Antimaterie – was nach einem großen Wort klingt ist im Endeffekt nichts anderes als Materie mit umgedrehter elektrischer Ladung. Wenn sie auf “normale” Materie trifft, kommt es zu einer explosionsartigen Freisetzung von Energie, die man als Annihilation bezeichnet. Theoretisch müsste sich diese Reaktion doch hervorragend in Waffenform bringen lassen, oder? Gelänge es, eine Antimaterie-Bombe herzustellen, dann könnte die Atombombe auf gut Deutsch gesagt einpacken. Doch ist es überhaupt möglich, Antimaterie in einer Waffe zu verwenden? Kosten, physikalische Hindernisse und Containment Um es kurz zu machen: In naher Zukunft wird es keine Antimaterie-Bombe machen. Rolf Landua, ein Physiker vom CERN-Institut in der Schweiz, erklärt wieso nicht: “If you add up all the antimatter we have made in more than 30 years of antimatter physics here at CERN, and if you were very generous, you might get 10 billionths of a gram. Even if that exploded on your fingertip it would be no more dangerous than lighting a match.” Mit anderen Worten: Es gibt einfach nicht genug Antimaterie, um diese waffenfähig zu machen, und die Herstellung ist derart kompliziert, dass sich ein solches Projekt auch nicht lohnen würde. Es gibt eine Star-Trek-Episode, bei mittels einer Antimaterie-Materie-Reaktion ein erdähnlicher Planet nahezu vollständig zerstört wird. Dabei werden erstaunlich kleine Mengen verwendet. Laut Landua entspricht diese Sprengkraft nicht der Realität: 500 g Antimaterie entsprächen etwa der Sprengkraft von 19 Millionen Tonnen TNT. Hinzu kommt das Problem, das selbst wenn es möglich wäre, die Antimaterie-Produktion in einer entsprechenden Geschwindigkeit zu realisieren, die Herstellung eines Grammes davon astronomische Kosten verursachen würde. Aber selbst wenn Antimaterie in entsprechender Menge kostengünstig verfügbar wäre, gäbe es immer noch ein großes Problem: Das Containment. Antimaterie muss durch Magneten im leeren Raum gehalten werden, denn bei Kontakt mit Materie (auch in der Luft) kommt es sofort zu der Reaktion. Dies wäre speziell in einer portablen Bombe viel zu unsicher. Vom Antimaterie-Antrieb zur Waffe Gruppierungen wie die NASA und die US Air Force forschen momentan in Richtung eines Antimaterie-Antriebs. Diese nutzen kleine Antimaterie-Materie-Reaktionen, um damit winzige nukleare Explosionen auszulösen. Diese Technologie ließe sich theoretisch auch als Waffe einsetzen und würde zu einer weitaus kürzeren Kontamination als Atomwaffen führen. Allerdings würden die Kosten für derartige Waffensysteme dennoch in den Milliarden liegen, ganz zu schweigen davon, dass sowohl die NASA als auch die Air Force nicht mal im Ansatz in der Nähe der Fertigstellung eines Antimaterie-Antriebs ist. Friedliche Applikation: Treibstoff Antimaterie hat also auch eine friedliche Anwendungsmöglichkeit. Aus Sicht der NASA handelt es sich um den perfekten Raketentreibstoff. Mit Hilfe von Antimaterie als Treibstoff könnte die Strecke zum Mars innerhalb von 6 Wochen zurückgelegt werden. Mit den aktuellen Möglichkeiten würde die Reise zwischen 6 und 12 Monaten dauern. Die dahinterstehende Technologie heißt Antimatter Initiation Microfusion (AIM). Sie könnte als Katalysator für Bomben angewendet werden, aber eben auch als Treibstoff in der Raumfahrt. AIM ist um ein vielfaches effizienter als alle bekannten atomaren Reaktionen, weshalb nur geringe Mengen Antimaterie nötig wären, um ein Raumfahrzeug anzutreiben. Allerdings ist und bleibt die Lagerung ein Stolperstein. Der Bereich der Antimaterie-Forschung bleibt also interessant. Es geht nicht nur um theoretische, physikalische Erkenntnisse (die natürlich ebenfalls sehr wertvoll sind), sondern auch um praktische Anwendungsmöglichkeiten. Letztere werden aber erst relevant, wenn Antimaterie im großen Stil hergestellt werden kann. via From Quarks to Quasars Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
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