Moderne Krebstherapien stellen immense Eingriffe in den menschlichen Körper dar – und ihre Wirkungen sind komplex. Vor dem Einstieg in eine Behandlung gibt es keine Sicherheit darüber, wie sie ausgeht und Ärzte liegen mit ihren Prognosen erstaunlich oft daneben: Die von menschlichen Doktoren verordneten Therapien erzielen eine Ansprechrate von gerade einmal 53 Prozent, wenn das Computersystem diese nicht empfiehlt. Der digitale Zwilling soll in Zukunft deutlich mehr Treffsicherheit bringen – und dabei die Überlebensrate steigern.


Der digitale Zwilling als Prognosesystem

Algorithmus errechnet Erfolgschancen aus biologischen Eckdaten

Von 53 auf 75 Prozent könnte die Ansprechrate von Krebstherapien nach neuen Erkenntnissen steigen, wenn die Behandlung vorher am digitalen Zwilling ausprobiert wird. Der digitale Zwilling ist ein Computersystem, das anhand möglichst detaillierter biologischer Eckdaten eines Patienten die Heilungsaussichten einer Behandlung errechnet. Das System bezieht für seine Berechnungen auch die Sequenzierungsdaten einer Gewebeprobe mit ein. Forscher stellten das Projekt auf dem europäischen Krebskongress in Barcelona vor, unter anderem beteiligt ist die Onkologin Uzma Asghar vom britischen Krebsforschungsinstitut The Royal Marsden NHS Foundation Trust.

Bei Chemotherapien bestimmter Tumore bereits eine hohe Trefferquote

In den bisherigen Tests berechnete der Computer die Heilungschancen im Nachhinein, als die Therapie mehr oder weniger erfolgreich abgeschlossen war. Bei Chemotherapien an bestimmten Tumoren lag die künstliche Intelligenz zu etwa 75 Prozent richtig, und mit mehr Patientendaten ließe sich die Trefferquote höchstwahrscheinlich noch steigern. Im Bereich der Strahlentherapie ist das digitale Orakel noch nicht so weit fortgeschritten, aber auch daran arbeiten die Wissenschaftler noch.


Bis zum Einsatz braucht die KI noch viele weitere Daten

Der Algorithmus hat bislang mit den Daten von 10.000 Patienten trainiert, an dieser Stelle gibt es ebenfalls deutliches Steigerungspotential. Also ist jetzt noch Datensammeln angesagt, um den schlussendlichen Beweis für die Sinnhaftigkeit digitaler Zwillinge in der Krebsbehandlung zu erbringen.

Quelle: science.orf.at

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