Die deutsche Startup-Branche wurde von den Folgen der Corona-Krise in mehrfacher Hinsicht hart getroffen. Denn während in den vergangenen Jahren die Investoren nur so Schlange standen, halten diese ihr Geld nun erst einmal zusammen und schauen, wie sich die Lage entwickelt. Hinzu kommt: Viele der erfolgreichen deutschen Startups sind in der besonders hart getroffenen Reisebranche aktiv. Dazu gehören beispielsweise der Hotelvermittler Trivago, der Verkäufer von Reiseerlebnissen Getyourguide, die Reiseunternehmen Flixbus und Omio sowie der Ferienhausanbieter HomeToGo. Alle diese Firmen haben aktuell aber nicht nur mit den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie zu kämpfen, sondern auch mit einem mächtigen Gegenspieler: Google. Inzwischen haben die betroffenen Startups daher bereits Klage eingereicht beziehungsweise wollen dies zeitnah tun.


Bild: Florian Fèvre / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)

Google ist Freund und Feind der Startups zugleich

Der Vorwurf: Google missbrauche seine Marktmacht und verwendet die gesammelten Daten für eigene Angebote. Dahinter steckt zunächst einmal ein grundsätzliches Problem. Denn die meisten der Startups sind auf Google angewiesen, um neue Kunden zu gewinnen. Sie müssen daher Werbeplätze bei der Suchmaschine buchen. Ein Wechsel zur Konkurrenz ist faktisch nicht möglich, weil diese – zumindest in Deutschland – nicht auf wirklich relevante Marktanteile kommt. Werbung zu schalten ist aber ein teures Unterfangen und sorgt dafür, dass die meisten der Startups aktuell noch Verluste schreiben. Dies würde sich erst ändern, wenn mehr Kunden auf die anfängliche Google-Suche verzichten und direkt bei den Anbietern auftauchen. Letztlich geht es also darum, eine Marke aufzubauen und so die Abhängigkeit von Suchmaschinen zu reduzieren. Genau das aber möchte Google verhindern und bringt daher in vielen Bereichen eigene Angebote auf den Markt.

Google bringt immer neue Angebote auf den Markt

Neu ist dieses Vorgehen nicht wirklich. So installierte der Suchmaschinenbetreiber vor vielen Jahren die sogenannte Shopping Box. Dort können Nutzer, die nach einem bestimmten Produkt suchen, nun direkt auf der ersten Seite verschiedene Angebote sehen. Zahlreiche Preisvergleichsportale haben daher an Bedeutung und Einnahmen verloren. Auch hier gab es juristische Beschwerden. Die EU-Kommission verhängte sogar ein milliardenschweres Bußgeld. Doch Google legte Rechtsmittel ein und änderte zunächst einmal wenig an dieser Praxis. So gibt es inzwischen auch entsprechende Angebote für Flüge, Hotelbuchungen und Ferienwohnungen. Auf den ersten Blick schadet dies den Unternehmen nicht. Denn Google leitet die Kunden weiter und diese lassen ihr Geld letztlich doch bei den Startups. Das Problem: Die Marken treten so in den Hintergrund und die Kunden werden weiter an die Suchmaschine gebunden. Auf Dauer macht so nur ein Akteur Gewinn: Google.


Die Politik ist bereits alarmiert

Inzwischen ist die Problematik auch in der Politik angekommen. Dort erhalten die Startups sogar von ungewohnter Stelle Unterstützung. So erklärte FDP-Chef Christian Lindner, sonst einer zu großen Freude an staatlicher Regulierung eher unverdächtig, Google nutze Monopolrenditen, um neue Geschäftsbereiche zu erobern. Die Politik lege hier gegenüber den großen Tech-Konzernen eine „falsche Zurückhaltung“ an den Tag. Die Bundesregierung wiederum arbeitet an einer Novelle des Wettbewerbsrechts, die die Problematik ebenfalls berücksichtigen soll. Noch konnte hier aber keine Einigung zwischen den Ministerien erzielt werden. Die Startups wiederum erhoffen sich ohnehin mehr Hilfe aus Brüssel. Dort ist Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager bekannt für ihre harte Haltung gegenüber den US-Tech-Riesen. Nicht immer ist sie damit aber auch erfolgreich. Apple beispielsweise konnte eine medial groß angekündigte Rekord-Steuernachzahlung auf juristischem Wege wieder stoppen.

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