Experten und die meisten Politiker sind sich einig: Die Erneuerbaren Energien müssen in den nächsten Jahren massiv ausgebaut werden. Nur so kann es gelingen, das Zeitalter der fossilen Energiegewinnung hinter uns zu lassen. Doch so klar diese grundsätzliche Ausrichtung auch ist: Bei Detailfragen kommt es immer wieder zu Diskussionen. Dies beginnt schon bei der vermeintlich einfachen Frage, was als nachhaltiger Energieträger gilt und was nicht. Aktuell entzündet sich diese Diskussion an der Nutzung von Holz zur Strom- und Wärmegewinnung. Grundsätzlich gibt es hier zwei Positionen. Die einen verweisen darauf, dass bei jeder Baumfällung Holzabfall anfällt, der schlicht nicht anders genutzt werden kann. Die Verwertung zur Energiegewinnung trägt somit zu einer wirtschaftlichen Waldnutzung bei. Andere wiederum warnen davor, dass früher oder später nicht nur Abfallprodukte verheizt werden, sondern auch Bäume und Wälder gefällt werden, um die Nachfrage nach Pellets zu decken.


Bild: böhringer friedrich, CC BY-SA 2.5 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5>, via Wikimedia Commons

Das EU-Parlament entschied sich gegen einschneidende Änderungen

Diese Streitfrage beschäftigte nun auch die Europäische Union. Dort hatte die EU-Kommission zunächst vorgeschlagen, primäre Biomasse schlicht aus der Erneuerbare-Energien-Richtlinie zu streichen. Entsprechende Anlagen hätten dann keine Förderung mehr erhalten und könnten auch nicht mehr Geld mit dem EU-Emissionshandelssystem verdienen. Das EU-Parlament wiederum wollte zunächst zumindest Holz als nachhaltigen Energieträger streichen. In der finalen Abstimmung kam es dann aber doch anders: Die Abgeordneten stimmten dafür, die bisherige Regelung beizubehalten. Ganz erledigt ist die Sache damit aber noch nicht. Denn nun muss noch im sogenannten Trilog mit den Mitgliedsstaaten und der EU-Kommission eine Einigung erzielt werden. Es ist damit aber eher unwahrscheinlich, dass Betreiber von Nahwärmeheizwerken und stromerzeugenden Anlagen auf Holzbasis mit erheblichen Einschnitten rechnen müssen. Letztlich liegt die Verantwortung damit weiterhin bei den Mitgliedsstaaten: Diese müssen für eine nachhaltige Waldnutzung sorgen.

Biomasse spielt eine wichtige Rolle bei der Energiewende

Die Diskussion wirft aber auch ein Schlaglicht auf eine besondere Thematik. Denn beim Ausbau der Erneuerbaren Energien wird immer viel über Wind- und Solarenergie diskutiert. Tatsächlich spielt aber die Biomasse vor allem bei der Wärmeversorgung eine enorm wichtige Rolle. Hier gilt aber wie bereits erwähnt: Nachhaltig ist die Sache nur, wenn sie mit Augenmaß betrieben wird. Werden etwa bestehende Ökosysteme zerstört, um dort Pflanzen für die Biomasse-Nutzung anzubauen, ist dies kein sinnvoller Ansatz. Ähnliches gilt, wenn zu viele Flächen für den Nahrungsmittelanbau aufgegeben werden. In Deutschland gibt es daher die sogenannte Biomassestrom-Nachhaltigkeitsverordnung. Anlagenbetreiber müssen sich somit zertifizieren lassen und nachweisen, dass die Bioenergie oder die Biokraftstoffe umwelt-, klima- und naturschonend hergestellt werden. In anderen Ländern existieren teilweise ähnliche Regelungen, eine europaweite Regelung existiert bisher aber nicht.


Via: Der Standard

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