Die Versorgung mit Frischwasser und die Entsorgung des Abwassers funktioniert in Deutschland grundsätzlich extrem gut. Anders als in vielen anderen Ländern kann man das Wasser aus der Leitung in den meisten Fällen sogar problemlos trinken. Gleichzeitig hat die Branche in den letzten Jahren einen gewaltigen Digitalisierungsschub durchlaufen. Verantwortlich dafür ist auch die kleinteilige Struktur. Denn die meisten Wasserwerke gehören Kommunen oder regionalen Verbänden. Diese wiederum verfügen nicht über unbegrenzte finanzielle Mittel und konnten durch die Digitalisierung Kosten sparen. So wurden oftmals digitale Pumpsysteme angeschafft und es wurde auf Fernwartung umgestellt. Das Problem allerdings: Dadurch erhöhte sich auch die Anfälligkeit für Cyberangriffe. Experten warnen nun, dass es hier oftmals noch an Expertise zur Gefahrenabwehr mangelt. Die Probleme sind dabei teilweise auch hausgemacht. Die meisten Wasserwerke gelten nicht als kritische Infrastruktur Denn nur rund 30 Wasserwerke in Deutschland fallen unter die Kriterien für sogenannte kritische Infrastruktur. Diese sind verpflichtet, bestimmte Maßnahmen durchzuführen und regelmäßig eine Risikobewertung vorzunehmen. Das Problem: Bei fast allen großen Wasserwerken, die dies taten, fielen die Ergebnisse extrem bedenklich aus und es wurden zahlreiche Schwachstellen benannt. Weil die kleinen Wasserwerke oftmals auf die selbe Technik setzen, sind diese ebenso anfällig für Hacker-Angriffe. Da sie aber nicht als kritische Infrastruktur gelten, wird dies nicht näher erfasst und es sind auch keine Gegenmaßnahmen vorgeschrieben. Experten halten dies für äußerst problematisch. So beschäftigt sich die AG Kritis bereits seit vielen Jahren mit dem Schutz kritischer Infrastruktur. Eine der Forderungen der Arbeitsgemeinschaft: Die Schwelle, ab der ein Wasserwerk zur kritischen Infrastruktur gehört, soll deutlich abgesenkt werden. Es mangelt an Geld und Fachkräften Bisher allerdings gibt es auf Seiten der Politik nur wenig Interesse an der zugrunde liegenden Problematik. So verwies die Bundesregierung lediglich darauf, dass die Wasserversorgung Aufgabe der Länder sei. Über die Qualität der Cyberabwehr könne man daher keine Aussage treffen. Die in der Regel zuständigen regionalen Versorger wiederum haben gleich mit zwei Problemen zu kämpfen. Zum einen verfügen sie nur über ein vergleichsweise geringes Budget zur Sicherung der digitalen Infrastruktur. Zum anderen fehlt es oftmals auch schlicht an den nötigen Fachkräften, selbst wenn Geld theoretisch vorhanden wäre. Am sinnvollsten wäre es daher, an zentraler Stelle entsprechende Expertise aufzubauen, die dann allen Wasserwerken zur Verfügung steht. Voraussetzung dafür ist aber zunächst, dass die Dringlichkeit des Problems erkannt wird. Denn ohne den Willen der Politik wird sich an der aktuellen Situation nur wenig ändern. Via: DLF Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
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