Wissenschaftler weltweit arbeiten an der Reduzierung der Kohlenstoffdioxid-Emissionen. Während er in der breiten Bevölkerung noch heiß diskutiert wird, ist sich die Wissenschaft eigentlich weitestgehend einig was den vom Menschen verursachten Klimawandel angeht. Eine Studie von Sergei Petrovskii, einem Professor für angewandte Mathematik an der University of Leicester im Vereinigten Königreich, legt nun nahe, dass die Situation bedrohlicher ist als bisher angenommen. Laut seiner Erkenntnisse bedroht der unkontrollierte Anstieg der Temperaturen die Menge an atembaren Sauerstoff auf der Erde und somit das Leben auf dem kompletten Planeten, so wie wir es kennen. Foto: Global Warming. The Earth became the newest Waterworld., Andrea Della Adriano, Flickr, CC BY-SA 2.0 Leben auf der Erde hängt von Phytoplankton ab In seiner Studie, die Petrovskii bereits Ende 2015 im Bulletin of Mathematical Biology veröffentlichte, simulierte Petrovskii mit Computermodellen die Entwicklung von Phytoplankton in den Ozeanen. Die mikroskopisch kleinen Pflanzen produzieren derzeit zwei Drittel des atmosphärischen Sauerstoffs auf der Erde. Petrovskii untersuchte die Fähigkeit des Phytoplanktons, bei bestimmten Temperaturen Photosynthese zu betreiben. Die Ergebnisse geben zumindest Grund zur Sorge: Ab einem bestimmten Punkt würden die Pflanzen die Photosynthese einstellen und somit auch keinen Sauerstoff mehr produzieren. Dieser Punkt würde laut Petrovskii ohne große Warnungen erreicht werden. Wenn die globale Erwärmung weiter so verläuft wie bisher, so schätzen Wissenschaftler, könnte bereits 2100 ein Wendepunkt im globalen Klima erreicht sein. Das würde bedeuten, dass in nur 84 Jahren das menschliche Leben auf diesem Planeten ernsthaft bedroht wäre. Es handelt sich um ein vermeidbares Szenario Bei diesem Szenario handelt es sich um eine plausibel eintretende Katastrophe, die aber vermieden werden kann. Um die Photosynthese durch Phytoplankton zu stoppen, müssten sich die Weltmeere um 6 Grad im Schnitt erwärmen. Die meisten Klimawissenschaftler gehen davon aus, dass der Klimawandel zu disaströsen Effekten führt, wenn die Temperaturen auf mehr als 2 Grad über dem Durchschnitt vor der industriellen Ära steigen. Auf der UN-Klimakonferenz in Paris wurden diese 2 Grad als globales Ziel der Bemühungen zur Reduzierung der CO2-Emissionen ausgegeben. Aktuelle Forschungsergebnisse gehen aber ebenso davon aus, dass es unwahrscheinlich ist, dass dieses Ziel noch eingehalten werden kann. Die Maßnahmen, die auf der Konferenz in Paris beschlossen wurden, seien einfach nicht genug. Laut Climate Action Tracker, einer unabhängigen Gruppe europäischer Klimaexperten, würden sich die globalen Temperaturen bei Einhaltung der auf der Konferenz gesteckten Ziele 2,7 Grad über dem Durchschnitt der präindustriellen Ära stabilisieren. Das würde nicht ausreichen, um das von Petrovskii angesprochene Szenario eintreten zu lassen, aber allemal ausreichen, um zu einem dramatischen Anstieg des Meeresspiegels, der Zerstörung von Korallenriffen und Gletschern und zu permanenter Änderung von globalen Klimazyklen zu führen. Es ist an der Zeit, aktiv zu werden Mit anderen Worten bedeutet das: Zwar sind wir momentan auf einem guten Weg, um zu verhindern, dass wir in knapp 90 Jahren mit zu wenig Sauerstoff dastehen, aber gleichzeitig tun wir noch nicht ansatzweise genug, um zu verhindern, dass der weltweite Klimawandel einschneidende Veränderungen für die Menschheit herbeiführen wird. Allerdings ist die Entwicklung, die die Menschheit in ihrer Wahrnehmung des Klimawandels in den letzten Jahrzehnten durchlief, vielversprechend und wird sich hoffentlich noch fortsetzen. Es bleibt zu hoffen, dass es noch nicht zu spät ist. Via IFLScience Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter