Das Kino ist noch einer der wenigen Orte, wo wir uns vollends fallen und von riesigen Leinwänden sowie der abgedunkelten Atmosphäre begeistern lassen können. Kaum ablenkende Smartphones und Handys, entspannt zurücklehnen, Popcorn knabbern, Coke schlürfen und gespannt dem Film folgen und den Sounds lauschen. Das Kino ist nach wie vor ein Ort, den wir gern mit den Freunden aufsuchen, um wirkliche Blockbuster einfach zusammen zu genießen. Ein Ort wo motorische Passivität und Entschleunigung stattfinden. Ein Antidote zum recht stressigen Alltag und der sogenannten „Coffe to go“- Gesellschaft. Aber wird es das Kino, so wie wir es jetzt noch kennen, auch in zehn Jahren noch geben? Wir sind der Zukunft des Kinos nachgegangen und haben im Rahmen der CineEurope 2016, die heute in Barcelona endete, interessante Ansätze aufschnappen können.


Die Zukunft des Kinos: „Bigger is better“

Die Eröffnung der CineEurope 2016 wurde von einem spannenden Roundtable initiiert, dem unter anderem der CEO von DreamWorks Animation, Jeffrey Katzenberg, beiwohnte. Katzenberg ist ein leidenschaftlicher Filmemacher, der viel Herzblut und Liebe in die nahezu perfekt animierten Werke steckt und das schon seit 40 Jahren. Zusammen mit Jan Bernhardsson (CEO, Nordic Cinema Group), Paul Donnovan (CEO, Odeaon Cinema) und David Passman (CEO, Carmike Cinemas) wurde über die Zukunft des Kinos gesprochen. Ein sehr großes Thema war nach wie vor das 3D-Kinoerlebnis, das in Zukunft noch gesteigert und nicht nur technisch verbessert werden soll. Kino soll weiterhin ein einzigartiges Erlebnis für die Besucher sein. Dafür ist es wichtig ein abgerundetes Gesamtpaket aus toller Atmosphäre, Service, sowie Qualität der Filme aber auch moderner Technologien zu bieten.


“Audiences have told us loud and clear, bigger is better, large format is clearly moving people because they want a bigger experience in terms of large screen, great sound, great projection and will pay a premium for a premium experience,”, erklärt Katzenberg die Zukunft des Kinos.

3D ist weiterhin ein Thema

An diesen Punkten soll weiter angeknüpft werden. Nach wie vor wird viel in 3D-Produktionen gesetzt und das obwohl ein leichter Interessensrückgang zu verzeichnen ist. Ab und an wägt man schon ab, ob es sich lohnt den einen oder anderen Film in 3D zu schauen, oder die günstigere 2D-Version nicht ausreiche. Filme wie „Avatar“, „Monsters vs Aliens“ und „Life of Pi“ haben die Messlatte zu Beginn des 3D-Kinos schon ziemlich hochgelegt.

“It was a game-changing opportunity for the industry. When you gave them an exceptional film that artistically, creativity embraced and celebrated the uniqueness of that experience, people were happy to pay the premium,” so Katzenberg zum Thema 3D-Kino.

Es folgten weitere gute Werke, aber auch Erzeugnisse, die minder gute Effekte an den Tag legten und den bitteren Beigeschmack einer „schnellen, nachgerenderten 3D-Produktion“ mit sich brachten. Es sind genau diese Filme, die ein wenig die Lust auf das 3D-Erlebnis senken. Das Expertengremium der Filmemacher ist sich daher ziemlich einig, dass in Zukunft nur noch gute 3D-Filme abgeliefert werden müssen, um die einst so vorherrschende Begeisterung wieder neu entfachen zu können. Seitens der Technologie steht jedenfalls allerhand Rüstzeug parat, so liefern Unternehmen wie RealD spannende Tools, um 3D-Filme noch echter und eindrucksvoller darstellen zu können. In Kombination mit neuen Leinwänden (wie etwa die neuen Ultimate Screens von RealD) und modifizierten 3D-Beamern, befindet sich die Branche auf einem guten Weg, das Qualitätslevel der 3D-Kinos auf eine neue Ebene zu heben.

