Diese Embryos entstanden nicht aus dem Zusammentreffen von Eizelle und Spermium. Sie wuchsen nicht einmal im Mutterleib auf, sondern in einer künstlichen Gebärmutter, die zuvor als Aufzuchtsystem für »echte« Embryonen diente. Alle Organe sind vorhanden und am richtigen Platz, das Herz schlägt und auch die Genaktivitäten stimmen. Trotzdem wird aus keinem dieser Embryos jemals eine lebendige Maus.


Ein natürlicher menschlicher Embryo

Jacob Hanna ist einer bekannten Kollegin zuvorgekommen

Der Stammzellenbiologe Jacob Hanna vom Weizmann Institut in Israel ist seiner Kollegin, der britischen Entwicklungsbiologin Magdalena Zernicka-Goetz, offensichtlich knapp zuvorgekommen. Sie arbeitet seit Jahren an ähnlichen Projekten, hat sogar schon ein Buch zu dem Thema herausgebracht. Doch Hannas konnte seine Studie als Erster im Fachmagazin »Cell« publizieren, Zernicka-Goetz liefert ihre Ergebnisse nach eigenem Bekunden noch nach.

Nur 0,5 Prozent der Stammzellen entwickelten sich

Die Mausembryos sind aus embryonalen Stammzellen entstanden, sie haben sogar eine Plazenta und einen Dottersack. Allerdings mussten die Forscher einige der Zellen chemisch behandeln, um genetische Programme zu aktivieren. Andere Zellen wiederum entwickelten sich von selbst zu einem bestimmten Gewebe oder Organ. Dafür mussten die Wissenschaftler jede Menge Geduld aufbringen, denn nur ungefähr 0,5 der Stammzellen nahmen tatsächlich den gewünschten Entwicklungsweg, alle anderen wanderten in den Abfall. Diejenigen, die sich schlussendlich zu täuschend echten Embryonen zusammenfanden, waren zu 95 Prozent mit den natürlichen Mäuseembryonen identisch. Die Organe dürften also laut wissenschaftlicher Meinung funktionsfähig sein.


Den Sprung zu Tag 9 schaffte keiner der Embryonen

Am 8. Tagen wiesen die synthetischen Embryonen ein schlagendes Herz auf, ebenso wie viele andere typische Organe im Frühstadium. Den Sprung zum 9. Tag machte keiner von ihnen mehr mit, die Entwicklung stoppte aus unbekanntem Grund. Hanna möchte seine Erfindung dazu nutzen, das Verständnis für die Embryonalentwicklung zu vertiefen und Fehlentwicklung verhindern zu lernen. Außerdem sollen Tierversuche vermieden werden, indem Forscher auf die künstlichen Embryonen ausweichen. Nicht zuletzt wünscht sich der israelische Biologe, dass sein Werk den Weg zu neuen Möglichkeiten der Organ- und Gewebetransplantation ebnet. Dafür jedoch müssen synthetische menschliche Embryonen her – ein umstrittener Schritt, der immerhin technisch direkt vor der Tür steht.

Quelle: derstandard.at

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