Studien erklären regelmäßig die Norweger zu den glücklichsten Menschen des gesamten Erdballs. Das Land ist zwar reich an Öl und deshalb auch an Geld, doch sind es längst nicht nur die Finanzen, die für ein andauerndes Zufriedenheitsgefühl führen. Was hat Norwegen, was wir nicht haben?


Foto: Happy Crowd, Alexandre Delbos, Flickr, CC BY-SA 2.0

1. Freiwilligenarbeit »Dugnad«

Nachbarschafshilfe ist in einem großen Land mit vergleichsweise wenigen Einwohnern eine Notwendigkeit. Darum haben die Norweger ihre spezifische Form der Freiwilligenarbeit »Dugnad« erfunden, ein unbezahlter Einsatz für das Gemeinwohl. Die Leute versammeln sich beispielsweise samstags, um Unkraut zu jäten, die Straße zu säubern oder anzustreichen. Natürlich macht nicht jeder dabei mit, es gibt immer wieder Personen, die sich freikaufen oder einfach nur drücken. Doch das System funktioniert.

2. Leselust und Literaturförderung

Im Jahr liest jeder Norweger durchschnittlich 15 Bücher, vor allem Kriminalromane boomen. Die Kriminalitätsrate ist extrem niedrig, die Mord-und-Totschlag-Gelüste beschränken hauptsächlich auf die bedruckten Seiten. Der Staat unterstützt Autoren großzügig mit Stipendien, auch Übersetzungen werden finanziell gefördert. In Norwegen existieren 50 verschiedene Literaturpreise, ein Beweis dafür, wie hoch hier gute Bücher geschätzt werden. Ob aus einem hohen Lesekonsum auch mehr Glück resultiert, lässt sich nur vermuten, aber nicht beweisen.


3. Gleichstellung und Familienfreundlichkeit

Mann und Frau sind auf dem norwegischen Arbeitsmarkt konsequent gleichgestellt und auch die Familienfreundlichkeit bewegt sich auf einem hohen Level. Politische Posten sind seit den 80er Jahren zu mindestens 40 Prozent von Frauen besetzt und auch für Verwaltungs- und Aufsichtsratsposten gibt es feste Quoten. Die Elternzeit beträgt 11 Monate mit voller Lohnfortzahlung, und wenn kranke Kinder zu pflegen sind, erhält ein Elternteil dafür freie Zeit, ohne dafür auf das Gehalt zu verzichten. Resultat: Die Norwegerinnen bekommen mehr Kinder als ihre deutschen Nachbarinnen und sie machen trotzdem auch häufiger Karriere.

4. Gute Bezahlung, angenehmes Betriebsklima

Laut einer EU-Studie aus 2015 waren grandiose 94 Prozent aller erwerbstätigen Menschen in Norwegen mit ihren Arbeitsbedingungen zufrieden. In Deutschland möchte jeder zweite Arbeitnehmer am liebsten seine Stelle wechseln, weil er sich nicht anerkannt fühlt, eine schlechte Bezahlung erhält oder das Betriebsklima nicht mehr erträgt. Die Norweger verdienen im Durchschnitt 60.000 Euro, während für deutsche Arbeitnehmer statistisch gesehen 35.000 Euro pro Jahr fällig werden. Einkommens- und Mehrwertsteuer sind im hohen Norden allerdings höher angesiedelt.

5. Staatsfinanzen im grünen Bereich

Der Staat macht in Norwegen allerdings auch ganz viel aus den Steuern. Sogar Beerdigungen werden von der norwegischen Staatskirche bezahlt, und es gibt Mindestrenten, kostenlose Pflegedienste, staatliche Studienkredite und natürlich viele, viele Bibliotheken. Die Regierung hat außerdem sämtliche Verbindlichkeiten beglichen und machte ihr Land damit zum einzigen schuldenfreien Staat ganz Europas. Der Pensionsfonds Oljefondet entwickelte sich in den letzten Jahren sogar besser als der Dax, im Jahr 2017 war er zum ersten Mal mehr als eine Billion Dollar wert.

6. Ethisch korrekte Wirtschaft

Unternehmen mit schlechten Arbeitsbedingungen dürfen sich in Norwegen überhaupt nicht erst ansiedeln, auch Rüstungsindustrien, Tabakhersteller und Glücksspielanbieter sind verboten. Und obwohl Norwegen Öl in alle Welt exportiert, besteuert es im Land CO2-Immissionen bereits seit 1991, während Wind- und Solarkraft eifrig ausgebaut werden. Elektrische Busse gehören fest zu Oslo, ebenso wie ein Millionenheer an Fahrrädern. Fünfzig Prozent aller Neuwagen sind Elektroautos, Ladesäulen gibt es quasi überall.

7. Kollektive Naturliebe

Auch die Liebe zur Natur ist in Norwegen ungebrochen. An jedem Wochenende machen sich die Städter auf, um in die Berge, in den Wald oder an die Küste zu fahren. Dort genießen sie Ruhe und Einsamkeit, oft in der eigenen, kleinen Holzhütte. Das nennt sich auf Norwegisch „ut på tur“ und gilt auch für den bitterkalten Winter. Dort draußen bietet sich die Gelegenheit, regelmäßig wieder zu sich selbst zu finden. Und ist das nicht echter Luxus?

Quelle: focus.de, welt.de 

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