Die Deutsche Bahn setzt zukünftig gleich in doppelter Hinsicht auf Wasserstoff. So wurde zum einen der Prototyp eines neuen Wasserstoff-Zugs namens Mireo Plus H präsentiert. Dieser wurde gemeinsam von Siemens und der Deutschen Bahn entwickelt. Perspektivisch soll er die tausenden Dieselloks ersetzen, die noch immer auf nicht elektrifizierten Gleisabschnitten unterwegs sind. Gleichzeitig sieht das Staatsunternehmen aber auch beim Transport von Wasserstoff eine gute Geschäftsmöglichkeit. Der Hintergrund: Die deutsche Industrie ist dringend auf große Mengen an grünem Wasserstoff angewiesen, weil sich bestimmte Prozesse etwa in der Stahl- und Zementproduktion nur so klimaneutral gestalten lassen. Deutschland selbst wird aber nicht in der Lage sein, diese Mengen zu produzieren. Das begehrte Gas muss also importiert werden. Entsprechende Partnerschaften mit Marokko, Saudi-Arabien und Australien wurden bereits geschlossen. Das bedeutet aber auch: Der grüne Wasserstoff wird in den deutschen Seehäfen ankommen.


Bild: EuroCargo, CC BY-SA 2.0 DE <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/de/deed.en>, via Wikimedia Commons

Der Aufbau der Transport-Infrastruktur wird viel Zeit in Anspruch nehmen

Von dort muss er dann noch zu den Endkunden in der Industrie gebracht werden. Am effizientesten wäre hier die Nutzung von Pipelines. Der Aufbau eines entsprechenden Netzes kostet aber viel Zeit und Geld. Bereits bestehende Erdgas-Pipelines wiederum müssten umgerüstet werden oder der Wasserstoff könnte nur als Beimischung zum Erdgas transportiert werden. Bis hier ein finaler Ansatz gefunden wurde, wird eine Übergangslösung benötigt. So ist angedacht, den Wasserstoff zu verflüssigen, um den Transport zu vereinfachen. Beim Endkunden müsste das Gas dann wieder von der Transportflüssigkeit separiert werden. Theoretisch könnte der Wasserstoff so mit Lastwagen ans Ziel gebracht werden. Solange diese aber noch von Dieselmotoren angetrieben werden, ist dies keine wirklich klimaneutrale Lösung. Hier bringt sich nun die Bahn mit ihren vorhandenen Kesselwagen ins Spiel. Diese könnten den klimaneutralen Transport über längere Strecken übernehmen und so zur Wasserstoffwende in Deutschland beitragen.

Die Bahn transportiert aktuell sehr viel Kohle

Ein entsprechendes Konzept wurde gemeinsam mit Energieversorgern bereits erarbeitet. Grundsätzlich ergibt der Ansatz aus Sicht des Bahn-Konzerns auch Sinn. Denn heute transportiert das Unternehmen nicht unerhebliche Mengen an Kohle. Diese Transporte dürften aber zukünftig nach und nach wegfallen. Der Transport von Wasserstoff könnte hier eine Alternative sein, um die Umsatzverluste auszugleichen. Konkurrenten der Bahn betrachten die Idee dennoch mit einer gewissen Skepsis. Denn aktuell ist das Unternehmen nicht einmal in der Lage, die vorhandenen Transportvolumina zu prozessieren. In diesem Sommer kam es daher aufgrund von Streckensperrungen, Baustellen und schlechtem Management zu einem Kollaps im Güterverkehr auf der Schiene. Aber auch im Tagesgeschäft gibt es massive Probleme mit erheblichen Verspätungen. Hier jetzt noch eine neue und nicht gerade unterkomplexe Aufgabe zu übernehmen, erscheint vielen Kritikern nicht besonders gut durchdacht.


Via: FAZ

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