Zwar haben die Regenfälle in jüngerer Vergangenheit wieder zugenommen, aber entgegen dem ersten Anschein ist der Grundwasserspiegel in Europa immer noch niedriger als er eigentlich sein sollte, wie Forscher:innen mittels Messungen per Satelliten herausfanden. Nach den extremen Dürrejahren 2018 und 2019 haben sich die Böden und das Grundwasser aus 2022 kaum erholt, weshalb die Trockenphase in Europa trotz zwischenzeitlich niedergegangener starken Regenfälle weiter an. Bild: Andreas Kvas / TU Graz Satellitendaten geben Aufschluss Dass der Klimawandel sich auch in Europa bemerkbar macht, ist längst kein Geheimnis mehr. Ein Beispiel sind neben den Dürrejahren 2018 und 2019 auch die heftigen Starkregenfälle, die im Juli 2021 über Westdeutschland niedergingen. Davor war es ingesamt drei Jahre lang zu trocken und heiß, nämlich 2018, 2019 und 2020. Durch den Regenmangel trockneten Flüsse aus, Ernten verdorrten und ganze Waldgebiete wurden braun und starben ab. Begleitet wurde dies von neuen Hitzerekorden auf dem gesamten Kontinent. In ihrer Art und Weise war diese Dürre für Europa historisch einzigartig, wie Vergleichsanalysen ergaben. 2021 folgte dann ein deutlich regenreicheres Jahr mit einem weniger heißen Sommer, sodass Wälder, Böden und Grundwasser einen Teil der bestehenden Wasserdefizite wieder ausgleichen konnten. Der Sommer 2022 war dann jedoch einer der wärmsten, die in Europa jemals gemessen wurden, und auch die Regenfälle blieben in weiten Teilen des Kontinents erneut zu großen Teilen aus. Dies ging so weit, dass austrocknende Flüsse in Frankreich zu Problemen mit der Kühlung von Atomkraftwerken führte. Grundwassersituation in Europa weiter angespannt Torsten Mayer-Gürr und Andreas Kvas vom Institut für Geodäsie an der TU Graz wollten der Frage nachgehen, was genau diese Dürrephase für das Grundwasser in Europa bedeutet. Als teil eines europäischen Teams überwachen sie die weltweiten Grundwasservorkommen mittels Satellitengravimetrie. Dabei werteten sie im Rahmen des Projekts „Global Gravity-based Groundwater Product” (G3P) werteten die Forscher Daten der Mission GRACE-FO aus, in deren Rahmen zwei Satelliten gemeinsam in einem Abstand von 200 Kilometern um den Globus kreisen. Die Masse des Grundwassers im Untergrund sowie anderer großen Wassermassen beeinflusst das Schwerefeld der Erde, wodurch sich die Kraft verändert, mit der die Erdanziehung an den Satelliten „zieht“. So verändert sich ihre relative Position. Diese wiederum kann von den beiden Satelliten auf den Mikrometer genau überwacht werden. „Wir haben alle fünf Sekunden eine Abstandsmessung und damit etwa eine halbe Million Messungen pro Monat. Daraus bestimmen wir dann Schwerefeldkarten“, erläutert Mayer-Gürr. Das Resultat ist eine komplette Schwerefeldkarte der Erde, die monatlich aktualisiert wird. Indem sie die Karte mit allen Faktoren abgleichen, die das Schwerefeld der Erde beeinflussen können, erhalten die Forscher:innen des G3P-Projekts einen recht genauen Überblick über die Grundwasserstände. Die Daten zeigen, dass in Europa weiterhin ein erhebliches Grundwasserdefizit besteht. Seit 2018 gab es keinen signifikanten Anstieg der Grundwasserspiegel auf dem Kontinent, weshalb die Pegel auch weiterhin niedrig sind. Die Wassersituation in Europa ist daher nach Einschätzung der Forscher problematisch. „Ich hätte mir vor ein paar Jahren nicht gedacht, dass Wasser hier in Europa einmal ein Problem sein könnte, vor allem in Deutschland oder Österreich. Wir bekommen hier tatsächlich Probleme mit der Wasserversorgung, da müssen wir uns Gedanken machen„, so Mayer-Gürr. via Technische Universität Graz Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
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