Die Senkung des täglichen Fernsehkonsums auf weniger als eine Stunde könnte jeden zehnten Herzinfarkt verhindern. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung von Forschern der University of Cambridge in Großbritannien sowie der University of Hong Kong. Aus früheren Untersuchungen ging bereits hervor, dass eine Lebensweise, die durch häufiges Sitzen geprägt ist, zu den größten nicht genetischen Risikofaktoren für die Entstehung von koronaren Herzkrankheiten zählt. Allein in Deutschland erleiden pro Jahr gut 300.000 Menschen einen Herzinfarkt.


Daten von 500.000 Briten ausgewertet

Um das Risiko abschätzen zu können analysierten die Forscher Daten von 500.000 erwachsenen Briten, die über einen Zeitraum von zwölf Jahren erfasst worden waren. Dabei zeigte sich, dass Personen, die mehr als vier Stunden pro Tag fernsehen, das höchste Risiko hatten, eine chronische ischämische Herzkrankheit zu entwickeln. Menschen, die weniger als eine Stunde pro Tag vor dem Fernseher saßen, hatten dagegen eine 16 Prozent geringere Wahrscheinlichkeit, einen Herzinfarkt zu erleiden. Erstaunlicherweise war die Freizeit, die die Menschen vor einem Computer verbrachten, nicht mit einem erhöhten Risiko für koronare Herzkrankheit verbunden.


Abschätzung des persönlichen Risikos

Das Team erstellte „polygene Risikowerte“ für jeden Einzelnen. Darunter ist das genetische Risiko zu verstehen, eine koronare Herzkrankheit zu entwickeln. Sie basieren auf 300 genetischen Varianten, von denen bekannt ist, dass sie ihre Chancen auf die Entwicklung der Erkrankung beeinflussen. Wie erwartet, hatten Personen mit höheren polygenen Risikowerten das größte Risiko, an der Krankheit zu erkranken.

Anstieg des Glukose- und Lipidspiegels

Es gebe mehrere mögliche Gründe, die den Zusammenhang zwischen Fernsehsendungen und dem Risiko einer koronaren Herzkrankheit erklären könnten, sagt das Team, und insbesondere, warum kein Zusammenhang mit der Computernutzung gefunden wurde. Das Fernsehen finde in der Regel am Abend nach dem Abendessen statt, der oft kalorienreichsten Mahlzeit, was zu höheren Glukose- und Lipidspiegeln wie Cholesterin im Blut führt. Menschen naschten auch oft mehr beim Fernsehen als zum Beispiel beim Surfen im Internet. Schließlich verführe das Fernsehen zu längerer Nutzung, während Personen, die ihren Computer benutzen, ihre Aktivität eher unterbrechen.

Youngwon Kim, Medizinstatistiker an der University of Hong Kong, hält die Begrenzung der Fernsehzeit für eine relativ leicht durchzuführende Lebensstil-Änderung, die insbesondere Personen mit einer hohen genetischen Veranlagung für koronare Herzkrankheiten dabei helfen könnte, ihr Risiko zu verringern.

 

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