Noch im Jahr 2018 gehörte Griechenland mit einer Fördermenge von 36,1 Millionen Tonnen zu den größten Braunkohleproduzenten innerhalb der Europäischen Union. Dann allerdings übernahm Premier Kyriakos Mitsotakis die Regierungsgeschäfte und drängte auf eine schnelle Energiewende. Bis zum Jahr 2023 sollten alle heimischen Kohlekraftwerke vom Netz gehen. Einzige Ausnahme: Ein Kraftwerk befindet sich aktuell noch im Bau und sollte ursprünglich bis zum Jahr 2024 laufen dürfen. Das Ende der Kohlekraftwerke in Griechenland hätte dann auch das Aus für die dortigen Tagebau bedeutet. Dort wurde daher bereits damit begonnen, Förderbänder stillzulegen und die riesigen Schaufelbagger in ihre Einzelteile zu zerlegen. Doch jetzt kommt doch noch einmal alles ganz anders. Denn die griechische Stromregulierungsbehörde RAE hat eine Studie anfertigen lassen, um zu schauen, wie der Strombedarf im kommenden Winter gedeckt werden kann. Das Ergebnis: In den besonders kalten Monaten droht ein Versorgungsengpass.


Bild: Decumanus at English Wikipedia. [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)]

Erdgas muss im Gegensatz zur Kohle importiert werden

Der Hintergrund: Während die Kohle aufgrund ihrer extrem schlechten Umweltbilanz keine Zukunft mehr zu haben schien, stieg der Anteil von Erdgas am Strommix kontinuierlich an. Inzwischen liegt dieser Wert bei stolzen 42 Prozent. Für den Kampf gegen den Klimawandel ist dies zunächst einmal eine gute Nachricht. Denn Gaskraftwerke sind deutlich klimafreundlicher als ihre mit Kohle befeuerten Pendants. Allerdings gibt es ein Problem: Braunkohle kann in Griechenland selbst abgebaut werden. Erdgas hingegen muss importiert werden. Ausgerechnet in diesem Jahr sind die Weltmarktpreise für Gas aber in die Höhe geschossen. Woran das genau liegt, darüber streiten die Experten noch. Eines ist aber klar: Bleiben die Preise so hoch, wird der eigene Strommix für Griechenland unbezahlbar. Die Regierung hat daher nun eine Art Kehrtwende hingelegt und setzt wieder verstärkt auf die heimische Braunkohle. Dauerhaft kann dies allerdings keine Lösung sein.

Atomkraft spielt in Griechenland keine Rolle

Langfristig soll das Problem daher vor allem durch den Ausbau der Erneuerbaren Energien gelöst werden. Hier hat das Land aber noch einen durchaus weiten Weg vor sich. Denn Sonne, Wind, Wasser und Co. sind bisher für weniger als ein Drittel des Strommixes verantwortlich. Die Regierung will diesen Wert aber bis zum Jahr 2030 auf immerhin 67 Prozent steigern. Spätestens dann dürfte auch die heimische Kohle nicht mehr benötigt werden. Damit wäre der Kohleausstieg in Griechenland dann immer noch schneller vollzogen als in Deutschland. Denn hierzulande wird aktuell ein Ausstieg im Jahr 2038 geplant. In einem anderen Punkt sind sich Griechenland und Deutschland ebenfalls einig: Die Atomkraft wird nicht als sinnvolle Ergänzung des Strommixes angesehen. Während Deutschland gerade dabei ist, die letzten Meiler vom Netz zu nehmen, hat die griechische Regierung noch einmal versichert, erst gar keine Atomkraftwerke errichten zu wollen.


Via: Taz

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