Ungefähr 10.000 verschiedene Tomatensorten bietet uns die Natur, und nur höchstens 10 davon gibt es im Supermarkt zu kaufen. Wie kann das sein? Das deutsche Saatgutverkehrsgesetz und die EU-Vorschriften regeln, welche Nutzpflanzen auf dem Markt zugelassen sind und welche nicht. Die Beschaffenheit der Früchte ist genau festgelegt – und was den Normen nicht entspricht, wird aussortiert. Doch es gibt noch Menschen, die sich um den Erhalt und die Verbreitung alter Sorten kümmern, obwohl sie sich damit am Rande der Legalität bewegen.


Schöne bunte Tomatenwelt in Gefahr

Saatgutverkehrsgesetz grenzt viele alte Sorten aus

Die Samen und Setzlinge der Nutzpflanzen, die nicht im Saatgutverkehrsgesetz vermerkt sind, dürfen offiziell nicht weitergegeben werden. Zahlreiche alte Tomatensorten fallen darunter, obwohl sie teilweise viel schmackhafter sind als die Discounter-Produkte. Die Ursprungstomate würde wahrscheinlich dazugehören, sie war nur so groß wie eine Johannisbeere, ließ aber die Geschmacksnerven explodieren. Eines ist klar: Fade und wässrige Früchte stehen nicht wirklich auf der Wunschliste der Menschen, und doch sind es oftmals diese Sorten, die auf den Tisch kommen.

Gärtnerin verkauft ihre Tomaten als Zierpflanzen

Die Saarländerin Katrin Gödtel ist gelernte Gärtnerin, sie hegt und pflegt liebevoll etwa 100 alte Tomatensorten und bietet sie ausdrücklich als Zierpflanzen an. Damit leistet sie einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der genetischen Vielfalt und dafür, dass sich die Tomaten zumindest ein Stück weit wieder im Land verbreiten. Sie gibt auch gern ihr Fachwissen weiter, informiert über den Anbau und die Pflege von Tomaten und erzählt spannende Details zur Geschichte einzelner Sorten. Im Herbst folgt ihren Vorträgen immer ein Tomaten-Testessen, damit die Theorie sich mit der Praxis vereint.


Katrin Gödtels Motto lautet: »Erhalten durch Aufessen«. Der Genuss gehörte einfach mit dazu, schon allein, um sich immer wieder daran zu erinnern, welche Tomatenvielfalt die Natur eigentlich für uns bereithält. Ihre Samen stammen von den wenigen Erhaltungsvereinen, die es in Deutschland noch gibt, aber auch von ihren eigenen Pflanzen. Sie müssen innerhalb von fünf Jahren in die Erde, sonst verlieren sie ihre Keimfähigkeit. Mit jeder neuen Pflanze keimt auch die Hoffnung, dass sich die Gesetzeslage noch ändert – für mehr Geschmack und Vielfalt auf unseren Tellern.

Quelle: tomatenvielfalt.com, saarbruecker-zeitung.de

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