Auf hoher See kann es schon einmal zu gewaltigen Schwankungen kommen. Die Marine hat daher auf der Fregatte „Sachsen“ einige Sicherheitsvorkehrungen getroffen: Der 3D-Drucker des US-Herstellers Stratasys wurde mit Spanngurten auf dem Hangar des Schiffs verzurrt. Dort soll getestet werden, ob die sogenannte additive Fertigung auch etwas für Kriegsschiffe ist. Hinter dem Fachbegriff verbirgt sich nichts anderes als der Nachdruck von Bauteilen mit Hilfe des 3D-Drucks. An Land hat die Methode nicht zuletzt aufgrund des weltweiten Logistik-Chaos in diesem Jahr stark an Beliebtheit gewonnen. Namhafte Unternehmen wie Airbus oder die Fluglinie Ethihad haben massiv in diesem Bereich investiert. Auch die Bundeswehr betreibt seit dem Jahr 2017 ein eigenes entsprechendes Forschungszentrum. Vor zwei Jahren wurde zudem ein solcher 3D-Drucker im Feldlager in Masar-i-Scharif installiert. Dort produzierten die Soldaten unter anderem Schutzkappen, Hüllen, bruchsichere Ampullen und Halterungen für OP-Masken.


Bild: Bundeswehr-Fotos, CC BY 2.0 <https://creativecommons.org/licenses/by/2.0>, via Wikimedia Commons

Der Druck auf hoher See funktionierte überraschend gut

An Bord der Fregatte soll nun getestet werden, ob der Ansatz auch unter den speziellen Bedingungen auf See funktioniert. Besonders zwei Aspekte könnten hier eine Rolle spielen. So werden 3D-Drucker in aller Regel auf einem festen und nicht schwankenden Untergrund installiert. Hinzu kommt: Ein Kriegsschiff ist kein Reinraum. Stattdessen ist die Luft nicht nur salzhaltig, sondern oftmals auch mit Abgasen oder Schmutzpartikeln versetzt. In der Praxis zeigte sich allerdings, dass beide Effekte keine große Rolle spielen. Stattdessen produzierte der Drucker das gewünschte Bauteil in der erwarteten Qualität. Für die Marine ist die additive Fertigung auf See von Bedeutung, weil dadurch Probleme schnell gelöst werden können, für die sonst eigens der nächstgelegene Hafen angesteuert werden müsste. Im Idealfall können die Soldaten so mehr Zeit auf dem Wasser verbringen und weniger mit Reparaturen an Land. Oftmals reicht es dabei schon aus, wenn das Bauteil aus dem 3D-Drucker so lange hält, bis ohnehin der nächste Hafen angesteuert wird.

Inzwischen wird auch mit der Herstellung von Metallteilen experimentiert

Einige Einschränkungen gibt es allerdings noch. So produziert der 3D-Drucker auf der Bundeswehr-Fregatte bisher nur Kunststoffteile. Für tragende Elemente oder sogar Waffen wird hingegen Metall benötigt. Rein technisch ist dies kein unlösbares Problem. Tatsächlich wurden auch schon erste Tests mit Metallpulver durchgeführt. Allerdings müssten die so hergestellten Komponenten anschließend zertifiziert werden. Dies ist spontan auf hoher See aber natürlich nicht möglich. Hier muss eine Lösung gefunden werden, die Standardisierung und Praktikabilität in Einklang bringt. Ganz auf eine Zertifizierung zu verzichten, kann bei wichtigen Teilen aber auch keine Lösung sein. Denn sie sind in Einsätzen teilweise enormen Belastungen ausgesetzt und dürfen in kritischen Situationen nicht zum Problem werden. Die Bundeswehr ist allerdings auch nicht die erste Armee, die bei der Marine auf 3D-Druckverfahren setzt. Die US Navy hat bereits einen Flugzeugträger mit der Technologie ausstatten lassen.


Via: Wiwo

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