Der Verkehrssektor ist so etwas wie das Sorgenkind der deutschen Klimapolitik. Denn seit dem Jahr 1990 sind die Emissionen in diesem Bereich nicht signifikant gesunken. Ändern soll sich dies durch die flächendeckende Verbreitung von Elektroantrieben. Dafür ist die Politik auch bereit, eher unkonventionelle Ansätze zu unterstützen. So gibt es aktuell in Deutschland drei Feldversuche, bei denen Autobahnstrecken mit einer Oberleitung versehen wurden. So soll unter realistischen Bedingungen getestet werden, ob sich der Einsatz von speziellen Hybridlastern lohnt. Diese verbinden sich automatisch mit der Stromleitung, sobald sie erkennen, dass sie sich auf einer entsprechend ausgerüsteten Strecke befinden. Anschließend fährt das Fahrzeug rein elektrisch und die Batterien werden aufgeladen. Auf Straßen ohne Oberleitung kann dann die Batterie oder der ebenfalls verbaute Verbrennungsmotor genutzt werden.


Bild: An-d / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)

Aktuell pendelt täglich ein Laster auf der Strecke

Auf der A1 zwischen Reinfeld und Lübeck in Schleswig-Holstein haben die an dem Versuch beteiligten Akteure nun ein erstes Zwischenfazit gezogen. Das Ergebnis: Aus technischer Sicht funktioniert inzwischen alles wie geplant. So schickt die Spedition Bode seit Januar täglich einen Hybridlaster von Reinfeld zum Lübecker Hafen und wieder zurück. Dabei handelt es sich nicht um reine Testfahrten. Vielmehr ist das Fahrzeug in die normalen Transportabläufe der Spedition integriert. Zu Beginn kam es zu dem ein oder anderen Problem bei der Verbindung zwischen Fahrzeug und Oberleitung. Diese Anfangsschwierigkeiten konnten inzwischen aber überwunden werden. In den nächsten Wochen sollen nun weitere entsprechend ausgerüstete Lastwagen geliefert werden, die dann ebenfalls auf der Teststrecke zum Einsatz kommen werden. Dadurch dürfte sich die Datenbasis noch einmal verbreitern.

Die Wirtschaftlichkeit konnte noch nicht bewiesen werden

Ein Kritikpunkt konnte zudem bereits ausgeräumt werden. So war befürchtet worden, dass die Oberleitung Rettungseinsätze behindern könnte. Hier zeigen die gemachten Erfahrungen in der Praxis allerdings, dass dies nicht der Fall ist. Neben der technischen Seite gibt es aber natürlich auch noch die betriebswirtschaftliche Sicht. Denn Speditionen dürften die Oberleitung nur nutzen, wenn sich dies für sie auch finanziell lohnt. In diesem Punkt ist der Feldversuch aber noch nicht weit genug vorangeschritten, um hier valide Aussagen treffen zu können. Hoffnung macht aber zumindest eine Studie der Universität Freiburg. Die Forscher dort kommen zu dem Ergebnis, dass sich Oberleitungs-LKWs schon ab dem Jahr 2030 auch wirtschaftlich für die Unternehmen lohnen könnten. Allerdings unter einer nicht ganz unwichtigen Voraussetzung: Die nötige Infrastruktur müsste vom Staat errichtet und bezahlt werden.


Via: Welt

1 Kommentar

  1. Björn

    22. April 2020 at 12:37

    Das wäre zumindest mal wieder eine gute Investition, mein GO hat „der Staat“.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.