Die U-Bahn in Moskau wurde im Jahr 1935 erstmals in Betrieb genommen. Heute verfügt sie über ein Streckennetz von 408 Kilometern und ist damit sogar länger als die legendäre London Underground. Mit mehr als zwei Milliarden Fahrgästen jährlich gehört die Moskauer Metro zudem zu den meistgenutzten U-Bahnen weltweit. All diese Menschen ohne größere Wartezeiten durch die Stationen in die Züge zu schleusen, ist gar kein so einfaches Unterfangen. Der staatliche Betreiber sucht daher stets nach Möglichkeiten, die Abläufe zu optimieren. So ist der Zugang zu den einzelnen Linien mit Drehkreuzen gesichert. Passieren kann diese nur, wer einen gültigen Fahrschein besitzt. Immer wieder suchen Passagiere diesen aber hektisch oder müssen erst noch auf ihrem Smartphone die richtige App öffnen. Zukünftig gibt es daher eine Alternative, die einen noch schnelleren Ablauf verspricht: Das sogenannte Face Pay. Dabei müssen die Fahrgäste nur ihr Gesicht in eine Kamera halten und können dann passieren. A.Savin (Wikimedia Commons · WikiPhotoSpace), CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons Die Verkehrsbetriebe rechnen mit hunderttausenden Nutzern Zuvor allerdings müssen sie einmalig ein Foto von sich hochladen und ein Bankkonto hinterlegen. Von diesem wird das Geld für die Fahrten dann automatisch abgebucht. Die Nutzung dieses Systems ist freiwillig. Die Verkehrsbetriebe versprechen, dass auch die weiteren Zahlungsmöglichkeiten dauerhaft erhalten bleiben werden. Das System befindet sich zudem zunächst noch in der Erprobungsphase. Möglicherweise noch auftretende Probleme sollen zeitnah behoben werden. Erste Schätzungen gehen davon aus, dass zwischen zehn und fünfzehn Prozent der Passagiere das System nutzen könnten. Bei bis zu neun Millionen Fahrgästen am Tag, entspräche dies immerhin einer sechsstelligen Zahl an Leuten. Den offiziellen Angaben zufolge müssen diese zudem keine Angst um ihre Daten haben. So soll das System zum einen lediglich biometrische Schlüssel und keine vollständigen Gesichter erfassen. Zum anderen werden die Daten verschlüsselt und nur für den Zweck der Abrechnung verwendet. Die dahinter stehende Technologie ist höchst umstritten Datenschützer und politische Aktivisten sind von der Einführung des Face Pay dennoch alles andere als überzeugt. Sie warnen davor, dass die staatliche U-Bahn-Gesellschaft im Zweifelsfall den ebenfalls staatlichen Sicherheitsbehörden wohl nicht all zu viele Informationen vorenthalten werden. Langfristig könnte dies eine stärkere staatliche Überwachung zur Folge haben. Tatsächlich wurde in Russland Gesichtserkennungssoftware bereits eingesetzt, um Maßnahmen zur Corona-Eindämmung zu überwachen. Viele Beobachter gehen davon aus, dass es nicht bei dieser einmaligen Anwendung bleiben wird. Als mahnendes Beispiel gilt dabei China, wo automatisierte Gesichtserkennungssoftware bereits flächendeckend zum Einsatz kommt und ohne Rücksicht auf Bürgerrechte angewendet werden kann. Auch in Deutschland ist die Technologie, die unter anderem am Berliner Bahnhof Südkreuz getestet wurde, daher höchst umstritten. Via: The Guardian Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
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