Der Krieg in der Ukraine hat Europa und insbesondere auch Deutschland vehement vor Augen geführt, wie problematisch eine Abhängigkeit von russischen Gasimporten ist. Von heute auf morgen wurde der Abkehr von dieser Abhängigkeit eine ganz neue Bedeutung zuteil. Aber die Umsetzung entsprechender Maßnahmen wird nicht von heute auf morgen funktionieren. Eine gute, wenngleich auch teurere Alternative zu Importen aus Russland wäre der Import von Flüssiggas (LNG)aus anderen Staaten. In Wilhelmshaven entsteht derzeit ein Import-Terminal für LNG. Ende 2023 soll hier die Einfuhr begonnen werden können. LNG-Importe über Wilhelmshaven Das Bundesland Niedersachsen hat als Reaktion auf die Krise in der Ukraine eine Taskforce „LNG Wilhelmshaven“ gegründet. Diese besteht aus insgesamt 30 Vertretern der Behörden und der Hafenwirtschaft und setzt sich mit drei Projekten von Unternehmen auseinander, die den Import von flüssigem Erdgas über Terminals in die Stadt organisieren wollen. „Wenn wir sie alle drei umsetzen würden, würden wir wirklich auf eine nennenswerte Leistungsfähigkeit kommen“, so Olaf Lies, der Energieminister Niedersachsens. Insgesamt spreche man von 25 Milliarden Kubikmeter, was etwa der Hälfte des Gases entspricht, das für gewöhnlich aus Russland importiert wird. 2020 lieferte Russland 56,3 Milliarden Kubikmeter Gas an Deutschland. Eine wichtige Aufgabe der Taskforce ist es, an der Entscheidung mitzuwirken, wie und in welcher Reihenfolge die drei Projekte umgesetzt werden sollen. Eine entsprechende Entscheidung soll noch diesen Monat gefällt werden. Ziel ist es, noch im Jahr 2023 mit den ersten LNG-Importen beginnen zu können. Noch Ende Februar hieß es, dass die Importe im Jahr 2024 beginnen sollen. Schneller Umstieg auf grünes Gas möglich In einem ersten Schritt soll eine schwimmende Anlande- und Speicherplattform geschaffen werden. Diese werden als Floating Storage and Regasification Unit (FSRU) bezeichnet. Das flüssige LNG wird dann dort mit Tankern angelandet und zwischengelagert. Die Kapazität des Zwischenspeichers soll bei 9 bis 10 Milliarden Kubikmetern liegen. Im Jahr 2026 sollen dann weitere Terminal-Projekte realisiert werden. Für den Aufbau des LNG-Terminals in Wilhelmshaven hatte sich neben dem Energiekonzern Uniper auch das Unternehmen Tree Energie Solutions (TES) aus Belgien angeboten. Zudem zieht die Regierung Niedersachsens ein Projekt auf dem Gelände der Nord-West Oelleitung GmbH in Betracht. Neben der Taskforce „LNG Wilhelmshaven“ wurde Anfang März auch eine mit dem Namen „sichere Energieversorgung“ gegründet. Aufgabe der Taskforce LNG Wilhelmshaven sei es, „ seitens der Landesregierung die Planung, Genehmigung und Umsetzung der aktuell diskutierten Green-Gas-Ready LNG-Projekte unterstützen.” Würde dies so umgesetzt werden, wären keine neuen Bauprojekte vonnöten, um einen Umstieg auf klimaneutrales, “grünes” Gas nicht erneut gebaut werden müsste. Ukraine-Krieg beschleunigt Vorhaben Das nun in Sachen LNG-Importe so stark – der Leser möge das Wortspiel entschuldigen – Gas gegeben wird, dürfte niemanden überraschen. Es handelt sich um eine direkte Reaktion auf den Ukraine-Krieg. Die Bundesregierung hatte den schnellen Bau von zwei LNG-Terminals angekündigt. Eines davon soll in Wilhelmshaven entstehen, das andere in Brunsbüttel in Schleswig-Holstein. Auch in Stade in Niedersachsen laufen Pläne für den Bau eines LNG-Terminals. Etwa die Hälfte des Erdgasbedarfs der EU wird über Importe aus Russland gedeckt. Da es dorthin eine direkte Landverbindung gibt, ermöglichen Pipline-Projekte wie Nord Stream 1 und 2 einen kostengünstigen Transport des Gases. Diese Abhängigkeit von Russland soll nun so schnell wie möglich reduziert werden. EU-Vizepräsident Franz Timmermans kündigte an, man wolle den Import aus Russland bis Ende des Jahres um zwei Drittel reduzieren. Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
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