Lange Zeit galten Offshore-Windanlagen als aufwändig und teuer. Teilweise bekamen die Betreiber eine garantierte Vergütung in Höhe von 14,5 Cent pro Kilowattstunde, während der Strom selbst für nur wenige Cent vermarktet werden konnte. Die damals errichteten Anlagen gelten bis heute als Gelddruckmaschinen. Inzwischen hat sich der Wind für Neuanlagen aber gedreht. Denn die Konzessionen werden inzwischen per Auktion vergeben. Den Zuschlag erhält der Anbieter, der am wenigsten staatliche Förderung benötigt. Dabei zeigt sich: Durch massive Skalierung ist es der Branche gelungen, die Kosten deutlich zu senken. Die meisten neuen Offshore-Windparks kommen ganz ohne staatliche Förderung aus. Die Politik möchte dies nun nutzen, um die Kapazitäten in diesem Bereich deutlich auszubauen: Von aktuell 12 GW in Europa auf mehr als 300 GW. Die Windräder laufen rund die Hälfte der Zeit unter Volllast So steht es jedenfalls in der Offshore-Strategie der Europäischen Kommission. Im Mittelpunkt stehen dabei vor allem die Nord- und Ostsee – und somit auch die Bundesrepublik. Für die Netzbetreiber bringen diese gewaltigen Ambitionen aber auch neue Herausforderungen mit sich. Denn der Strom muss zum einen von der Küste bis in alle Landesteile transportiert werden. Zum anderen kommen die Anlagen auch auf hoher See nur auf bis zu 4500 Volllaststunden jährlich. Damit liegt dieser Wert zwar deutlich oberhalb der 800 bis 900 Stunden, die Solaranlagen erreichen. Trotzdem bedeutet dies aber auch: Die Offshore-Anlagen werden nur etwa in der Hälfte der Zeit voll angetrieben. Oder anders ausgedrückt: Die Stromproduktion ist schwankend. Gleichzeitig muss diese aber mit der Nachfrage in Einklang gebracht werden, um Blackouts zu vermeiden. Grenzübergreifende Netze sind schon heute wichtig Dabei gilt: Je mehr Optionen die zuständigen Mitarbeiter haben, desto einfacher ist es, das Netz stabil zu halten. Eine mögliche Lösung besteht daher im Ausbau der länderübergreifenden Netze. Teilweise gibt es dies in Europa bereits. So importiert Deutschland beispielsweise Strom aus Frankreich, weil im Süden der Republik ein Großteil der Atomkraftwerke abgeschaltet wurde und es noch nicht genügende Stromleitungen gibt, um den Windstrom aus dem Norden des Landes dorthin zu bringen. Immer wieder kommt es zudem vor, dass überschüssiger Strom – inklusive nicht unerheblicher Zahlungen – an Nachbarländer abgegeben werden muss. Verhindern ließe sich dies durch einen von vorneherein auf Kooperation ausgelegten Netzbetrieb. Wie dies funktionieren kann, zeigt sich nun in der Ostsee: Dort wurden ein dänischer und ein niederländischer Windpark miteinander verbunden. Deutschland muss die Rahmenbedingungen mitgestalten Dadurch gibt es nun eine direkte Verbindung zwischen dem skandinavischen und dem kontinentaleuropäischen Stromnetz. Der produzierte Strom kann nun immer dort hinfließen, wo er gerade dringender benötigt wird. Dies erleichtert den Netzbetreibern die Arbeit. Mittelfristig gehen die Pläne sogar noch über solche Einzelprojekte hinaus. So stellt die EU im Rahmen der Initiative Power Up rund achtzig Milliarden Euro zur Verfügung, um Offshore-Windparks miteinander zu vernetzen. Deutschland, Dänemark und die Niederlande gelten dabei als prädestiniert, um voranzugehen und einen regulatorischen Rahmen zu entwerfen. Andere Länder könnten diesem Beispiel dann folgen. Experten sind sich jedenfalls sicher, dass Investitionen in diesem Bereich gut angelegtes Geld sind. Denn so kann der Strom deutlich effizienter verteilt werden und der Bedarf an Reservekapazitäten sinkt. Via: Handelsblatt Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
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