Der Meeresbiologe Martin Thiel engagiert sich bereits seit vielen Jahren gegen die Entsorgung von Plastikmüll in den Weltmeeren. Inzwischen gilt er als weltweit angesehener Experte auf diesem Gebiet. Gerade erst hat er ein Forschungsprojekt abgeschlossen, bei dem die Konzentration von Plastik im Wasser rund um die Osterinseln detailliert untersucht wurde. In Südamerika wirbt er zudem unter anderem in Schulklassen dafür, Einwegplastik so weit wie möglich zu vermeiden. Einen anderen Lösungsansatz für die Problematik lehnt er allerdings rundheraus ab: Er warnt eindringlich vor technischen Lösungen, mit denen Plastik wieder aus dem Meer gefischt werden soll. Das bekannteste Beispiel für ein solches Vorhaben ist das „Ocean Cleanup Project“ des Niederländers Boyan Slat.


Die Nahrungskette könnte unterbrochen werden

Thiel verweist nun aber darauf, dass Treibgut in den Weltmeeren eine wichtige Rolle innerhalb des Ökosystems einnimmt. So bilden sich dort viele unterschiedliche Mikroorganismen. Einige Tiere nutzen das herumschwimmende Plastik auch um ihre Eier abzulegen. Der Wissenschaftler verdeutlicht die Problematik anhand eines Beispiels: Entfernt man den Müll einfach aus den Ozeanen, verschwinden auch die Eier der fliegenden Fische. Diese wiederum sind ein bedeutender Bestandteil der Nahrungskette und bilden eine wichtige Nahrungsquelle für Thunfische. Der Eingriff durch den Menschen könnte also schwerwiegende Folgen für die Fischpopulation innerhalb der Ozeane haben. Die Problematik lässt sich aber auch auf viele andere dort lebende Tiere übertragen. Thiel sagt daher: Ist das Plastik einmal im Ozean, kann es nicht mehr im großen Stil entfernt werden.


Plastiktüten werden in immer mehr Ländern verboten

Für ihn gibt es daher nur eine Lösung: Plastikmüll muss von vorneherein vermieden werden. Warum dies so wichtig ist, zeigen die Ergebnisse seiner Studien im Südpazifik. Demnach ließ sich Plastik selbst dort in den Mägen von Fischen, Vögeln und Schildkröten nachweisen. Damit dürfte inzwischen klar sein: Es gibt keine Meeresregion mehr, die noch nicht von der Plastikseuche erfasst wurde. Inzwischen existieren allerdings auch die ersten hoffnungsvollen Zeichen: So hat Chile zuletzt Einwegtüten aus Plastik komplett verboten – und folgt damit zahlreichen anderen Ländern wie Marokko, Tunesien und Kenia. In Deutschland hingegen gibt es lediglich eine freiwillige Selbstverpflichtung, die aber durchaus auch schon signifikante Erfolge mit sich brachte. Einige Supermärkte – etwa Rewe – haben die Plastiktüte auch schon ganz abgeschafft.

Via: FAZ

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