Das Erneuerbare-Energien-Gesetz sollte in Deutschland für eine deutlich nachhaltigere Stromerzeugung sorgen und wurde in seiner ursprünglichen Form im Jahr 2000 verabschiedet. Damals wurde den Betreibern von Windrädern eine staatliche Förderung für die Dauer von zwanzig Jahren garantiert. Danach – so die damalige Hoffnung – sollte die Technologie so weit entwickelt sein, dass sie sich auch ohne Hilfe wirtschaftlich betreiben lässt. In diesem Jahr ist nun der Zeitpunkt erreicht, an dem die Förderung der ersten Anlagen ausläuft. Theoretisch können die Windräder natürlich auch danach noch weiter betrieben werden. Allerdings gibt es dabei zwei Probleme: 1. Die Kosten: Die alten Anlagen sind eher klein und müssen vergleichsweise oft gewartet werden. Dies treibt die Kosten in die Höhe, weshalb der Betrieb in vielen Fällen nicht wirtschaftlich ist. So hat eine Untersuchung ergeben, dass bei einem Strompreis von 3,375 Cent je Kilowattstunde nur 23 Prozent der alten Anlagen sinnvoll ohne Förderung weiterbetrieben werden können. Aktuell liegt der Strompreis sogar bei unter drei Cent – weshalb noch mehr Windräder abgeschaltet werden dürften. Von Philip May – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Link 2. Der Einspeisevorrang: Das Gesetz sah zudem einen Vorrang für Erneuerbare Energien vor. Die Netzbetreiber wurden also verpflichtet, den sauberen Strom auf jeden Fall abzunehmen und im Zweifelsfall lieber konventionelle Kapazitäten zu reduzieren. Unklar ist allerdings, ob diese Regelung trotz der auslaufenden Förderung weiterhin Bestand hat. Diese Frage werden letztlich wohl Gerichte klären müssen. Viele Betreiber werden darauf aber vermutlich nicht warten und stattdessen die alten Windräder lieber still legen. Der Verlust kann nicht durch neue Anlagen kompensiert werden Einige simple Rechnungen zeigen wie groß das Problem ist: So fallen in diesem Jahr Windräder mit einer Leistung von insgesamt 4.000 Megawatt aus der Förderung. Folgt man den oben dargestellten Prognosen dürften rund drei Viertel davon abgeschaltet werden. Damit aber geht eine Leistung vom Netz, die in etwa der von drei großen Kohlekraftwerken entspricht. Das Problem zieht sich zudem auch durch die nächsten Jahre: Bis zum Jahr 2025 drohen jedes Jahr 2.300 bis 2.400 Megawatt an Leistung verloren zu gehen. Theoretisch wäre dies kein Problem, wenn stattdessen ausreichend neue Windräder installiert würden. Genau dies ist aber nicht der Fall. So kamen im vergangenen Jahr lediglich Anlagen mit einer Leistung von 1078 MW hinzu. Es droht also die kuriose Situation, dass sich inmitten der Energiewende der Anteil des sauberen und vergleichsweise günstigen Windstroms am Energiemix verringert. Rechtliche Hürden verhindern den Bau größerer Anlagen Um dies zu verhindern setzen Experten auf das sogenannte Repowering. Dabei werden mehrere alte Anlagen durch eine neue und größere ersetzt. Doch in der Praxis stößt diese Vorgehensweise auf eine Vielzahl an Problemen. So existiert an vielen bestehenden Standorten eine Höhenbegrenzung für Windräder. Die Installation der neuesten Generation an Windrädern ist dort daher nicht möglich. Kleinere Anlagen sind auf dem Markt aber gar nicht mehr zu kriegen. In vielen Fällen müssen die Standorte daher schlicht aufgegeben werden. Ähnliche Probleme gibt es auch mit Belangen der Flugsicherheit und dem Natur- und Emissionsschutz. Aktuell stehen daher von den 1691 in Niedersachsen betroffenen Windrad-Standorten rund 1.000 nicht für das sogenannte Repowering zur Verfügung. Der niedersächsische Energie- und Umweltminister Olaf Lies (SPD) spricht von einer drohenden „Katastrophe“ für die Windkraft in Deutschland. Er will die vorhandenen Hürden daher soweit wie möglich entfernen und fordert in diesem Punkt auch ein stärkeres Engagement der Bundesregierung. Via: Handelsblatt Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
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