El Salvadors Präsident Nayib Bukele gilt als eher unkonventioneller Staatschef. So nutzt er viel und gerne den Kurznachrichtendienst Twitter. Seine Äußerungen dort sind oftmals als direkte Anweisungen an seine Minister zu verstehen. Kritiker werfen ihm allerdings auch einen Hang zu autoritären Maßnahmen vor. So ließ er schon einmal die Armee im Parlament aufmarschieren, um die Abgeordneten zu überzeugen. Gleichzeitig hat unter seiner Ägide aber auch die Straflosigkeit der politischen Klasse ein Ende gefunden. Gleich mehrere ehemalige Präsidenten wurden wegen Korruption angeklagt oder wanderten sogar ins Gefängnis. Bei den Wählern kommt dies durchaus gut an: Bukeles Partei trat bei den letzten Wahlen erstmals an und wurde gleich zur stärksten Kraft. Sein Ruf als innovativer Präsident brachte dem Politiker zudem eine Einladung zur Bitcoin 2021 Conference in Miami ein. Und tatsächlich enttäuschte er seine Zuhörer nicht.


Viele Einwohner arbeiten bisher im informellen Sektor

Denn Bukele kündigte an, El Salvador werde als erstes Land der Welt den Bitcoin zu einem gesetzlichen Zahlungsmittel erklären. Ein entsprechender Gesetzentwurf soll schon in der nächsten Woche im Parlament beraten werden. Die überraschende Ankündigung hat einen durchaus ernsten Hintergrund. So haben im vergleichsweise armen El Salvador rund siebzig Prozent der Einwohner kein eigenes Konto. Sie arbeiten zumeist im sogenannten informellen Sektor, wo staatliche Vorschriften und Regeln nur schwer durchgesetzt werden können. Die Hoffnung des Präsidenten besteht nun darin, dass sich im Prinzip jeder eine Bitcoin-Wallet zulegen kann. Dadurch wäre es zumindest theoretisch möglich, die Transaktionen in den offiziellen Bereich zurückzuholen. Der Präsident selbst spricht von tausenden Menschen, die so in den formellen Wirtschaftsbereich integriert werden könnten. Ob dies tatsächlich realistisch ist, bleibt zunächst aber noch abzuwarten.


Der Bitcoin eignet sich nur bedingt als reguläres Zahlungsmittel

Denn zum einen ist bisher noch unklar, wie das Gesetz im Detail formuliert sein wird. Zum anderen eignet sich der Bitcoin vielen Experten zufolge nur sehr bedingt als gesetzliches Zahlungsmittel. So wird die Währung nicht von einer Zentralbank verwaltet, sondern neue Einheiten werden mithilfe von komplizierten Computerberechnungen erschaffen. Das dahinter stehende Verfahren ist sehr energieintensiv und dementsprechend teuer. El Salvador selbst hätte also keine Kontrolle über die Geldmenge im eigenen Land. Dies dürfte von einigen Anhängern der Cryptowährung durchaus noch als Vorteil und nicht als Problem angesehen werden. Schwerwiegender sind hingegen die starken Kursschwankungen beim Bitcoin. Diese beruhen in aller Regel auf Spekulationen der Anleger. Für Leute, die etwas Geld übrig haben und eine bewusste Kaufentscheidung treffen, ist dies kein großes Problem. Wenn mit Bitcoins hingegen die Dinge des täglichen Bedarfs gekauft werden müssen aber schon.

Via: Der Standard

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