Wer bei Google Maps nach der Adresse Gustoweg 10 in Rotterdam sucht, dürfte überrascht werden. Denn eigentlich handelt es sich um die Anschrift eines Bauernhofs. Tatsächlich befindet sich die entsprechende Straße aber inmitten des Rotterdamer Hafens. Eine Verwechselung liegt allerdings nicht vor. Denn eben dort hat ein niederländisches Paar die Vision einer schwimmenden Farm realisiert. Die dafür errichtete Plattform besteht aus drei Ebenen. Auf der obersten leben die insgesamt 34 gehaltenen Kühe. Die notwendigen Melk- und Reinigungsvorgänge werden von Robotern übernommen. Auf der mittleren Ebene befinden sich das Lager für Tierfutter und die Molkerei. Diese stellt Milch, Buttermilch und verschiedene Joghurtsorten her. Die unterste Ebene ist dann wiederum den Ausscheidungen der Tiere vorbehalten. Dort werden Jauche und Trockenmist getrennt von einander gesammelt.


Bild: Floating Farm

Noch bringt die Farm keine Gewinne ein

Auch diese Abfallprodukte sollen soweit wie möglich vermarktet werden. Der Kot der Tiere wird beispielsweise bereits getrocknet und an die Stadt Rotterdam als Düngemittel verkauft. Diese geschäftliche Beziehung ist die einzige finanzielle Beziehung, die die beiden Betreiber zur öffentlichen Hand haben. Eine Förderung des Pilotprojekts gab es hingegen nicht. Stattdessen investierte das Paar hunderttausende Euro aus eigenen Mitteln, um ihre Vision zu verwirklichen. Eigentlich sollte in diesem Jahr dann der Punkt erreicht werden, an dem sich die Investitionen rentieren und erstmals kleine Gewinne eingefahren werden. Die Corona-Pandemie machte diesen Plänen aber einen Strich durch die Rechnung. Nun soll sich die Farm ab dem Frühjahr nächsten Jahres selber tragen. Ob dies gelingen wird, dürfte auch davon abhängen, wie gut der in den Niederlanden verhängte Lockdown funktioniert.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden


Ein Dreiviertelliter Milch kostet 1,50 Euro

Denn die Milchprodukte können natürlich nur in ausreichenden Mengen verkauft werden, wenn auch genügend Kunden in den Laden kommen können. Wer nach der Corona-Krise selbst einmal Milch von der schwimmenden Farm kaufen möchte, muss etwas mehr Geld in die Hand nehmen als im Supermarkt: Im Hofladen kostet ein Dreiviertelliter Milch 1,50 Euro. Für ein halbes Kilogramm Joghurt zahlt man 2,10 Euro. Bleibt noch die Frage zu klären, wieso man Kühe auf einer schwimmenden Plattform und nicht einfach auf der Weide halten sollte. Die Initiatoren des Projekts benennen vor allem zwei Einsatzszenarien. Zum einen kann bei Naturkatastrophen wie Überschwemmungen schnell die Lebensmittelversorgung zusammenbrechen. Schwimmende Farmen könnten hingegen in einem solchen Fall die Produktion aufrecht erhalten. Interessant ist der Ansatz aber auch für Staaten mit wenig Platz. In Singapur beispielsweise müssen 96 Prozent der Lebensmittel importiert werden, weil auf dem Land keine Flächen für die Landwirtschaft vorhanden sind.

Via: Der Standard

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.