Die Tasten von Klavieren der Pianofortemanufaktur Sauter in Spaichingen im Landkreis Tuttling en sind künftig, wie historische Instrumente, mit Elfenbein belegt. Dabei ist der Handel mit diesem Naturprodukt seit 1989 verboten. Der Widerspruch löst sich auf, wenn man in ein Labor des Max-Planck-Instituts für Festkörperforschung in Stuttgart schaut. Dort stellen Dieter Fischer und Sarah Parks, die normalerweise ungewöhnliche Metallstrukturen oder komplexe Metalloxide entwickeln, in denen exotische Quanteneffekte auftreten, synthetisches Elfenbein her. Künftig übernimmt diese Produktion das neu gegründete Unternehmen Ivortec. Schon die ersten Ergebnisse waren vielversprechend Die Festkörperforscher analysierten zunächst echtes Elfenbein. Sie stellten fest, dass es aus Hydroxylapatit- Partikeln besteht, die in einem Gerüst aus Kollagen stecken, einem Protein, das dem Elfenbein Zähigkeit verleiht. Um es zu synthetisieren wählten sie die einfachste Lösung, die sich denken lässt. Sie vermischten Hydroxylapatit mit gelöster Gelatine. Einen Teil der Flüssigkeit ließen sie verdampfen, indem sie Wärme zuführten. Von deren Temperatur hing die Qualität des Endproduktes ab. Die jetzt zähe Masse, die übrig blieb, füllten sie in Formen und ließen sie trocknen. In diesem frühen Stadium wiesen sie schon viele Eigenschaften natürlichen Elfenbeins auf, die Pianisten schätzen. Es fühlt sich warm an, nimmt dir Feuchtigkeit der Spielfinger gut auf und ist rutschfest. Sauter-Pianisten halfen bei der Optimierung Die Prototypen landeten bei Sauter, dessen Geschäftsführer Otto Hott sich 2014 die Entwicklung synthetischen Elfenbeins gewünscht hatte. Seine Mitarbeiter formten das Material mit den gleichen Techniken, mit denen früher Elfenbein behandelt wurde. Die Pianisten des Unternehmens testeten die synthetischen Tastenauflagen und signalisierten ihre Verbesserungsvorschläge nach Stuttgart. Um die Rutschfestigkeit zu optimieren baute Fischer sogar einen künstlichen Finger aus Leder, mit dessen Hilfe sich die Kraft zwischen Finger und Tastenauflage messen ließ. Das Endergebnis ist synthetisches Elfenbein, das sich von natürlichem nicht unterscheiden lässt. Das bestätigt auch der Konzertpianist Eugene Mursky, der bereits auf Klavieren mit Tastenauflagen aus echtem Elfenbein gespielt hat. Synthetisches Elfenbein ist feuerfest Das synthetische Material, das nahezu beliebig eingefärbt werden kann, lässt sich auch als Ersatz für Kunststoffe einsetzen, etwa bei Schachfiguren. Ein Max-Planck-Mitarbeiter hat das bereits realisiert. Auch Möbelbauer und Yachthersteller könnten das Material nutzen. Es sieht edel aus und ist äußerst feuerfest. Es fängt, anders als Kunststoff, erst bei einer Temperatur von 1000 Grad Celsius Feuer. via MPG.de Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
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