BigData im Kino

Ein weiteres Thema, das zunehmend auch in der Kinowelt relevant wird, ist BigData. Relativ spät, wie einige Experten meinen. Interessant sind dabei nicht nur die Besucherfrequenzen, sondern auch die Vorlieben sowie Kritik und Wünsche aber auch biometrische Körperdaten. Wie oft schnellt der Puls aufgrund unerwarteter Szenen, die letztlich auch für einen gewissen Nervenkitzel sorgen, nach oben? Wie reagiert der Körper im Allgemeinen auf den Film und wie oft kam es bei den Zuschauern zu kleinen Schweißausbrüchen? Der Vergleich und die Auswertung der Reaktionen auf einzelne Szenen, wäre ein Zugewinn für die Filmemacher. Im Umkehrschluss profitieren dann aber auch die Konsumenten von potentiell noch fesselnderen Produktionen.

Kooperationen mit Streamingdiensten wie Netflix

Im Rahmen der Podiumsdiskussion fielen natürlich auch ein paar Worte zu den großen Streaming-Anbietern. In der Tat geht auch hier die Trendkurve deutlich nach oben. Mit Netflix, Amazon Prime Video und Maxdome existieren Plattformen, die auch hierzulande deutlich mehr Film für faire Preise direkt in das Wohnzimmer portieren. Trotz der Nutzerzunahme, sieht die Kinobranche darin keine direkte Bedrohung. Allerdings muss man sich darauf einstellen und hier an einem Strang ziehen. Es sollen in Zukunft Kooperationen angestrebt werden. Als Beispiel wird der Erwerb einer Filmlizenz über Amazon Prime Video oder Netflix genannt. Mit dieser kann der Konsument dann nicht nur den Film auf dem heimischen TV schauen, sondern auch im Kino seiner Wahl. Wie das von den Preisen her realisiert werden soll, wurde bisher noch nicht erklärt. Vom „Kino in der Hosentasche“ war unter anderem die Rede. Mit der Kinokarte auf dem Smartphone und spontan in das Kino um die Ecke gehen zu können, dürfte durchaus seinen Reiz haben und zuletzt auch den Streaminganbietern einen Mehrwert bieten. Gerade wenn es darum geht auch die Option anbieten zu können, selbst produzierte Serien auf einer XXL-Leinwand anbieten zu können und diese schließlich mit hunderten Gleichgesinnten „Fans“ zu verschlingen und zu erleben.

Rundum-Leinwände, gemütlichere Sitze, eindrucksvolle Sounds und neue Screens

Michael Lewis, Mitgründer von RealD, gab ebenfalls spannende Einblicke in die Zukunft der Kinos preis. Während eines exklusiven Roundtables, erzählte Lewis von den Anfängen von 3D. Ursprünglich aus dem Militär adaptiert und zunächst für das designen von Autos gedacht, gab es um 2001 gerade einmal weltweit einen digitalen 3D-Projektor, dessen Bild lediglich 35 Minuten lang betrachtet werden konnte, bevor die Augen mit brennen zu begannen. Es dauerte weitere 4 bis 5 Jahre, bis 3D „verträglich“ für die Augen war und daraus folglich ein ernsthaftes Business erwachsen konnte.

Die Leinwandtechnologie an sich hat sich allerdings in den letzten 100 Jahren kaum verändert. Unternehmen wie RealD möchten da jedoch ansetzen und mit neuer Technologie auch die 3D-Kinos revolutionieren. Zu der Technologie und den neuen Ultimate Screens, die RealD ebenfalls jüngst in Barcelona vorgestellt hat, werden wir noch einmal separat berichten. Diese Materie füllt einen Artikel für sich und mit entsprechenden Herleitungen und Anschauungsmaterial ist das Ganze auch für Laien durchaus interessant. Auch Lewis wurde gefragt, wie er denn die Zukunft des Kinos einschätze. Und auch Lewis ist fest der Meinung, dass 3D weiterhin eine Zukunft habe. Der Fokus der Filmemacher sollte allerdings darin liegen, einfach auch hochwertige und eindrucksvolle 3D-Filme zu produzieren. Die Konsumenten sollen einen klaren Mehrwert im Premium-Kino sehen und gern 3D-Filme besuchen, weil diese noch mehr faszinieren, fesseln und besseres Entertainment liefern als 2D-Projektionen. Zudem betonte Lewis auch, dass es in Zukunft noch größere Screens geben wird. Die Tendenz geht ganz klar in Richtung Rundum-Leinwand. So könne der Betrachter noch weiter in das Geschehen hineingezogen werden.

