1936 starb der letzte Beutelwolf, auch Tasmanischer Tiger genannt, in einem Zoo auf der Insel Tasmanien. Ausgerottet hat ihn, wie in vielen anderen Fällen auch, der Mensch. Angeblich soll der Räuber ein gefährlicher Schafskiller gewesen sein, doch aus heutiger Sicht war sein Gebiss dafür nicht einmal stark genug. Heute machen sich australische Wissenschaftler ernsthaft Gedanken, den Beutelwolf zurückzuholen – mit Hilfe 110 Jahre alter DNA aus einem Schädel.


Ausgestopfter Tasmanischer Tiger im Humboldt Museum fur Naturkunde, in Berlin, Germany.

Rekonstruktion aus dem »Eimerschädel«

Der Schädel lag die ganze Zeit über in einem Eimer mit Ethanol in einem Melbourner Museum, irgendwo hinten im Schrank. Das Personal nannte ihn »Eimerschädel«, und ließ ihn bis heute einfach liegen. Nun hat ihn das Unternehmen Colossal Biosciences für sich entdeckt, das auch schon an der Rückkehr des Mammuts und des Dodos arbeitet. Die Universität Melbourne stieg in das Projekt mit ein und nun ist plötzlich der Tasmanische der Tiger der wahrscheinlichste Kandidat für die Wiederauferstehung: Die Wissenschaftler haben die Schädel-DNA mittlerweile erstaunlich vollständig rekonstruiert.

Drei Milliarden Basenpaare mit nur 45 Lücken

Die bislang wiederhergestellte DNA umfasst ungefähr drei Milliarden Basenpaare und weist nur noch 45 Lücken auf. Diese möchten die Wissenschaftler in den kommenden Wochen schließen, anvisiert ist eine enorme Rekonstruktionsgenauigkeit von 99,9 Prozent. Trends der Zukunft berichtete bereits über ein schwedisches Forschungsprojekt mit ähnlichem Ziel. Die Schweden fanden über die Analyse von 130 Jahre alter DNA heraus, wie Nase, Augen und Zunge des Tieres genau funktionierten. Jetzt scheinen die Australier deren Arbeit aber zu überholen, mit noch vollständigeren und damit tauglicheren Erbinformationen. Bislang gab es bei keiner ausgestorbenen Spezies so viel lückenlose DNA wie in diesem Fall.


Leihmutter für Beutelwolf soll eine Beutelmaus sein

Bis zum großen Ziel stehen noch genetische Analysen und Ergänzungsarbeiten mit verwandter DNA an. Anschließend möchten die Forscher eine Zygote entsprechend einer befruchteten Eizelle entwickeln. Diese soll in eine Leihmutter gepflanzt werden, höchstwahrscheinlich in eine Beutelmaus. Ähnliche Experimente mit nicht ausgestorbenen Arten zeigen, dass es teils Hunderte Versuche braucht, bis ein lebensfähiges Tierbaby dabei herauskommt. Eventuell, so meint einer der Forscher, funktioniert es auch ganz ohne Leihmutter. Kritik gibt es wie immer zuhauf, die Versuche finden mit hoher Gewissheit trotzdem statt.

Quelle: derstandard.at

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