Über das bedingungslose Grundeinkommen wird weltweit viel diskutiert. Befürworter erhoffen sich dadurch eine erfolgreiche Armutsbekämpfung und eine Steigerung der individuellen Freiheit. Kritiker verweisen hingegen auf die hohen Kosten sowie unkalkulierbare Risiken. Wer letztlich Recht hat, wird man wohl erst erfahren, wenn tatsächlich mal ein Land die Umsetzung wagt. Bisher gibt es aber nirgendwo entsprechende ernst zunehmende Pläne. Forscher müssen sich daher mit Experimenten im kleinen Rahmen begnügen. In Deutschland beispielsweise erhalten 120 Studienteilnehmer drei Jahre lang 1.200 Euro pro Monat. In Kanada hat die „Foundation for Social Change“ in Zusammenarbeit mit der „University of British Columbia“ einen etwas anderen Weg gewählt: Dort erhielten fünfzig Personen, die kurz zuvor obdachlos wurden, jeweils 7.500 Dollar geschenkt – und zwar ohne jede weitere Bedingung. Benötigt dringend neuen Wohnraum: Toronto. Foto: Wladyslaw [FAL, GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) or CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)], via Wikimedia Commons Der Großteil des Geldes wurde sinnvoll ausgegeben Nach einem Jahr untersuchten die Forscher dann, was die Teilnehmer der Untersuchung mit dem Geld gemacht hatten. Das Ergebnis wurde von den Initiatoren der Studie mit dem Titel „New Leaf-Projekt“ als „auf schöne Weise überraschend“ bezeichnet. Denn die Empfänger des Geldgeschenks gaben den Großteil für Lebensmittel, Miete und Transport aus. Verglichen mit der Kontrollgruppe fanden sie zudem schneller wieder eine eigene Wohnung. Außerdem sparten sie im Schnitt rund 1.000 Dollar an. Teilweise konnten sie mit dem unerwarteten Geldsegen auch dringend benötigte berufliche Qualifikationen erwerben. Aus Sicht der Entscheider in der Politik dürfte aber vor allem ein Wert von Interesse sein. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass das staatliche Obdachlosensystem im Laufe des Jahres rund 8.100 Euro pro Person an Kosten einsparen konnte. Letztlich könnte sich eine solche Zahlung also für den Staat durchaus lohnen. Schnelle staatliche Hilfen könnten langfristig Geld sparen Allerdings lassen sich die Ergebnisse der Studie nur bedingt auf alle Obdachlose übertragen. Denn zum einen wurden nur Personen genommen, die erst kurz zuvor obdachlos wurden. Zum anderen wurde sichergestellt, dass keiner der Teilnehmer psychische Probleme hatte oder drogensüchtig war. Zumindest lässt sich aber die Vermutung ableiten, dass der Staat durch schnelle Hilfe dafür sorgen kann, dass die Menschen nicht dauerhaft in die Obdachlosigkeit abrutschen. Dies wiederum spart an anderer Stelle dann mehr Geld ein, als zu Beginn ausgegeben werden musste. Noch ist die Datenbasis bei lediglich fünfzig Teilnehmern allerdings recht klein. Die Foundation for Social Change hat daher eine Spendenaktion gestartet und möchte zehn Millionen Dollar einsammeln. Dieses Geld soll dann genutzt werden, um das Experiment noch einmal in größerem Rahmen zu wiederholen. Via: The New Leaf Project Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
Ohne Brillen oder Kontaktlinsen: So soll Kurzsichtigkeit schon in jungem Alter unter Kontrolle gebracht werden