In Kombination mit einem guten „Food-Service“, angenehmen Sitzen und tollem Sound, dürfte das Kinoerlebnis auch in Zukunft durchaus gewahrt bleiben. Wie die „360-Grad-Screens“ dann entsprechend mehrwerthaltig in Szene gesetzt werden sollen, ist bisher noch offen. Denkbar ist jedenfalls, dass der Hauptfokus des Films vorn liegt und an den Seiten oder gar hinten, Hintergrundeffekte besser herausskizziert werden können. Die Vorstellungen lassen jedenfalls Spielraum verschiedenster Szenarien. Lewis betont allerdings auch, dass nicht nur die Qualität der Filme und Screentechnologie empor gehoben werden müsse, sondern auch die Kinobetreiber umdenken sollten. Vor allem was den Service anbelangt. Besucher wollen unterhalten werden und sich wohl fühlen, etwas für das Geld bekommen. Auch in diesem Bereich soll sich in Zukunft einiges ändern.

Brillenloses 3D-Kino
Ein nächster technologischer Schritt ist dann brillenloses 3D-Kino. Hieran arbeiten RealD und Co bereits seit einigen Jahren und Lewis gibt sich zuversichtlich, dass brillenloses 3D schon in wenigen Jahren möglich ist. In Kombination mit den neuartigen Rundherum-Screens, dem Service sowie Entertainment, würde eine völlig neue Kino-Umwelt geschaffen. Das wäre jedenfalls ein nächster großer Schritt, der die Branche ebenfalls beflügeln dürfte. Die ersten Ansätze brillenloser 3D-Inhalte lieferte Sony bereits 2011. Im letzten Jahr sorgten dann Forscher des USC Institute for Creative Technologies für Aufsehen. Im Rahmen der SIGGRAPH-Konferenz wurde eine neue Technologie vorgestellt, die es erlaubt 3D-Projektionen mit dem menschlichen Auge wahrzunehmen, ohne eine Brille aufsetzen zu müssen.

Warum VR und AR nichts im Kino verloren haben

Wenn es um die Zukunft des Kinos geht, kommen vermehrt auch die Themen Virtuelle Realität (VR) und Augmented Reality (AR) auf den Tisch. In Amsterdam öffnete bereits das erste VR-Kino und auch in Berlin wurden schon Konzepte erprobt. Letztlich sind das sicher neue Erfahrungen, die etwas Erfrischendes mit sich bringen. Allerdings, so die Mehrheit der Kinobetreiber und auch Inhalte-Ersteller, gehen Menschen ja in das Kino der Atmosphäre wegen und nicht um einen gefüllten Kinosaal aufzusuchen, um sich letztlich mittels VR-Brille und Headset wieder zu separieren. VR-Kino und Augmented Reality können auch in den eigenen vier Wänden erlebt werden und da gehört die Technologie wohl auch hin. Ähnlich ist es auch beim 4D-Kino, wo weitere Effekte wie Vibrationen, Gerüche, Nebel, Wasser und auch Geschmack hinzukommen. Diese Erweiterungen sind ebenfalls nicht für das konventionelle Kino geeignet, sondern werden  auch in Zukunft weiterhin in Themenparks wurzeln. Hier sind die Kosten und der Aufwand, die für jeden Film ja individuell und neu betrieben werden müssen, einfach unwirtschaftlich und nicht tragbar.

Die Kino-Zukunft ist vielversprechend

In Barcelona konnten wir uns jüngst einen guten Eindruck verschaffen und nun besser erahnen in welche Richtung das Zukunfts-Kino einmal gehen wird. So erwarten uns nicht nur spannende und beeindruckende Filme in 2D und 3D, sondern neue Leinwände, die einfach atemberaubende Bilder liefern. Universal und Co haben die neusten Filme, die in den nächsten zwei Jahren erscheinen werden, in kleinen Häppchen geteastert und das Ganze auf neue XXL Ultimate Screens von RealD geworfen. Gestochen scharfe, ruckelfreie 3D-Impressionen, die den Eindruck vermitteln, als würde man durch eine klare Fensterscheibe blicken und direkt im Film landen.

Das Kino der Zukunft ist ein Projekt, wo alle Seiten involviert werden müssen, um diese gemeinsam zu prägen. Dreh- und Angelpunkt wird auch weiterhin die Erfahrung sein, die Kino-Besucher zum Wiederkommen motivieren sollte. Die Kunst ist es schlichtweg das Kino zu einem Ort zu machen, der auch unabhängig vom Film schon für sich ein Erlebnis darstellt. Mit Premium-Inhalten, Premium-Technologie und einem Rundum-sorglos-Service dürfte das klappen.

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