Ob es der Welt gelingt, das im Rahmen des Pariser Kimaabkommens ausgegebene Ziel von maximal zwei Grad Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitraum zu erreichen, liegt noch in unserer Hand. Um das Ziel zu erreichen, ist eine starke Begrenzung der CO2-Emissionen nötig. Eine wesentliche Säule der entsprechenden Pläne ist die Energiewende, bei der sich die Welt weg von fossilen Energieträgern hin zu erneuerbaren Energien bewegen soll. Dieser Umstellung wird oft mit der Befürchtung entgegnet, dass sie Jobs kosten und so die Situation auf dem Arbeitsmarkt angespannter gestalten wird. Ein Forscherteam rund um Sandeep Pai von der University of British Columbia hat nun analysiert, ob das zutrifft.


 

Forscher analysieren Daten aus 50 Ländern

Die Auswirkungen des Umstiegs auf erneuerbare Energien auf den globalen Arbeitsmarkt sind ein wichtiges Thema, wenn es darum geht, die Energiewende von allen Seiten zu beleuchten. „Technologien zum Ersatz fossiler Brennstoffe sind weithin verfügbar, doch die Unterstützung ihrer Verbreitung wird oft mit den Auswirkungen auf die Arbeitsplätze in der fossilen Energiewirtschaft verknüpft„, so die Forscher in ihrer Studie.

Die Forscher griffen auf einen Datensatz aus 50 Ländern zurück, anhand dessen sie die Auswirkungen der Energiewende auf die Situation auf dem Arbeitsmarkt analysieren konnten. Dabei bezogen sie erstmals nicht nur Daten aus den OECD-Ländern mit ein, sondern berücksichtigten auch Länder wie China, Russland und Saudi-Arabien, also Länder, die viel Geld mit erneuerbaren Energien verdienen.


Sorgen um Arbeitsplätze sind unberechtigt

Die Ergebnisse der Forscher zeigen, dass die Angst vor Massenarbeitslosigkeit durch Maßnahmen wie den Kohleausstieg unbegründet ist: „Derzeit arbeiten schätzungsweise 18 Millionen Menschen in der Energiewirtschaft – eine Zahl, die wahrscheinlich auf 26 Millionen ansteigen wird, wenn wir unsere globalen Klimaziele erreichen„, so die Koautor Johannes Emmerling vom Europäischen Institut für Ökonomie und Umwelt in Italien. Wenn die Politik unverändert bleibt, wäre dieser Anstieg auf 21 Millionen Arbeitsplätze begrenzt.

Wenn das Zwei-Grad-Szenario weiterverfolgt wird, arbeiten im Jahr 2050 84 Prozent aller im Energiesektor beschäftigten Menschen im Bereich erneuerbare Energien, elf Prozent im Bereich fossile Brennstoffe und fünf Prozent im Bereich der Atomenergie. Der Wegfall von Arbeitsplätzen rund um fossile Brennstoffe würde durch den Zuwachs im Bereich erneuerbare Energien mehr als ausgeglichen werden.

Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt sind regional unterschiedlich

Allerdings zeigte die Arbeit der Forscher auch, dass die Länder und Regionen durch die Energiewende in unterschiedlichem Ausmaß profitieren werden. In Europa und den USA werden die Arbeitsplätze im Energiesektor bis 2050 deutlich zunehmen. In anderen Staaten und Regionen werden aber tatsächlich Arbeitsplätze abgebaut werden müssen.

Zukünftige Arbeitsplätze in der Produktion von erneuerbaren Energien unterscheiden sich von anderen Arbeitsplatzkategorien, da es keine physische Bindung dieser Arbeitsplätze an einen bestimmten Ort gibt„, so die Forscher. Der Kohleabbau müsse etwa dort stattfinden, wo die Kohlevorräte lagern. Länder mit viel Kohlevorräten haben daher im Moment viele Arbeitsplätze in diesem Bereich. Ressourcen wie Sonne, Wind und Wasser sind dagegen geografisch flexibel nutzbar.

China könnte durch diesen Effekt bis 2050 39 Prozent der Arbeitsplätze im Energiesektor verlieren. Allerdings werden andere Wirtschaftsbereiche von der Energiewende profitieren: „China gehört zu den Ländern, die schon heute entscheidende Technologien für die erneuerbare Energiegewinnung herstellen. Das gibt ihnen Vorteil, wenn es darum geht, Jobs in diesem Bereich zu generieren„, so die Forscher.

Keine Angst vor der Energiewende

Unter dem Strich zeigt die Analyse der Forscher, dass die Energiewende einen deutlichen Arbeitsplatzzuwachs produzieren wird. Das sollte auch in der öffentlichen Debatte ankommen: „Klimaschutz-Entscheidungen werden in der nationalen Politik oft gegen Jobverluste ausgespielt. Aber unsere Ergebnisse zeigen, dass diese Verluste durch Zugewinne bei erneuerbaren Energie ausgeglichen werden können„, so die Forscher.

Demnächst will das Team nun untersuchen, wie sich Qualifikationsniveaus, Bildungsanforderungen und Löhne im Rahmen der Energiewende verändern werden.

via Recharge News

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.