Aktuelle Klimaprognosen gehen im Regelfall nur bis ins Jahr 2100. Dies ist wenig verwunderlich, schließlich beinhaltet diese Beschränkung den Zeitraum, der die heute lebende Menschen noch betreffen wird. Ein Forscherteam hat nun aber weiter in die Zukunft geblickt und Szenarien für das Jahr 2500 entwickelt. Die Ergebnisse zeichnen ein drastisches Bild. Foto: Dry!, TheZionView View, Flickr, CC BY-SA 2.0 Das globale Klima ist träge Dass die Beeinflussung unseres Planeten durch den Klimawandel nicht gerade positiv ausfallen wird, ist weitestgehend Konsens. Erste entsprechende Auswirkungen sind bereits heute spürbar, etwa in Form von zunehmenden Wetterextremen. Gängige Klimaprognosen reichen nur bis zum Jahr 2100, was bisher im Grunde als ausreichendes Zeitintervall galt. „Aber inzwischen ist diese Marke nur noch eine Lebensspanne entfernt„, so Christopher Lyon von der McGill University in Quebec sowie seine Kollegen in ihrem Paper. Viele Auswirkungen, die wir heute oder in der Vergangenheit auslösen, werden sich erst mit deutlicher Verzögerung bemerkbar machen. Diese Trägheit des Klimasystems führt dazu, dass selbst ein sofortiger Stopp aller CO2-Emissionen sich erst in mehreren Jahrzehnten messbar auswirken würde. Die gestiegenen Temperaturen könnten uns jedoch auch über Jahrhunderte erhalten bleiben. Ozeane würden sich aktuellen Studien zufolge selbst beim direkten Stopp aller Emissionen noch über Jahrhunderte hinweg erwärmen. Forscher betrachten drei Szenarien Lyon und seine Kollegen haben sich mit der Frage ermittelt, was diese Veränderungen für die Welt der Zukunft bedeuten würden. Dabei kam eine Version des aus Großbritannien stammenden Atmosphären-Ozean-Modells HadCM3 zum Einsatz, das auch die Entwicklung von Landflächen und Vegetation beinhaltet. „Das HadCM3 ist in Bezug auf die Reaktion des Klimas auf externe Einflüsse repräsentativ, aber benötigt weniger Computerleistung als neuere Modelle„, so die Forscher. Wie oft bei derartigen Modellen differenzierten die Forscher zwischen verschiedenen Szenarien: Sie betrachteten die Entwicklung im Hinblick auf einen gut funktionierenden Klimaschutz, der das Erreichen des Zwei-Grad-Ziels ermöglicht, einen Klimaschutz, der zu einer Erwärmung von 2,6 Grad führen würde sowie einen sehr schlechten Klimaschutz, bei dem bis 2100 fast ungebremst CO2 ausgestoßen werden würde. Dabei konzentrierte das Team sich auf die Entwicklung von Temperaturen, die Veränderung der Vegetation sowie die Folgen der Erwärmung für die Landwirtschaft. Ohne guten Klimaschutz kommt es zu drastischen Veränderungen Ohne schnellen, effektiven Klimaschutz, so die Forscher, werden sich die Lebensbedingungen global betrachtet in den meisten Regionen drastisch verändern. Das Team prognostiziert eine Erwärmung, die sich noch über die nächsten Jahrhunderte fortsetzen wird, zumindest im mittleren und schlechtesten Szenario. „Dies resultiert in einer tiefgreifenden Restrukturierung der globalen Biome bis 2500„, so die Forscher. Ein Beispiel wäre etwa der Regenwald im Amazonas: „Heute beherbergt er ein Drittel der bekannten Spezies und absorbiert rund sieben Prozent des anthropogenen CO2-Emissionen„, erläutern die Forscher. Bis 2500 werden sich die Temperaturen und Niederschläge jedoch so stark verändern, dass aus dem Tropenwald eine öde, karge Landschaft wird. „Menschliche Präsenz und Infrastrukturen gäbe dort angesichts der hohen Temperaturen und Trockenheit dann kaum noch„, so die Wissenschaftler. Brauchen Menschen im Jahr 2500 Schutzkleidung im Freien? Die Temperaturen in vielen anderen Gebieten könnten derart drastisch steigen, dass die klimatischen Bedingungen für viele Menschen nur noch schwer erträglich wären. „Die Regionen, die heute schon Perioden extremer Hitzebelastung erleben, sind meist Wüstengebiete, aber auch der Indische Subkontinent und Teile des US-Südwestens sind betroffen„, heißt es in dem Paper. Die von den Hitzebelastungen betroffenen Gebiete würden sich bis 2500 auch in die gemäßigten Breiten ausdehnen. Außerdem würde die Dauer der heißen Phasen zunehmen. Bis 2500 würden Gebiete wie weite Teile Afrikas, Arabiens, Südostasiens, des Amazonasgebiets sowie Nordaustraliens für die Hälfte des Jahres extreme Belastungen durch Hitze erleben. Im Extremfall könnten in diesen Gebieten der Aufenthalt im Freien während der Hitzeperioden nur noch mit spezieller Schutzausrüstung möglich sein. „Der landwirtschaftliche Freiland-Anbau würde dort dann vorwiegend von automatisierten Robotern übernommen„, so die Forscher weiter. Nahrungsversorgung bricht ein Hiervon betroffen wäre auch die Nahrungsversorgung. Der Anbau der zehn wichtigsten Grundnahrungsmittel würde durch abnehmende Anbauflächen um 15 bis 18 Prozent zurückgehen. Betroffen wären auch wichtige Kalorienlieferanten wie etwa Kartoffeln, Süßkartoffeln, Weizen, Mais, Sojabohnen und Reis. „Zwischen 2100 und 2500 würde sich der Rückgang bei den tropischen Nutzpflanzen noch einmal fast verdoppeln. Bei den Pflanzen der gemäßigten Breiten würde sich die Lage sogar um das Sechsfache verschlechtern„, so Lyon und seine Kollegen. Die Abnahme der Anbaugebiete könnte auf 2,9 Prozent begrenzt werden, wenn das Zwei-Grad-Ziel eingehalten würde. Im Fall tropischer Grundnahrungsmittel würde die Anbaufläche dann sogar um 2,9 Prozent wachsen. Klimaschutz ist wichtiger denn je „Unsere Projektionen für die Welt jenseits des Jahres 2100 zeigen, dass sich ohne schnelle und signifikante Reduktionen der Treibhausgas-Emissionen weite Gebiete der Erde so verändern werden, dass sie für eine menschliche Besiedlung nicht mehr geeignet sind„, so die Wissenschaftler. Das Zeitfenster, um die Veränderungen weitestgehend zu verhindern, schließe sich jedoch sehr schnell. „Wir müssen daran denken, in welcher Welt unsere Kinder und Enkel künftig leben sollen und was wir jetzt tun können, um die Erde auch für sie lebensfreundlich zu erhalten“, so Lyon. Die Einhaltung der Pariser Klimaziele müsse daher mehr als bisher forciert werden. via McGill University Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
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