Der EM Drive machte in den letzten Jahren einige Schlagzeilen. Der revolutionäre Antrieb soll Vortrieb quasi aus dem Nichts erzeugen und ein Raumschiff in 70 Tagen zum Mars bringen können. Es gibt nur ein Problem: Nach den aktuellen Gesetzen der Physik sollte er nicht funktionieren. Nach einem geleakten Bericht der NASA von den Tests des kontroversen Antriebs soll nun aber ein funktionierender EM Drive konstruiert worden sein.


Gegen die Physik

Das Konzept des EM Drive widerspricht Newtons drittem Gesetz, das auch als Wechselwirkungsprinzip bekannt ist und besagt, dass in einem geschlossenen System die Summe der Kräfte immer Null ist. Nach unserem aktuellen Verständnis der Physik muss ein Antrieb, um Vortrieb zu erzeugen, eine dem Vortrieb entgegengesetzte Kraft nach hinten erzeugen. In Raketenantrieben ist das der nach hinten ausgestoßene verbrannte Treibstoff.


Der EM Drive kommt jedoch ohne Treibstoff oder andere Treibmittel aus. Stattdessen springen Photone in einem Metalgefäß hin und her, was eine Kraft erzeugt, die den Antrieb nach vorne treibt. Der EM Drive wird nun bereits jahrelang debattiert und getestet, verbleibt aber weiter kontrovers. Auf dem Papier sollte er nicht funktionieren. Das sagen zumindest die Gesetze der Physik.

EM Drive erzeugt Vortrieb

Der EM Drive lässt sich indes davon nicht beeindrucken. Letztes Jahr begann das Eagleworks Laboratory der NASA ein Projekt, um die Funktionalität des EM Drive endgültig zu testen. Kürzlich wurde ein Paper geleakt, das angeblich die Ergebnisse der Tests zeigt: Der EM Drive funktioniert und produziert einen beeindruckenden Vortrieb.

Angeblich lief das Paper auch bereits durch einen Peer-Review-Prozess. Eine Veröffentlichung in einer Fachzeitschrift gab es jedoch bisher nicht. Es gibt noch nicht einmal eine Bestätigung, dass der Aufsatz wirklich echt ist. Laut dem Paper produziert der EM Drive 1,2 Millinewton Kraft pro Kilowatt in einem Vakuum.

Es gibt Antriebe, die deutlich mehr Kraft produzieren, aber diese benötigen einen Treibstoff, der von dem Raumschiff transportiert werden muss und so die Vorteile der kraftvolleren Antriebe wieder aufwiegt. Die NASA-Wissenschaftler schließen außerdem aus, dass es sich bei dem gemessenen Vortrieb um eine Anomalie irgendwo im System handelt.

The test campaign included a null thrust test effort to identify any mundane sources of impulsive thrust, however none were identified. Thrust data from forward, reverse, and null suggests that the system is consistently performing with a thrust to power ratio of 1.2 ± 0.1 millinewtons per kilowatt„, schreibt das Team rund um Harold White in dem Aufsatz.

Weitere Untersuchungen sind nötig

Das Team gibt aber auch zu, dass deutlich mehr Experimente nötig sind, um die Möglichkeit zu eliminieren, dass wärmebedingte Expansion die Resultate beeinflusst. Es ging ihnen auch nicht darum, einen funktionierenden und praktikablen EM Drive zu konstruieren, sondern darum, das Konzept nachzuweisen.

Natürlich sollte eine offizielle Veröffentlichung der Ergebnisse abgewartet werden, bevor die Resultate als Sensation gefeiert werden. Das Paper bietet allerdings deutliche Hinweise darauf, dass der EM Drive funktioniert. Es gibt angeblich auch bereits erste Pläne, den Antrieb in den kommenden Monaten im All zu testen.

Von einem EM Drive, der uns zum Mars bringt, sind wir noch weit entfernt. Allerdings werden die Hinweise immer deutlicher, dass wir tatsächlich einen Weg gefunden haben, Raumschiffe ohne Treibstoff anzutreiben.

1 Kommentar

  1. werner

    9. November 2016 at 22:44

    Aha, also ohne „Treibstoff“. Und die 1kW, die man benötigt, um die 1,2 mN Vorschub zu erzeugen, kommen aus dem Vakuum, oder wie? Oder vielleicht doch aus einer Radionuklidbatterie, Brennstoffzelle, Solarkollektor oder ähnlichem? Habe ich was verpasst?

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