Die Bundesregierung hat erst kürzlich eine eigene Wasserstoff-Strategie vorgestellt. So sollen Produktionsanlagen unter anderem dadurch gefördert werden, dass der benötigte Strom von der EEG-Umlage befreit wird. Das Dresdner Startup Sunfire konnte dadurch allerdings nicht überzeugt werden. Denn das Unternehmen baut zwar gemeinsam mit Partnern die weltweit erste Anlage zur Produktion von synthetischen Kraftstoffen im industriellen Maßstab. Bei der Standortwahl setzte sich allerdings Norwegen durch. Der simple Grund: Dort ist ausreichend Ökostrom vorhanden, um das energieintensive Elektrolyseverfahren zur Produktion von Wasserstoff ohne fossile Energieträger betreiben zu können. Dies ist kein ganz unwichtiger Punkt: Denn nur wenn bei der Herstellung des Wasserstoffs keine Emissionen verursacht werden, ist auch die spätere Verwendung des Rohstoffs wirklich klimafreundlich.


Das Ziel: 100 Millionen Liter ab dem Jahr 2025

Das von Sunfire nun erstmals im großen Stil geplante Verfahren ist auch als Power-to-X-Technologie bekannt. Grundsätzlich geht es darum, mithilfe von Energie Wasser und CO2 in Wasserstoff zu verwandeln. Dieser kann dann entweder direkt genutzt werden – etwa in der Brennstoffzelle eines Wasserstoffautos. Es ist aber auch möglich, die Energie auf diese Weise zu speichern und den Rohstoff später wieder in Strom oder Gas zu verwandeln. Noch einen Schritt weiter geht man bei Sunfire. Dort möchte man letztlich synthetische Kraftstoffe gewinnen, um die Klimabilanz von klassischen Verbrennungsmotoren zu verbessern. Konkret sollen in der geplanten norwegischen Anlage schon ab dem Jahr 2025 rund 100 Millionen Liter an synthetischen Kraftstoffen produziert werden. Die ersten Kunden werden dann aus der Luftfahrtbranche kommen.


Zu Beginn ist der Preis noch deutlich zu hoch

Aus rein technologischer Sicht ist das Verfahren bereits ziemlich ausgereift. Dass die Produktion synthetischer Kraftstoffe bisher nicht über einige Modellprojekte hinausgekommen ist, hat einen anderen simplen Grund: Sie sind schlicht noch zu teuer. Auch Sunfire plant zunächst mit einem Preis von 3,50 Euro pro Liter. Durch die schnelle Umstellung auf die Massenproduktion sollen die Kosten anschließend aber stark sinken. So kalkuliert das Unternehmen bei einem Ausstoß von 100 Millionen Litern pro Jahr nur noch mit Preisen von 1,50 pro Liter. Langfristig wird dann sogar die Marke von 1,20 Euro angepeilt. Damit wären die synthetischen Kraftstoffe dann preislich auf einem Level mit anderen Biokraftstoffen. Auch in anderen Bereichen sind die Pläne ambitioniert. So soll das benötigte CO2 irgendwann vollständig aus der Luft gefiltert werden.

Via: Handelsblatt

1 Kommentar

  1. Andro Wegner

    9. Juni 2020 at 11:42

    H2 entsteht nicht aus Strom und CO2. Wie das gehen soll, muss mir jemand vormachen. H2 entsteht durch Elektrolyse aus H2O (Wasser). Wenn man dann einen künstlichen Kraftstoff will – egal ob Methan (CH4) oder eine längere organische Verbindung wie künstliches Benzin oder Kerosin – gibt man CO2 dazu. Im Moment kommt das CO2 für die Sunfire-Anlage aus Industrie-Anlagen. Später soll es dann direkt aus der Luft kommen.

    Sunfire wurde meines Wissens mit Bundes- und Landesmitteln gefördert. Leider ist man hierzulande nicht schlau genug, um die vorhandenen Möglichkeiten sinnvoll zu koordinieren. Denn grünen Überschussstrom gibt es schon lange in großen Mengen. Aber wir stehen erst am Anfang, ihn sinnvoll zu nutzen, statt abzuregeln. Die Grünen haben im Bundestag darum gebettelt, dass da endlich was kommt.

    Und es gibt auch günstige Verfahren, um aus Abwasser, Gülle etc günstigen H2 herzustellen. (Ebenfalls eine deutliche Firma). Nur verbreitet sich die Kunde scheinbar eher in den USA oder Australien als in Deutschland.

    Schade. So viele sinnvolle, geförderte Projekte, so wenig gelungene Vernetzung & Unternehmenskultur.

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