Die Stoßzähne der Elefanten sind keinesfalls nur zur Zierde da, die Tiere benötigen sie zu verschiedenen Zwecken. Sie graben damit nach Grundwasser, schälen den Baobab-Baum, um seine Rinde zu fressen und setzen sich gegen Artgenossen zur Wehr. Nicht nur die männlichen Dickhäuter sind mit Stoßzähnen ausgestattet, auch viele Weibchen haben welche. Elefanten-Bullen sterben ohne ihren Elfenbeinschmuck jedoch schon als Embryo im Mutterleib ab, während es bei den Weibchen gute Überlebenschancen gibt. Der evolutive Vorteil der stoßzahntragenden Tiere hat sich allerdings nun marginalisiert – und das macht sich deutlich bemerkbar. Immer mehr Elefanten haben von Natur aus keine Stoßzähne Nur ein Zehntel der Elefanten überlebte den Bürgerkrieg Von 1977 bis 1992 tobte in Mozambik ein Bürgerkrieg, die erbitterten Gegner hatten eines gemeinsam: Sie sicherten sich ihre Finanzierung durch die Elefantenjagd und verkauften das Elfenbein. Im Gorongosa-Nationalpark lebten 1972 noch 2542 Elefanten — als der Krieg beendet war, blieben noch 242 übrig, ein trauriges Zehntel der ursprünglichen Herden. Trugen Anfang 1970 noch 18,5 aller Weibchen keine Stoßzähne, waren es Anfang der 1990er Jahre mehr als 50 Prozent! Die Zahlen stammen aus der Studie eines Forscherteams der Universität Princeton, veröffentlicht im Fachmagazin »Science«. Elefanten verlieren ihre wertvollen Alltagshilfen Auch in anderen afrikanischen Ländern hatten die sanften Dickhäuter unter Wilderei zu leiden, dort tritt ein ähnlicher Effekt auf. Der Überlebensvorteil »Stoßzahn« hat sich über einen längeren Zeitraum in einen heftigen Nachteil verwandelt und sortierte sich so allmählich von selbst aus. In der Serengeti beobachtete beispielsweise Dennis Rentsch, langjähriges Mitglied der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF) und Elefantenforscher in Tansania, das gehäufte Auftreten von Elefantenkühen ohne oder mit sehr kleinen Stoßzähnen. »Elefanten mit großen Stoßzähnen leben heutzutage vor allem in den am besten geschützten Gebieten«, fügt er an. Ohne Wilderei können Elefanten also ihre nützliche Ausstattung behalten – doch wenn sie regelmäßig dafür sterben müssen, verlieren sie die wertvollen Alltagshilfen. Diese Art der Selektion durch menschliches Eingreifen tritt auch bei Fischen auf: Begehrte Fischarten wurden in letzter Zeit immer kleiner, weil die Kleinsten eher aus den Fischernetzen entkommen. Und die Dickhornschafe in Kanada entledigen sich sozusagen ihrer Hörner, indem diese vom Menschen begehrten Stücke allmählich schrumpfen. Quelle: tagesspiegel.de Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
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