Im Jahr 2020 kauften die Deutschen etwa 48,5 Millionen PKW-Reifen – etwa genauso viele Reifen landeten auf dem Müll oder wurden erneuert. Zwischen Montage und Demontage steht immer der Abrieb, der vor allem bei Brems- und Beschleunigungsvorgängen anfällt. Wo bleibt all das Material, außer in der Luft? Wo wandert der Reifenabrieb hin? 12 bis 20 Prozent gelangen in die Oberflächengewässer Diese Frage beschäftigte die Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) in Zusammenarbeit mit der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt). Autoreifen bestehen ungefähr zu 50 Prozent aus synthetischem Gummi oder vulkanisiertem Kautschuk. Die andere Hälfte machen Füllmittel und verschiedene Chemikalien aus. Beim Abrieb entstehen daraus winzige Mikroplastikpartikel, die auch den Straßenabrieb mit einbinden. Etwa 5 bis 10 Prozent dieser Teilchen gelangen in die Luft und tragen damit zur Feinstaubbelastung in unseren Städten bei. Doch wo die anderen etwa 90 bis 95 Prozent genau abbleiben, das hat bislang niemand genau untersucht. Das BMVI-Expertennetzwerk fand nun heraus, dass ungefähr 12 bis 20 Prozent des Reifenabriebs in Oberflächengewässern landen, der Rest verbleibt im Boden. 70.000 Tonnen Reifenabrieb pro Jahr wandern in den Boden In handfesten Zahlen ausdedrückt, sind es pro Jahr bis zu 70.000 Tonnen Reifenabrieb, die in unseren Böden verschwinden. Außerdem gelangen zwischen 8.700 und 20.000 Tonnen in die Gewässer, wo die Partikel sich im Sediment anlagern oder abgebaut werden. Wie hoch die jeweiligen Anteile sind, das kann noch niemand sagen. Ungefähr 2 Prozent der Partikel gelangen sogar bis ins Meer; für die Flüsse existieren noch keine Modellrechnungen. Autofahrer schonen durch ruhiges Fahren die Umwelt In städtischen Gebieten landet der Abrieb häufig in der Kanalisation und gelangt von dort oftmals in die Kläranlage, wo er zu 95 Prozent abgefangen wird. Außerhalb der Ortschaften versickert der mit Mikropartikeln angereicherte Regen in der Straßenböschung und verbleibt größtenteils in der oberen, mit Pflanzen bewachsenen Zone. Trotz der gewaltigen Mengen, die sich Jahr für Jahr großflächig in der Umwelt verteilen, weiß bisher noch niemand, wie sich diese Vorgänge auf Boden- und Wasserorganismen auswirken. Die Experten empfehlen, den Eintrag in die Gewässer durch wasserwirtschaftliche Maßnahmen zu verringern. Außerdem sollte die Reinigung von Straßenabflusswasser optimiert und der Einsatz abriebarmer Reifen gefördert werden. Autofahrer tragen durch ein ruhiges Fahrverhalten zum Umweltschutz bei. Quelle: scinexx.de Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter