Die meisten Menschen mit Übergewicht haben in ihrem Leben bereits mehrere Versuche hinter sich, die überflüssigen Pfunde zumindest teilweise abzubauen. Oft ist dies nicht ganz einfach. Und selbst wenn es mit der Abnahme geklappt hat, fällt es danach nicht selten schwer, einen gesünderen Lebensstil durchzuhalten und das Gewicht zu halten. Dies wird oft einem schwachen Willen oder dem sogenannten Jojo-Effekt zugeschrieben. Nicht immer ist das richtig, wie Wissenschaftler der Universität Helsinki nun rausfanden. Denn sie fanden genetische Faktoren, die für bestimmte Muster unseres Essverhaltens wie etwa Naschlust oder dem Drang nach „Frustessen“ verantwortlich sind. Übergewicht hat auch genetische Wurzeln Wer unter Übergewicht leidet, der ist häufig auch genetisch vorbelastet. So gibt es etwa Gene, die die Fettspeicherung fördern oder das Hungergefühl stärken. Hinzu kommen epigenetische Faktoren, die bei bestehendem Übergewicht die Genaktivität verändern können. Ein Team rund um Guiomar Masip von der Universität Helsinki hat nun einen weiteren genetischen Faktor entdeckt, der Übergewicht fördert und auch das Halten eines gesunden Gewichts für viele Menschen schwer macht. In einer Zwillingsstudie untersuchten die Forscher das Erbgut, Körpergewicht und Essverhallten von 4.036 Zwillingen im jungen Erwachsenenalter. Dabei suchten sie nach genetischen Veranlagungen, die die Neigung zu Frust- und Trostessen, Naschanfällen sowie generell ungesundem, unregelmäßigen Essen fördert. Zwillingsstudien vergleichen eineiige mit zweieiigen Zwillingen, um den erblichen Anteil bei bestimmten Merkmalen zu ermitteln. Geschwister wachsen in der Regel gemeinsam in einem Haushalt auf, sodass sie ähnlichen äußeren Einflüssen ausgesetzt sind. Da eineiige Zwillinge jedoch in ihrem Genom identisch sind, müsste sich ein vererbbarer Faktor häufiger als bei zweieiigen Zwillingen manifestieren. Genetik trägt maßgeblich zum Essverhalten bei Dies war in der Studie der finnischen Wissenschaftler der Fall. Im Falle von Naschlust sowie der Neigung zum emotionalen Essen entdeckten Masip und sein Team deutlichere Übereinstimmungen bei den eineiigen Zwillingen. Der Einfluss der genetischen Faktoren liegt hierbei zwischen 36 und 48 Prozent. Die Gene spielen somit nicht nur eine Rolle bei der physiologischen Entstehung des Übergewichts, sondern nehmen auch maßgeblich Einfluss auf das Essverhalten. „ Der Zusammenhang zwischen Snacking sowie dem emotionalen Essen und dem Body-Mass-Index lässt sich größtenteils durch genetische Faktoren erklären. Das stützt die Annahme, dass dieses Essverhalten und Übergewicht auf eine gemeinsame genetische Architektur zurückgehen„, so die Forscher. Menschen, die eine entsprechende genetische Veranlagung aufweisen, haben es somit deutlich schwerer, ihr Gewicht zu halten oder zu reduzieren. „ Die Muster des Essverhaltens sind teilweise erblich, sie sind demnach sowohl von genetischen wie von umweltbedingten Faktoren beeinflusst„, so Masip und seine Kollegen. Die Forscher betonen aber auch, dass eine solche Veranlagung kein unabänderliches Schicksal manifestiert: „ Diese Ergebnisse sollen nicht entmutigen, sondern aufzeigen, warum es manche Menschen schwerer haben, ihr Gewicht zu halten, als andere. Mit einer ausgewogenen Ernährung, körperlicher Bewegung sowie mit ausreichend Schlaf kann man gegen die Genetik ankämpfen. Mit einer ausgewogenen Ernährung, körperlicher Bewegung sowie mit ausreichend Schlaf kann man gegen die Genetik ankämpfen„, so Leonie Bogl von der Medizinischen Universität Wien, eine der Koautorinnen der Studie. via Medizinische Universität Wien Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter