Für die Experten des Marktforschungsunternehmens Energy Brainpool ist die Sache klar: Um die deutschen Klimaziele für das Jahr 2030 zu erreichen, muss die Erzeugung von Solarstrom hierzulande massiv ausgebaut werden. Konkret müssten die Kapazitäten um 170 Gigawatt zulegen. Das klingt auf den ersten Blick nach extrem viel. Tatsächlich wird in der Studie aber auch gleich eine mögliche Lösung präsentiert. So könnten alleine 140 Gigawatt gewonnen werden, wenn man auf allen deutschen Dächern, auf denen dies möglich ist, Solar-Anlagen installieren würde. Allerdings gehören die meisten Gebäude nicht dem Staat. Es bleibt also die Frage zu beantworten, wie man die Eigentümer dazu bekommt, möglichst viele solcher Anlagen zu errichten. Die Grünen propagieren daher im Bundestag schon länger eine entsprechende gesetzliche Vorschrift für Neubauten.


Die Solarbranche ist von der Idee nicht zwingend begeistert

Vollkommen ohne Beispiel wäre ein solcher Schritt nicht. Das Wüsten-Emirat Dubai setzt schon seit einigen Jahren auf eine Solarpflicht bei Neubauten. Etwas besser vergleichbar, weil ebenfalls in einem demokratischen System zustande gekommen, ist die Situation in Kalifornien: Dort gibt es seit Anfang des Jahres eine gesetzliche Regelung, die die Installation von Solarmodulen bei Neubauten vorschreibt. Vertreter der Solar-Branche sind von einem solchen Schritt allerdings nur teilweise überzeugt. Stattdessen verweisen sie darauf, dass es deutlich sinnvollere Methoden gäbe, um die Zahl der installierten Solarmodule zu erhöhen. Dazu gehört der Abbau bürokratischer Hindernisse sowie eine moderate Förderung für solaren Überschussstrom. Andere Vertreter der Branche verweisen allerdings darauf, dass eine Installations-Pflicht zumindest besser wäre als gar nichts zu unternehmen.


Eine Pflicht könnte auch kontraproduktiv sein

Gleichzeitig steht aber die Befürchtung im Raum, dass zu viele gesetzliche Vorschriften eine Zurückhaltung bei Neubauten zur Folge hätten. Genau das möchte man angesichts der steigenden Mieten in vielen deutschen Städten aber nicht. In Baden-Württemberg beispielsweise gibt es ein Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWärmeG) demzufolge Erneuerbare Energien verwendet werden müssen, wenn in einem Haus die Heizungsanlage erneuert wird. Kritiker gehen davon aus, dass viele Hausbesitzer ihre alten Kessel daher länger behalten als sie es sonst getan hätten. Unklar ist allerdings, inwiefern sich diese Erfahrungen auch auf eine Solarpflicht für Hausdächer übertragen lassen. In den nächsten Jahren könnten in Deutschland allerdings wichtige empirische Daten gewonnen werden. Denn Baden-Württemberg, Hamburg, Schleswig-Holstein und Bayern haben inzwischen gesetzliche Vorschriften verabschiedet.

Via: Handelsblatt

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