geldgeber zu finden und das Geschäft anschließend fortzusetzen. Wahrscheinlicher dürfte allerdings sein, dass Konkurrenten lediglich die besonders werthaltigen Teile des Startups übernehmen. Interessant zu beobachten dürfte auch sein, wie andere deutsche und internationales Crypto-Startups durch die Krise kommen. Denn dauerhaft ist eine Situation, in der sowohl Privatanleger als auch Profi-Investoren ihr Geld abziehen, nur schwer zu bewältigen.

Via: Wiwo

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