Die Zahl der verkauften Elektroautos hat auch in Deutschland zuletzt stark zugelegt. Betrachtet man allerdings die gesamte Automobilbranche, handelt es sich noch immer eher um ein Nischenprodukt. Umfragen zeigen aber, dass sich noch deutlich mehr Leute zumindest grundsätzlich den Kauf eines Autos mit Elektromotor vorstellen können. Oftmals verweisen sie allerdings auf die sogenannte Reichweitenangst und kaufen sich dann doch einen klassischen Verbrenner. Die technologische Entwicklung könnte diese Problematik zukünftig aber zumindest entschärfen. Denn weltweit wird an Batterien mit immer höherer Leistungskraft geforscht. Einen guten Überblick über den aktuellen Forschungsstand hat Maximilian Fichtner, Professor für Festkörperchemie an der Universität Ulm. Und er ist sich sicher: Elektroautos mit mehr als 500 Kilometern echter Reichweite werden bald Standard sein. In den höheren Preisklassen dürften es zudem schon bald mehr als 1.000 Kilometer pro Akkuladung sein.


Symbolbild

In zwei Bereichen könnten zeitnah Durchbrüche erfolgen

In einem Interview mit dem Volkswagen-Konzern erläuterte er diese Einschätzung ein wenig genauer. Demnach könnten vor allem in zwei Bereichen zeitnah enorme Fortschritte erzielt werden.

1. Die Speichermaterialien. Bisher wird hier bei den Anoden reines Graphit verwendet. Es gibt aber auch schon Ansätze, die auf eine Mischung aus Silizium und Graphit setzen. Der große Vorteil: Die Speicherdichte von Silizium ist rund zehnmal höher. Der Energiegehalt der Akkus könnte sich so also vergleichsweise einfach erhöhen lassen.


2. Der Aufbau der Batterien. Auch hier gibt es noch vergleichsweise niedrig hängende Früchte zu ernten. Denn heute macht das eigentliche Speichermaterial nur 25 bis 30 Prozent einer Batterie aus. Neue Designansätze könnten allerdings dafür sorgen, dass sich der Anteil in naher Zukunft verdoppelt. Im Idealfall könnte sich dadurch der Energiegehalt erhöhen, während die Produktionskosten sinken.

Wann genau in diesen beiden Bereichen aus den vielversprechenden Forschungsansätzen tatsächlich echte marktreife Verbesserungen werden, lässt sich aktuell logischerweise noch nicht genau prognostizieren. Fichtner ist sich aber sicher, dass es bald zu erheblich steigenden Reichweiten kommen wird.

Auch das Netz an Schnellladesäulen muss ausgebaut werden

Gleichzeitig verweist er aber noch auf weitere Faktoren, die für den Ausbau der Elektromobilität in Deutschland von entscheidender Bedeutung sind. So plädiert er für einen flächendeckenden Ausbau von Schnellladesäulen. Höhere Reichweiten und mehr schnelle Lademöglichkeiten, könnten dann dafür sorgen, dass die Reichweitenangst in der Bevölkerung nach und nach verschwindet. Um die Abrechnung zu vereinfachen, setzt der Experte zudem auf einheitliche Preise an allen Ladesäulen bundesweit. Ob sich dieser Ansatz allerdings tatsächlich umsetzen lassen wird, bleibt abzuwarten. Einen wichtigen Punkt betont Fichtner in dem Interview zudem noch besonders: Der Elektroantrieb sei bei PKWs die Antriebsform mit der mit Abstand besten Klimabilanz. Eine staatliche Förderung sei daher dringend notwendig. Volkswagen wiederum arbeitet gemeinsam mit dem US-Startup Quantumscape ebenfalls an Batterien mit ganz neuen Reichweiten: Festkörperakkus stehen aber noch ganz am Anfang der Entwicklung.

Via: HNA

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