Nach längerem Hin und Her will die EU nun Nägel mit Köpfen machen: Per Gesetz soll dem Kabelsalat bei Elektrogeräten ein Ende gemacht werden. Am Donnerstag wurde ein Gesetzesentwurf verabschiedet, der die Hersteller von Geräten wie Smartphones, Tablets, Laptops oder Digitalkameras dazu bringen soll, auf ein einheitliches Ladeverfahren zu setzen, konkret auf USB-C. Von dem Gesetz wäre vor allem Apple betroffen. Steht Apples Lightning-Anschluss vor dem Aus? Apple setzt in Sachen Smartphones noch auf einen proprietären Anschluss: Die iPhones werden schon seit dem iPhone 5 über den Lightning-Anschluss geladen, der den bis dahin verwendeten 30-poligen Anschluss ersetzte. Bei den iPads und MacBooks hingegen verwendet auch Apple inzwischen USB-C. Das Argument Apples gegen eine Pflicht zur Verwendung einer einheitlichen Lademöglichkeit war bisher stets, dass es sich dabei um ein Innovationshemmnis handele. So würde ein entsprechendes Gesetz etwa verhindern, dass Geräte ganz ohne Stecker entwickelt würden. Das ist eine Richtung, die Apple in Zukunft durchaus einschlagen könnte – dem iPhone 12 lag bereits kein Ladekabel mehr bei. Mit diesem Ansatz ist Apple nicht alleine. Auch Hersteller wie Huawei, OnePlus und Xioami bewegen sich in diese Richtung. Nicht mehr wie bisher auf Lightning setzen zu können dürfte Apple hingegen weniger ausmachen, da es unabhängig von der gesetzlichen Entwicklung nur konsequent wäre, wenn der Wechsel hin zu USB-C auch bei den iPhones erfolgen würde. Auch die EU-Kommission hofft, mit dem Gesetz dazu beitragen zu können, dass Ladegeräte und -kabel nicht mehr wie selbstverständlich den Geräten beiliegen. Der Gedanke dahinter ist, dass bei einem einheitlichen Ladestandard nicht mehr unnötig viele Ladegeräte verwendet werden müssten. 24 Monate Übergangsfrist Der Entwurf umfasst bisher nur den geräteseitigen Anschluss für das Laden. Die Ladegeräte sollen zu einem späteren Zeitpunkt jedoch auch vereinheitlicht werden. Es sind aber Pflichtangaben wie die Höchstleistung in Watt, die ein Gerät zum optimalen Laden benötigt, vorgesehen. So sollen Verbraucher einzelne Geräte besser vergleichen und entscheiden können, welche Ladegeräte mit welchen Geräten kombiniert werden können. Laut der Kommission soll das Gesetz eine „ offene und interoperable Lösung zur Verfügung zu stellen und gleichzeitig technologische Innovationen zu ermöglichen„. Die Kritik, dass so Innovation gehemmt würde, teilt man bei der EU nicht. Mit einer Übergangszeit von 24 Monaten will man der Industrie ausreichend Zeit geben, ihre Prozesse entsprechend anzupassen. Kommission will Elektroschrott und Emissionen vermeiden Das Gesetz soll dafür sorgen, dass unter dem Strich 980 Tonnen Elektromüll vermieden werden, was zu Einsparungen von bis zu 250 Millionen Euro pro Jahr führen soll. Zusätzlich schätzt die Kommission, dass durch das Gesetz etwa 180 Kilotonnen CO2-Äquivalente pro Jahr weniger emittiert werden. Der Entwurf wartet nun noch auf die Zustimmung des EU-Parlaments und des Ministerrats. Die europäischen Abgeordneten bestanden in der Vergangenheit bereits wiederholt auf einem einheitlichen System zum Laden von Elektrogeräten, es steht also zu erwarten, dass das EU-Parlament dem Gesetz zustimmen wird. Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter