Den Ozeanen kommt im Klimasystem eine wichtige Rolle als Puffer zu. Sie absorbieren 90 Prozent der Wärme, die durch den anthropogenen Treibhauseffekt entsteht. Außerdem sind sie auch ein wichtiger Kohlendioxid-Puffer. Diese Pufferfunktion bleibt aber nicht ohne Folgen: Die Wassertemperaturen steigen, und das Wasser wird zudem saurer und sauerstoffärmer. Eine neue Studie belegt nun: Selbst die Ökosysteme in der Tiefsee werden bis 2100 von der heute durch die Ozeane aufgenommenen Wärme empfindlich getroffen werden. SymbolbildFoto: The Atlantic Ocean, Milan Boers, Flickr, CC BY-SA 2.0 Klimaveränderungen sind auch in tiefen Wasserschichten bemerkbar Bisher war es eigentlich gängige Ansicht, dass die Klimaveränderungen primär die oberflächennahen Wasserschichten der Ozeane treffen werden. Die Ozeane sind enorme Wasserkörper und reagieren nur träge auf Veränderungen. Untere Wasserschichten gelten daher noch als weitestgehend unverändert. Ein Team rund um Isaac Brito-Morales von der University of Queensland in Australien hat nun untersucht, ob und wie die tieferen Bereiche des Ozeans auf die Klimaveränderungen reagieren. „ Wir haben dafür das sogenannte Klimatempo gemessen – dieses ergibt sich aus der Geschwindigkeit und Richtung, mit der eine Art ihren Standort verändert, wenn es wärmer wird„, so Brito-Morales. Für ihre Studie wertete die Forscher Daten zu gut 16.000 Meerestier-Spezies aus und rekonstruierten so das Klimatempo der letzten 50 Jahre. Dies gab ihnen genug Anhaltspunkte für Simulationen für die Zeit bis ins Jahr 2100. Dafür legten sie drei verschiedene Klimaszenarien zugrunde. „ Das ermöglichte es uns, die Klimageschwindigkeit für vier Tiefenzonen der Ozeane zu ermitteln – und herauszufinden, in welchen Zonen die Meeresbewohner ihre Verteilung am stärksten verändern„, erklärt Brito-Morales weiter. Klimatempo bereits heute in der Tiefsee am höchsten Die Wissenschaftler kamen zu dem Ergebnis, dass das Klimatempo mit etwa zwölf Kilometern pro Dekade im oberflächennahen Bereich der Ozeane recht hoch ist. In mittleren Tiefen sinkt es um rund die Hälfte ab. Dieser Effekt kehrt sich in den tiefen Schichten wieder um: In 1.000 bis 4.000 Metern Wassertiefe betrug das Klimatempo in den letzten 50 Jahren 25 Kilometer pro Dekade. Unterhalb dieser Tiefe waren es sogar 43 Kilometer. „ Die hohen Klimageschwindigkeiten im tiefen Ozean deuten darauf hin, dass die dort lebenden Arten den Auswirkungen der Erwärmung mindestens so stark ausgesetzt sind wie die Oberflächenspezies. Sie könnten daher ein ähnlich hohes Risiko der Ausrottung haben„, erklären die Forscher weiter. Die Simulation, die die Forscher dann durchführten, ergab, dass das Tempo der Artenverschiebung in allen Schichten der Ozeane noch weiter zunehmen wird. Bei ungebremster Erderwärmung würde die Tierwelt in der Tiefsee bis zu 114 Kilometer pro Dekade wandern müssen, um weiter unter geeigneten Bedingungen zu leben. Bei striktem Klimaschutz wären es immer noch 76 Kilometer pro Dekade. Dringender Handlungsbedarf Die mittleren Wasserschichten zwischen 200 und 1.000 Metern wäre ökologisch am stärksten betroffen: Bei ungebremster Erderwärmung würde das Klimatempo von aktuell etwa 6 Kilometern pro Dekade auf 135 Kilometer steigen. Bei striktem Klimaschutz wären es immer noch 49 Kilometer pro Dekade. „ Dies ist ein besonderer Anlass zur Sorge. Die gewaltige Biomasse der mesopelagischen Fische stützt nicht nur den kommerziellen Fischfang, sie treibt auch die vertikale Verteilung von organischer Materie in tiefere Schichten„, so die Forscher. Dem Team zufolge betonen die Ergebnisse, wie wichtig es sei, möglichst viel dafür zu tun, dass sich das Oberflächenwasser der Ozeane nicht weiter erwärmt. Außerdem müsse auch etwas getan werden, um die Meeresbewohner bereits heute zu schützen. „ Die Ergebnisse lassen uns nur eine Option. Wir müssen schnell handeln, um wenigstens die anderen anthropogenen Bedrohungen für die Tiefsee-Fauna abzumildern, darunter das Fischen mit Schleppnetzen oder den Abbau von Rohstoffen in der Tiefsee„, erklären die Forscher. via University of Queensland Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter