Die Astronauten, die die internationale Raumstation ISS bemannen, benötigen momentan etwa 30 kg Wasser, Essen und Luft pro Tag. Im Laufe der Zeit sammelt sich daher eine ganze Menge Raumfracht an, nur um die Astronauten zu versorgen, was wiederum in hohen Kosten resultiert. Wäre es möglich, auf der ISS Pflanzen anzubauen, würden sich diese Kosten beträchtlich reduzieren. Langfristig ließe sich dann auch über Landwirtschaft im All nachdenken.


Norwegisches Programm untersucht Pflanzenanbau im All

Mit dieser Frage beschäftigt sich nun ein norwegisches Forscherteam, das zu diesem Zweck ein auf 10 Jahre ausgelegtes Programm ins Leben gerufen hat. Die Wissenschaftler wollen untersuchen, inwieweit es möglich ist, langfristig Nutzpflanzen im Weltall anzubauen, die Astronauten dann mit Nahrung und Luft (Stichwort Photosynthese) versorgen können.


Das Programm hört auf den Namen TIME SCALE und wird von Ann-Iren Kittang Jost geleitet, die für das Center for Interdisciplinary Research in Space (CIRiS) an der University of Science and Technology in Trondheim arbeitet. Außerdem sind Mitarbeiter der europäischen Raumfahrtagentur ESA in das Projekt involviert.

Ähnliche Experimente wurden auf der ISS schon durchgeführt

Die Besatzung der ISS experimentiert in einem der ISS-Module, dem European Modular Cultivation System (EMCS), bereits seit 2006 im Bereich Pflanzenanbau. Diese Experimente waren bisher allerdings auf die Pflanze Arabidopsis thaliana, eine Zierpflanze, beschränkt. Für das Projekt aus Norwegen sollen nun Nutzpflanzen wie Salat, Tomaten und Sojabohnen untersucht werden. Die Bedingungen auf der ISS sind nicht mit denen auf der Erde zu vergleichen, die Forscher haben also einiges an Arbeit vor sich. Besondere Herausforderungen lägen darin, herauszufinden, wie viel Wasser und Nährstoffe den Pflanzen in einer Umgebung mit niedriger Schwerkraft zugeführt werden müssen, so Kottang Jost. Außerdem müsse ein System zur Luftzirkulation entwickelt werden.

Ähnliche Experimente werden momentan auch von der NASA durchgeführt.

Das Ziel: Ein geschlossenes Ökosystem

Schlussendlich ist das Ziel derartiger Programme das Schaffen von geschlossenen Ökosystemen im Weltall, in denen Wasser, Nahrung und Abfälle in einem Kreislauf wiederaufbereitet werden können. Die ESA hofft, derartige Systeme Mitte des Jahrhunderts realisieren zu können. Erst im kleinen Rahmen wie der ISS, aber in Zukunft wären auch größere Programme zur Ernährung der Weltbevölkerung oder zukünftiger Kolonien auf dem Mond oder dem Mars denkbar.

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