In der Forensik wurden in den letzten Jahrzehnten erstaunliche Fortschritte gemacht. Bei der Spurensicherung werden fortschrittliche Methoden angewandt, die die Wahrscheinlichkeit, wichtige Informationen über den Täter zu gewinnen und diesen letztlich auch zu überführen, deutlich erhöhen. Aber auch in diesem Bereich gibt es noch Luft nach oben. So beispielsweise bei der Untersuchung sterblicher Überreste direkt am Tatort. Der forensische Anthropologe Dr. Denis C. Dirkmaat verlegt diese Untersuchungen dank moderner 3D-Scan-Technologie in sein Labor und stößt so für die Forensik neue Türen auf. Schädel mit Einschuss- und Austrittswunden. Quelle: Dennis C. Dirkmaat. Ph.D. Der Fundort birgt wichtige Informationen Wenn die sterblichen Überreste eines Menschen in abgelegeneren Gebieten wie etwa einem Waldstück aufgefunden werden, werden diese im Regelfall schnell eingetütet und für weitere Untersuchungen in die Gerichtsmedizin verbracht. Das Problem an dieser Vorgehensweise ist, dass die Informationen, die das umliegende Gebiet und die konkreten Begebenheiten vor Ort bereithalten, dabei schnell verlorengehen können. Das weiß auch der forensische Anthropologe Dr. Dennis Dirkmaat von der Universität Mercyhurst: „Bei der Spurensicherung im Freien wird die Bedeutung des umgebenden Geländes stark unterschätzt. Der Ort, an dem die Leiche entdeckt wird, kann extrem wichtige Hinweise liefern. Doch in der Regel werden diese Indizien von den Ermittlern komplett ignoriert. Wenn man aber weiß, wonach man suchen muss, kann einem dieser Ort viel erzählen. Er kann den entscheidenden Hinweis darauf liefern, ob ein Verbrechen stattgefunden hat oder nicht… Und wenn ja, sind die Indizien oft sehr aufschlussreich“, erklärt der Forscher. Dirkmaat untersucht seit mehreren Jahrzehnten mit seinen Studenten etwa 100 Tatorte im freien pro JAhr. Die Leichenfundorte werden akribisch untersucht und die Verteilung von Knochen oder Gewebeteilen sorgfältig aufgezeichnet. Anhand der Knochen lässt sich bestimmen, welche Verletzungen das Opfer vor und welche nach seinem Tod davongetragen hat. Auch Rückschlüsse auf die Todesart sind möglich – starb der Tote eines natürlichen Todes, nahm er sich das Leben oder wurde er gar getötet? Falls die Überreste am Tatort verteilt aufgefunden werden, kann Dirkmaat feststellen, ob dafür Tiere, der Wind, Wasser, die Schwerkraft oder andere Menschen verantwortlich waren. Knochendatenbank hilft Ermittlern Aber die Arbeit des forensischen Anthropologen ist am Tatort nicht getan. Die Knochen werden noch vor Ort mit einem handgeführten 3D-Scanner digital erfasst. Diese Daten verwendet der Forscher dann, um virtuelle 3D-Farbmodelle der Knochen zu erstellen, die dann detailliert aus der Nähe untersucht werden können. Im Laufe der Zeit konnte Dirkmaat so eine Art „Knochen-Enzyklopädie erstellen, die überregional als Referenzdatenbank für Ermittlungsbeamte fungiert. Die Datenbank enthält inzwischen mehrere Tausend Knochen, die anhand von Schlüsselmerkmalen durchsucht und dann als Referenzobjekte in Augenschein genommen werden können. Als er seine Knochendatenbank ins Leben rief, arbeitete Dirkmaat mit einem günstigen Scanner, von dessen Ergebnissen er aber nicht überzeugt war. Ein kompletter Nachmittag war nötig, um ein einzelnes Skelett zu erfassen. Die Daten waren dann nicht selten durch Rauschen verunreinigt, sodass sie nachbearbeitet werden mussten. Hinzu kommt: Eine zweite Chance gibt es oft nicht, weil die Überreste nach den Scans in der Regel schnell eingesammelt. Ein erneuter Scan am Lageort ist so nicht mehr möglich. Verstreute Gebeine mit Tatortmarkierungen. Quelle: Dennis C. Dirkmaat. Ph.D. Jedes Detail ist wichtig Auf der Suche nach besseren Alternativen stieß Dirkmaat auf die Firma Artec3D. Deren Scanner-Modell Artec Space Spider verfügt über eine ultrahohe Auflösung und stellte sich als ideal geeignet heraus, um kleine, detailreiche Objekte digital zu erfassen. Die Erfassungsarbeit am Tatort konnte so von einem ganzen Nachmittag auf etwa eine Stunde gesenkt werden – inklusive erheblich weniger Artefakten in den Daten. Für die Nachbearbeitung der 3D-Daten setzt der Forensiker auf die Software Artec Studio, die den Export in die gängigsten CAD-Systeme ermöglicht. Eine wichtige Methode für die Arbeit mit menschlichen Überresten ist die forensische Taphonomie, die Lehre von den verschiedenen sich überlagernden Prozessen und Veränderungen, denen ein Skelett über einen längeren Zeitraum ausgesetzt ist. Um diese Veränderungen zuverlässig aufzuwerten, sind hochauflösende Scans extrem hilfreich. Deshalb greift Dirkmaat inzwischen noch auf zwei weitere Artec-Scanner zurück: Den Artec Leo, einen komplett kabellosen 3D-Scanner mit Touchscreen zur Livekontrolle des Bildes, sowie den Artec Ray, Ein 3D-Langstrecken-Lagerscanner, der mit seiner Reichweite von 110 Metern sogar Landschaften scannen kann. Mit modernen 3D-Scannern den Tatort digitalisieren Mit dieser Scanner-Kombination kann Dirkmaat einen Tatort inzwischen innerhalb kürzester Zeit digital erfassen. Der Space Spider ist dabei für die feinen Details verantwortlich, der Artec Leo kann mittelgroße Objekte wie Gräber oder Autos scannen und der Artec Ray schließlich scannt die Umgebung in größerem Umkreis. Die Daten aller drei Scanner können anschließend softwareseitig zusammengeführt werden, sodass ein detailreiches 3D-Modell des Tatortes entsteht. Ein weiterer praktischer Nebeneffekt: Bei Bedarf können einzelne Knochen oder sogar das ganze Skelett mit Hilfe eines 3D-Druckers nachgedruckt und sogar als Beweismittel vor Gericht verwendet werden. Dirkmaat zumindest ist von der Lösung überzeugt: „Mit Space Spider, Leo, and Ray hat Artec der forensischen Anthropologie ein neues Gesicht gegeben. Ich habe die Artec-Scanner in meine täglichen Einsätze integriert. Ich nutze sie auch für meine regulären Kurse und die Sonderkurse für Ermittler, Polizeibeamte und Studenten. Die Resultate sind schlichtweg spektakulär. Die Teilnehmer begreifen den Scanprozess sehr schnell und die Detailtreue ist, insbesondere für die Kürze des Scanvorgangs, wirklich bemerkenswert“, so der forensische Anthropologe. Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
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