Ein israelisches Startup macht sich momentan einen Namen mit Linsen, die ihre optischen Eigenschaften automatisch in Echtzeit anpassen können. Diese Fähigkeit erlaubt es den Linsen, in Echtzeit auf eine bestimmte Entfernung zu fokussieren und eröffnet mannigfaltige Anwendungsgebiete, von Brillen (speziell Gleitsichtbrillen) hin zur Darstellung von Virtueller Realität.


Automatische Fokussierung dank Flüssigkristallen

Das Unternehmen heißt Deep Optics und hat die letzten drei Jahre damit verbracht, Linsen mit einer durchsichtigen Flüssigkristallschicht zu entwickeln, die aufgrund einer anliegenden elektrischen Spannung ihren Brechungsindex ändern können, also die Art, wie das Licht beim Durchwandern der Linse gebrochen wird. Die Stärke der Spannung beeinflusst dabei den Brechungsindex und wird selber wiederum aufgrund von Sensordaten verändert, aus denen hervorgeht, auf welchen Punkt das Auge des Trägers gerade zu fokussieren versucht. Erst kürzlich gelang es dem Unternehmen, 4 Millionen US-Dollar für die weitere Entwicklung der Linsen zu sammeln. Unter den Investoren ist auch Essflor, eine französische Firma, die Linsen für Brillen herstellt.


Neu ist die Technologie nicht. Die Linsen von Kameras in Smartphones fokussieren bereits seit längerem mit dieser Methode. Deep Optics behauptet aber, diese Technologie in größeren und optisch komplexeren Linsen einsetzen zu können. Das Unternehmen sieht das Haupteinsatzgebiet in Brillengläsern für Alterssichtigkeit (Presbyopie). Diese Art der Fehlsichtigkeit wird zumeist mittels Gleitsichtbrillen korrigiert, also Brillen, die über die Linse verteilt verschiedene Brechungsindizes haben. Diese Brillen schränken das Sichtfeld ein und können je nach Empfindlichkeit des Trägers zu Übelkeit führen. Beide Probleme währen mit automatisch fokussierenden Linsen behoben.

Lösung für Alterssichtigkeit

Deep Optics möchte die eigenen Linsen deswegen so einstellen, dass sie im “Normalbetrieb” ohne elektrische Spannung wie Fernsichtlinsen arbeiten. Versucht der Träger aber, ein Objekt im Nahbereich zu fokussieren (wie etwa ein Buch oder einen Computerbildschirm), wird dies von Sensoren, die die Augenbewegungen verfolgen registriert und an einen Prozessor im Brillengestell gesendet, der dann die benötigte Spannung berechnet, um die Linsen auf den gewünschten Punkt zu fokussieren. “The user doesn’t have to control it, doesn’t have to look through a specific area of the lens. [They] just have to look through the glasses as they would with any glasses prior to that”, erklärt Yariv Haddad, der CEO von Deep Optics.

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Noch ein langer Weg zur Marktreife

Unglücklicherweise für die Träger von Gleitsichtbrillen wird es noch eine ganze Weile dauern, bis Brillen mit den Linsen von Deep Optics im Handel erhältlich sind. Es existiert zwar ein grundlegender Prototyp, aber bis zur Marktreife der Linsen muss das Unternehmen noch eine Vielzahl an Problemen lösen. Speziell das Tracking-System für die Augenbewegungen ist noch stark ausbaufähig. Außerdem ist der Prototyp noch recht groß, und laut Haddad ist es eine große Herausforderung, die benötigten Komponenten so weit zu verkleinern, dass sie in ein Brillengestell passen. Der CEO von Deep Optics erwartet, dass es bis zu ersten intensiven Tests mit Konsumenten noch bis zu zwei Jahre dauern wird.

Laut Haddad ergeben sich für die Linsen noch andere Einsatzbereiche als die Verwendung in gewöhnlichen Brillen. Zum Beispiel stellen die Linsen eine Möglichkeit dar, VR-Brillen zu einer natürlicheren Fokussierung zu verhelfen.

via MIT Technology Review

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