Im Jahr 2017 sorgte die sogenannte Krefelder Studie für Schlagzeilen in Deutschland. Ehrenamtler hatten dafür über viele Jahre die Insektenbestände erfasst. Das erschreckende Ergebnis: Die Bestände hatten sich massiv reduziert. Dies war Anlass genug, um ähnliche Untersuchungen auch an anderen Orten durchzuführen. Im Großen und Ganzen bestätigten sich hier die Ergebnisse aus Krefeld. Ähnliches gilt auch für die bisher durchgeführten Metastudien. Forscher gehen daher inzwischen davon aus, dass in den letzten dreißig Jahren rund achtzig Prozent der Biomasse an Insekten verloren gegangen ist. Einer der Gründe dafür ist der massive Einsatz von Pestiziden. Eine neue Studie zeigt nun, dass die Belastungen hier deutlich höher sind als bisher angenommen. Im Fokus der Untersuchung standen Naturschutzgebiete. Hier ist der Einsatz von Pestiziden verboten, sodass man annehmen sollte, dass dort lebende Insekten der Gefahr nur bedingt ausgesetzt sind. Tatsächlich ließ sich dies empirisch nicht wirklich bestätigen. Einige Pestizide wurden in allen Naturschutzgebieten nachgewiesen Um an valide Daten zu gelangen, stellten die Forscher in 21 deutschen Naturschutzgebieten Fallen für fliegende Insekten auf. Die kleinen Tiere wurden anschließend in Alkohol konserviert. Der Inhalt der Gefäße wurde dann genauer analysiert. Konkret schauten die Forscher nach 92 bekannten Pestiziden. Das traurige Ergebnis: Insgesamt konnten die Forscher auch in den Naturschutzgebieten 47 unterschiedliche Pestizide nachweisen. Drei Herbizide und zwei Fungizide wurden zudem an allen untersuchten Stellen nachgewiesen. Hier scheint also eine flächendeckende Verbreitung stattgefunden zu haben. Interessant ist zudem das Ergebnis des inzwischen verbotenen Neonicotinoids Thiacloprid: Dieses wurde immerhin noch in 16 der 21 untersuchten Standorte nachgewiesen. Die schon vor dem Verbot eingetretene Belastung ist also erheblich gewesen. Tatsächlich könnte die Untersuchungsmethode die Belastung durch Pestizide zudem noch unterschätzen. Denn viele Insekten dürften so stark geschädigt worden sein, dass sie es gar nicht mehr bis zu den aufgestellten Fallen schaffen. Größere Pufferzonen sollen einen besseren Schutz bieten Bleibt die Frage zu klären, wer für die hohe Pestizid-Belastung in den Naturschutzgebieten verantwortlich ist. Auch hier scheint die Studie eine eindeutige Antwort zu geben. Denn die gemessenen Werte waren immer dann besonders hoch, wenn sich innerhalb eines Zwei-Kilometer-Radius landwirtschaftlich genutzte Flächen befanden. Theoretisch könnte es sich hier auch um einen statistischen Zufall handeln. Die Beobachtung deckt sich allerdings mit ähnlichen Untersuchungen aus der Vergangenheit. Die beteiligten Forscher fordern daher deutlich größere Pufferzonen rund um Naturschutzgebiete einzurichten. In denen dürften dann keine Pestizide mehr verwendet werden. Ein besserer Schutz von Insekten ist von entscheidender Bedeutung, weil diese zum einen eine wichtige Rolle bei der Bestäubung von (Nutz-)pflanzen spielen. Zum anderen sind sie aber auch ein Teil der terrestrischen Nahrungsketten. Verschwinden sie, bleibt dies nicht ohne Auswirkungen auf die Populationen größerer Tiere. Bei Vögeln wurde dieser Effekt teilweise bereits nachgewiesen. Via: Scientific Reports Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter