Noch vor fünf Jahren sah die Welt ein wenig anders aus als heute. Gut, nicht großartig anders, aber speziell im Technologiesektor ist die Entwicklung momentan derart schnell, dass man deutliche Unterschiede wahrnimmt. 2010 war das Jahr, in dem das iPad sein Debüt feierte und in dem Kickstarter völlig neue Möglichkeiten eröffnete, um Projekte zu finanzieren. Außerdem läutete Square eine neue Ära der mobilen Zahlungen ein. Es steht zu erwarten, dass in den nächsten fünf Jahren ähnliche Veränderungen stattfinden und Dinge und Dienste von der Bildfläche verschwinden werden, die wir heute noch wie selbstverständlich benutzen. Dies hier sind fünf Dinge, die in den nächsten fünf Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit von der Bildfläche verschwinden werden oder zumindest nur noch wenig genutzt werden werden.


Foto:  Remote, Stefanus Ming, Flickr, CC BY-SA 2.0
Foto: Remote, Stefanus Ming, Flickr, CC BY-SA 2.0

1. Bargeld, Schecks und Kreditkarten

In den USA erlaubt das Unternehmen Square nahezu jedem Unternehmen, Kreditkarten zu akzeptieren und Venmo erlaubt es, eine Rechnung mit einem Freund durch einen Geldtransfer per SMS zu teilen. Ein Großteil der unter 35-jährigen nutzt Online-Banking, und der Scheck fristet vor allem in Europa nur noch ein Randdasein. Dafür verfügen viele Banken über eine App, die es erlaubt, Bankgeschäfte auf mobilen Geräten durchzuführen.

Mit der Zeit werden Schecks völlig von der Bildfläche verschwinden, und auch Kredit- und EC-Karten sowie Bargeld werden nur noch eine Nebenrolle spielen. Die Zukunft des Zahlungsverkehrs gehört mobilen Geräten. Eine offizielle Abschaffung des Bargelds, wie sie momentan teilweise diskutiert wird, wäre jedoch im Lichte der Bürgerrechte keine gute und sinnvolle Entwicklung und unterbleibt hoffentlich.


2. USB-Sticks und mobile Festplatten

Bis 2020 werden laut Ericssons Mobility Report gut 70 Prozent der Weltbevölkerung ein Smartphone nutzen. Die Preise für Cloud-Dienste wie Apples iCloud, Dropbox und ähnlichen Diensten werden weiter fallen, Speicher in der Cloud wird in Zukunft nahezu endlos zu vernünftigen Preisen zur Verfügung stehen, und es ist zu hoffen, dass sich auch die Anbieter von mobilen Datenplänen, ein Bereich, in dem Deutschland anderen Industrienationen sowieso weit hinterherhinkt, an diese Trends anpassen werden. Mit dieser Entwicklung wird physischer Speicher wie USB-Sticks und auch mobile Festplatten an Bedeutung verlieren. Natürlich wird es auch für diesen noch Einsatzszenerien geben, aber in Zukunft werden wahrscheinlich deutlich mehr Menschen Cloud-Dienste als physische Speichergeräte nutzen.

3. Physikalische Schlüssel und Passwörter

Viele mobile Geräte setzen heute bereits auf biometrische Erkennung zur Identifizierung des Nutzers. Aktuell haben Menschen in Industrieländern im Durchschnitt 19 Passwörter, und etwa die Hälfte von ihnen gibt zu, unsichere Passwörter zu nutzen. Aber auch Passwörter, die allgemein als sicher gelten, können geknackt werden.

Es ist zu erwarten, dass Passwörter in Zukunft immer mehr von biometrischer Erkennung verdrängt werden. Fingerabdrücke, Sprach- und Gesichtserkennung wird in Zukunft unsere Geräte und Accounts sichern. Und es ist nicht unwahrscheinlich, dass auch physikalischen Schlüsseln dieselbe Zukunft wie Passwörtern bevorsteht.

4. Fernbedienungen

Wer kennt sie nicht, die leidige Suche nach der Fernbedienung. Auf der Suche nach dem unverzichtbaren Stück Technik werden Kissen durch die Gegend geworfen und es wird unter das Sofa gekrochen. Ein erster Schritt, dieses leidige Problem zu lösen, sind universelle Fernbedienungen, von denen es inzwischen wirklich gute gibt. Das reduziert zwar die Zahl der Fernbedienungen, aber auch eine einzige Fernbedienung lässt sich verlegen.

