Auch in diesem Jahr bleibt die sogenannte Weltuntergangs-Uhr, die den Bedrohungstand der Menschheit durch diverse Faktoren darstellt, auf 100 Sekunden vor 12. Dies ist ein Rekordwert, der im Laufe der Geschichte der Uhr vorher lediglich ein Mal erreicht wurde. Die derzeitige Bedrohung rührt vor allem von Faktoren wie den Klimawandel, Desinformation, politische Konflikte und atomares Aufrüsten her, wie das Wissenschaftler-Komitee des „Bulletin of the Atomic Scientists“ erklärt. 2022: Rekordwert bleibt bestehen Das „Bulletin of the Atomic Scientists“ (BAS) wurde unter anderem von Albert Einstein und J. Robert Oppenheimer gegründet. Seit 1947 bewertet ein Komitee des BAS die Gefährdungslage der Menschheit und feiert somit mit dieser Tätigkeit dieses Jahr das 75. Jubiläum. Diese wird dann in Form eines Zeigerstands auf der Weltuhr dargestellt, der anzeigt, wie nah die Menschheit an der Zerstörung durch Konflikte, Waffen oder sonstige menschengemachte Technologien und Probleme ist. Im Jahr 2018 wurde die Doomsday Clock erstmals seit Ende des kalten Krieges wieder auf zwei Minuten vor zwölf gestellt. 2020 wurde diese Einschätzung auf 100 Sekunden vor 12 korrigiert und erreichte so einen neuen Rekordwert. Dass diese Einschätzung nun 2022 erhalten bleibt, bietet Anlass zur Sorge. „Diese Entscheidung bedeutet keineswegs, dass sich die internationale Situation stabilisiert hat – im Gegenteil. Die Uhr steht weiterhin so nah wie nie zuvor an einer Apokalypse, die unsere Zivilisation beenden könnte. Die Welt bleibt in einer extrem gefährlichen Lage„, so das Komitee des BAS. Die WissenschaftlerInnen betonen allerdings, dass es 2021 auch einige positive Entwicklungen gegeben habe, darunter die Stabilisierung der politischen Lage in den USA und die damit verbundene Rückkehr des Landes zum Pariser Klimaabkommen und zum Verhandlungstisch des Iran-Atomabkommens. Globale Sicherheitslage ist bedenklich Allerdings beobachten die ForscherInnen auch einige negative Trends in der globalen Sicherheitslage. Ein wesentlicher Faktor sind etwa die schwelenden politischen Konflikte zwischen Großmächten wie China, den USA und Russland. Insbesondere den Ukraine-Konflikt hebt das Komitee hervor. Außerdem rüsten alle drei atomaren Supermächte weiter auf und führten Tests mit hypersonischen Raketen durch. Auch Nordkorea ist ein Faktor, der die globale Sicherheitslage weiterhin stark gefährdet. Das Land setzte 2021 die Bemühungen um die Entwicklung von Mittel- und Langstreckenraketen fort. Im Iran wird derweil weiterhin Uran angereichert, während Verhandlungen um ein Atomabkommen so lange blockiert werden, bis alle Sanktionen aufgehoben werden. Ein atomares und konventionelles Aufrüsten gibt es auch auf Seiten Indiens und Pakistans. „Wenn all dies nicht eingedämmt wird, könnte dies den Beginn eines gefährlichen neuen Rüstungswettlaufs markieren„, so das BAS. Klimawandel und Covid-19 Neben der globalen Sicherheitslage bewertet das Komitee auch den Klimawandel als wesentlichen Risikofaktor für die Menschheit. Es gäbe ein großes Missverhältnis zwischen dem bestehenden Handlungsbedarf und den tatsächlichen Taten. Trotz der positiven Zeichen auf der Weltklimakonferenz in Glasgow hinken die größten Emittenten auch weiterhin dem notwendigen Minimum hinterher, so die ForscherInnen. Zu dieser Bedrohung kommt die Corona-Pandemie, die zeigte, wie groß die Auswirkungen biologischer Bedrohungen auf die Menschen, die Wirtschaft und die Politik haben können. „Doch was die Welt in dieser Pandemie erlebt hat, ist noch lange nicht das Worst-Case-Szenario„, so das BAS. Covid-19 sei mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht die letzte biologische Bedrohung gewesen, mit der die Menschheit konfrontiert wurde. „Wir können es uns nicht länger leisten, die biologischen Gefahren auszuklammern. Wenn wir das tun, werden Krankheiten und die Menschenleben, die sie fordern, die Zeiger noch näher an Mitternacht schieben„, erklärt Asha M. George, die Mitglied des BAS ist. Desinformation und Hacking bedrohen die Sicherheit Einen weiteren bedrohenden Faktor sehen die WissenschaftlerInnen in der globalen Informationslage und den immer weiter zunehmenden Desinformationen. Diese sähen Misstrauen in demokratische Institutionen und gegenüber der Wissenschaft. „Technologie hat zu einem Meinungsklima beigetragen, in dem kein rationales Argument und kein Beweis mehr Verschwörungsgläubige zur Einsicht bringen kann. Das resultiert in einer Spaltung des allgemeinen Verständnisses darüber, was Wahrheit ist„, so Herb Lin vom BAS. Des Weiteren haben Cyberangriffe gegen Institutionen und Unternehmen 2021 neue Dimensionen erreicht. Beispiele wie der SolarWinds-Hack von Microsoft Exchange oder die Zunahme von Ransomeware-Attacken verdeutlichen, dass Cybersicherheit ein wichtiges Problemfeld ist. Unterm Strich sehen die WissenschaftlerInnen des BASX einen akuten Handlungsbedarf, um die aktuellen Bedrohungen für die menschliche Zivilisation zu mildern oder im Idealfall zu beseitigen. „ Wenn die Uhr auf 100 Sekunden vor zwölf steht, dann betrifft dies uns alle. Die Lage ist gefährlich und labil und die Zeit zu Handeln ist jetzt„, so das Komitee. via Bulletin of the Atomic Scientists Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter