Der Wurmfortsatz des Blinddarms führt in aller Regel ein extrem unauffälliges Leben. Nur im Falle einer Entzündung ist Eile geboten: Dann muss der Blinddarm-Fortsatz schnellstmöglich operativ entfernt werden. Ansonsten rätselte die Wissenschaft allerdings lange Zeit darüber, wieso es im Verlaufe der Evolution zur Bildung des vermeintlich nutzlosen Wurmfortsatzes gekommen ist. Tatsächlich konnten die Forscher nun einen interessanten Zusammenhang nachweisen: Die Anwesenheit des Wurmfortsatzes geht bei Säugetieren einher mit einem verbesserten Immunsystem. So fand sich bei Leuten mit dem Fortsatz mehr lymphatisches Gewebe im Blinddarm. Dieses wiederum spielt eine wichtige Rolle bei der Aktivierung der Immunabwehr des Körpers. Offensichtlich ist der Wurmfortsatz also keineswegs ein sinnloses Überbleibsel, sondern besitzt im Rahmen der Evolution einen sogenannten Selektionsvorteil. Der Wurmfortsatz entstand bei dreißig Arten unabhängig voneinander Dies legt auch ein Blick auf andere Tierarten nahe. Insgesamt untersuchten die Forscher dabei die Entwicklung von 533 Tierarten. Tatsächlich konnte dabei festgestellt werden, dass sich immerhin dreißigmal unabhängig voneinander ein Fortsatz des Blinddarms entwickelt hat. Umgekehrt gab es aber keine Anzeichen dafür, dass sich der Wurmfortsatz auch einmal wieder zurückentwickelt hat. Dies spricht dafür, dass die Entstehung der Blinddarm-Erweiterung kein Zufall war, sondern mit einem konkreten Vorteil einhergeht. Die Vielfalt der verschiedenen Arten mit einer entsprechenden evolutionären Entwicklung sorgte dann dafür, dass verschiedene Theorien nach und nach aussortiert werden konnten. Der Wurmfortsatz könnte als Rückzugsort für nützliche Bakterien dienen So schlossen die Forscher beispielsweise aus, dass bestimmte klimatische Bedingungen eine Rolle spielten. Denn die verschiedenen Arten mit Wurmfortsatz traten in fast allen Klimazonen auf. Auch die vorhandene Nahrung spielte aus ähnlichen Gründen offensichtlich keine entscheidende Rolle. Stattdessen rückte dann der Blinddarm selbst in den Blickpunkt. Dort konnten die Forscher schließlich die erhöhte Menge lymphatisches Gewebe nachweisen. Dieses kann zudem die Entwicklung nützlicher Darmbakterien ankurbeln. Daraus wiederum leiteten die Forscher die Theorie ab, dass der Wurmfortsatz zusätzlich als Rückzugsort für nützliche Bakterien dienen könnte – wodurch dann wiederum das Immunsystem gestärkt würde. Eins jedenfalls scheint sicher: Vollkommen nutzlos ist der Wurmfortsatz nicht. Via: Sciencedirect Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
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