Diabetes ist eine tückische Krankheit. Wenn der Blutzuckerspiegel in die Höhe schießt, dann ist schnelle Abhilfe gefragt, doch Human-Insulin wirkt nur relativ langsam. Eine Injektion braucht bis zu einer Stunde, um zur vollen Entfaltung zu kommen. Darum suchen Forscher nach einer Art Mini-Insulin als Soforthilfe, wenn es ernst wird. Ein Team aus Salt Lake City hat nun einen spannenden Lösungsansatz gefunden.


Die Kegelschnecke in „Brehms Thierleben“ (1887) Von Alfred Brehm – Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Zweiter Band: Die Niederen Thiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1887., S. 318-319.Permalink: http://images.zeno.org/Naturwissenschaften/I/big/bt06284a.jpgImage: http://www.zeno.org/Naturwissenschaften/I/bt06284a, Gemeinfrei, Link

Kegelschnecken betäuben ihre Opfer mit Insulin

Schnecken gehören per so nicht zu den schnellsten Tieren, aber einige von ihnen produzieren »schnelles« Insulin. Die menschliche Variante des Proteohormons zeigt sich in der Praxis recht behäbig: Es verklumpt erstmal, damit die Bauchspeicheldrüse es besser lagern kann. Bei Bedarf werden die komplexen Strukturen dann allmählich aufgebrochen, das Insulin also wieder gelöst und auf die Reise in die Blutbahn geschickt.

Bei akuter Unterzuckerung steht dieser etwas umständliche Prozess eher im Wege, darum haben Wissenschaftler der University of Utah nun die Kegelschnecke ins Visier genommen. Sie lebt im Meer und setzt ihr Insulin als Jagdwaffe ein, indem sie sich an Fische anschleicht und dann den Stoff als Betäubungsmittel im Wasser verströmt. Die Opfer nehmen das Schnecken-Insulin über die Kiemen auf, geraten in die Unterzuckerung und werden auf diese Weise gelähmt. Nun kann sich der Räuber in Ruhe über seine Beute hermachen.


Die Forscher entwickelten ein Hybrid-Molekül

Im Schnecken-Insulin fehlt der Zusatzstoff, der bei Menschen zur Verklumpung führt. Leider wirkt es für Menschen einfach zu schwach, sodass eine sehr hohe Dosis davon notwendig wäre, um den Blutzuckerspiegel wieder auf ein normales Level zu bringen. Darum haben die Forscher nun Hybrik-Moleküle aus menschlichen und tierischen Insulin-Zellen gebastelt, die alle vorteilhaften Eigenschaften miteinander vereinen sollen. Dieses neue Insulin neigt nicht zur Verklumpung, bindet sich aber effektiv an die menschlichen Insulinrezeptoren.

Tests an Ratten liefen positiv: Das Insulin der Nagetiere ähnelt dem menschlichen Bauchspeichdrüsen-Sekret, sodass sich die Ratten gut als Studienobjekte eignen. Das Mini-Insulin wirkte schnell und zuverlässig. Die Wissenschaftler betonen, dass ihr neuer Wirkstoff einfach zu synthetisieren sei. Jetzt muss nur noch der Beweis erbracht werden, dass er für Menschen ebenso nützlich ist wie für Ratten.

Quelle: wissenschaft.de

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