Kernza ist eine Weizensorte der besonderen Art. Anders als die, die heute angebaut werden, wächst er nach der Ernte nach und kann in den kommenden Jahren immer wieder abgeerntet werden. Er entwickelt, anders als einjährige Pflanzen, Wurzeln, die bis zu drei Meter tief in den Boden eindringen, sodass er Trockenperioden besser übersteht. Er braucht weniger Dünger und erspart dem Landwirt das jährliche Pflügen, Eggen und Aussähen.


Bild: Michl/TU Graz

Der Boden bleibt gesünder

Weil der Boden weniger bearbeitet und verdichtet wird, kann er Wasser wesentlich besser aufnehmen, was zum Hochwasserschutz beiträgt. Der geringere Einsatz von Chemie hält den Boden gesünder, was zu einer erhöhten Diversität an Mikroorganismen führt, aus der sich der mehrjährige Weizen die benötigten herauspicken kann. Auch höhere Organismen profitieren von den mehrjährigen Pflanzen: Es siedeln sich mehr Regenwürmer und Käfer an. Gezüchtet worden ist er im US-Bundesstaat Kansas durch Kreuzen von einjährigem Weizen und des mehrjährigen Grases Thinopyrum intermedium.


Der Ernteertrag lässt noch zu wünschen übrig

Forscher der Technischen Universität Graz in Österreich wollten wissen, ob dieser Weizen wirklich so ideal ist wie er auf den ersten Blick aussieht. Größte Einschränkung für den Einsatz des mehrjährigen Getreides ist der derzeit noch geringere Ertrag im Vergleich zum einjährigen Weizen, der aktuell bei nur rund 20 Prozent liegt. Allerdings ist die Züchtungsgeschichte von Kernza erst rund 20 Jahre alt und man geht davon aus, dass in den nächsten 30 bis 50 Jahren der Ertrag von einjährigen Pflanzen erreicht wird.

USA haben Kernza schon zugelassen

„Der Ertrag nimmt ab dem zweiten, dritten Jahr stark ab“, sagt Kristina Michl vom Institut für Umweltbiotechnologie der österreichischen Hochschule. „Man könnte dieses mehrjährige Getreide in eine Fruchtfolge integrieren und es nach drei bis fünf Jahren entfernen, um andere Sorten einzubringen. So kann sich der Boden für einige Jahre vom jährlichen Getreidewechsel erholen.“

In den USA ist Kernza für die Lebensmittelproduktion bereits zugelassen, in Europa läuft das Verfahren noch. Es wird schon für die Herstellung von Brot, Keksen, Crackern und anderen Backwaren genutzt. Vom Geschmack und den Backqualitäten her erinnert es dabei mehr an Roggen als an Weizen.

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