Die deutschen Bauernproteste ziehen sich durch die gesamte Woche, der Agrardiesel wurde zum Zankapfel zwischen Regierung und Landwirtschaft. Im Zuge der Sparmaßnahmen soll es »klimaschädlichen Subventionen« an den Kragen gehen. Welche klimafreundlichen Alternativen zum Diesel haben die Bauern? Ist der E-Traktor eine realistische Option? Wie realistisch ist der E-Traktor? Die Batterien müssten mehrere Tonnen wiegen Die Antwort werden die meisten Leser gewiss erahnen: Große Zugmaschinen mit E-Antrieb gibt es derzeit nicht und ihre Entwicklung ist in naher Zukunft auch nicht in Sicht. Batterien mit entsprechender Leistungskraft müssten mehrere Tonnen wiegen, wären enorm teuer und: Wie und wo lassen sie sich überhaupt am Fahrzeug unterbringen? Ganz abgesehen davon, dass den meisten Landwirten beides fehlt, die Ladeinfrastruktur und die Zeit zum regelmäßigen Laden zwischen der Feldarbeit. Maschinen mit einer Leistung von bis zu 100 Kilowatt, zum Beispiel Kleintrecker für den Gemüseanbau, sind hingegen bereits auf dem Markt. Fendt bietet ab diesem Jahr einen vollelektrischen Mini-Traktor an, zur Bewirtschaftung von Gewächshäusern und Weingütern. Der überwiegende Teil unserer deutschen Höfe verfügt bereits über PV-Anlagen auf dem Dach, dieser Vorteil ließe sich in Verbindung mit elektrischen Kleintraktoren und anderen E-Maschinen nutzen. Der Professor für Agrarsystemtechnik der TU Dresden, Thomas Herlitzius, weist allerdings darauf hin, dass die Komponenten zwar entwickelt seien, der Kostennachteil sich aber noch verkleinern müsse. Selbst angebauter Biosprit als Alternative? Schwere Arbeiten gelten derweil als kaum elektrifizierbar, für sie besteht eventuell die Möglichkeit der Biospritnutzung. Der Spritverbrauch in der Landwirtschaft ist gemessen am allgemeinen Verbrauch durch Straßenfahrzeuge sehr gering, sodass der Anbau von Energiepflanzen für diesen Zweck nicht ausarten würde. Die Landwirte könnten so ihren eigenen Kraftstoff erzeugen. Insgesamt verbrennen deutsche Landwirte aktuell etwa 2 Milliarden Liter Diesel im Jahr, das sind nur rund sechs Prozent des Gesamtverbrauchs in Deutschland. Wasserstoffantrieb und Kabeltrecker im Test Im Test befinden sich auch Wasserstoffantriebe, zum Beispiel bei Fendt und New Holland. Auf diesem Sektor gibt es noch viel zu tun, die Weiterentwicklung wird einige Jahre brauchen. Wasserstoff nimmt viel Platz in Anspruch, bislang müsste ein großer Wasserstoff-Schlepper mit eigenem Tankzug aufs Feld fahren, um durchgehend arbeiten zu können. Und dann wäre da noch der kabelgebundene fahrerlose Traktor von John Deere, der schon im Jahr 2019 sein Können zeigte. Er verfügt über eine große Kabeltrommel, legt das Kabel beim Fahren seitlich ab und sammelt es auf dem Rückweg wieder ein. Ein solches System funktioniert vollkommen autonom, gesteuert von Satelliten. Macht der E-Traktor auf diesem Weg das Rennen? Jedenfalls nicht nächstes oder übernächstes Jahr, aber vielleicht irgendwann. Quelle: spektrum.de Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
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