Geräte wie Amazon Echo heben Sprachkommandos auf ein neues Level, und innerhalb der nächsten Jahre wird sich diese Entwicklung fortsetzen, bis wir unsere Geräte über Sprache bedienen können.

5. Papier und schriftliche Verträge

Nichts geht über einen altmodischen, handgeschriebenen Brief. Er ist persönlich und einzigartig, und nicht wenige von uns werden irgendwo in einer Ecke noch eine Schachtel mit alten Liebesbriefen haben, selbst wenn die dazu gehörige Beziehung schon lange Geschichte ist.

Aber das bedeutet nicht, dass Papier im Geschäftsverkehr noch Sinn ergibt. Egal, ob ein Kaufvertrag für ein Haus, ein Mietvertrag, ein Versicherungsvertrag oder eine Arztrechnung: In Zukunft wird immer mehr auf elektronischen Verkehr gesetzt werden. Dazu muss sich noch einiges verändern, von persönlichen Mail-Adressen, die auch der entsprechenden Person zugeordnet werden können bis hin zu mehr Rechtssicherheit bezüglich virtueller Unterschriften. Eine denkbare Lösung wäre beispielsweise ein einheitlicher Authentifizierungs- und Signaturstandard. In jedem Fall gehört die Zukunft im Bereich offiziellen Schriftverkehrs der elektronischen Post und den Cloud-Diensten. Letztere werden sich vor allem beim Abschluss von Verträgen als nützlich erweisen.

4 Kommentare

  1. Christoph

    27. April 2016 at 12:19

    Das mit den Verträgen und mit den Passwörtern halte ich aber für fraglich. Ich bezweifle, dass die Sicherheit groß genug ist. Passwörter wird es immer geben, denn die ganzen anderen Authentifizierungsmöglichkeiten sind zu teuer oder zu unsicher. Der Fingerabdruck könnte zusätzlich hinzukommen, aber was ist, wenn mein Finger plötzlich nicht mehr funktioniert wegen Verletzung oder so? Dann muss es auch noch die entsprechenden Protokolle für das Internet geben. Digitale Elemente können meistens irgendwie kopiert werden. Eine persönlich geleistete Unterschrift mit einem richtigen Stift ist meistens vertrauenswürdiger. Ob die digitalen Verträge von den Geschäftsleuten angenommen werden ist halt so eine Frage. Bei den anderen Dingen würde ich dem Autor absolut zustimmen. USB-Sticks und externe Festplatten werden natürlich nicht gänzlich aussterben, sie werden aber in den Hintergrund rücken. Aber die CD wird wahrscheinlich noch schneller aussterben. Heutzutage kaufen die Leute sich ihre Musik doch viel mehr über das Internet. Und die meisten sind zu faul eine CD in den Rekorder bzw. PC zu stecken. USB-Sticks und externe Festplatten werden im technischen Bereich wahrscheinlich mehr Relevanz bekommen. Auf USB-Sticks können auch mobile Betriebssysteme sein oder man kann welche von dort installieren.

  2. Pandalo

    27. April 2016 at 14:02

    Ja ich denke auch das die CD am ehesten verschwindet. Aber ich glaube eher das das Handy als transportabler Speicher fungieren wird anstatt eines USB Sticks, zumindest im privaten Bereich.
    Und ich denke auch, das das Handy die Fernsteuerung für viele Dinge in unseren Haushalten übernimmt, was ja schon Real ist. Die Sprachsteuerung ist nicht von allen wirklich nutzbar ( Menschen mit Handycap, Stumme, Kinder, Greise usw).

  3. Alexander Trisko

    27. April 2016 at 16:15

    @Christoph:

    Die „Vertrauenswürdigkeit“ digitaler Verträge ist keine Frage der Technik, sondern der Gesellschaft. Ich leiste meinen Schriftverkehr beispielsweise wo es geht nur noch digital, das betrifft auch Verträge. Es gibt bereits ausreichend sichere Authentifizierungsmöglichkeiten, und ich denke, in den nächsten Jahren wird sich da einiges tun. Aber du hast Recht, das erfordert sicher auch ein Umdenken.

    Für mich persönlich ist die CD schon seit gut 8 Jahren tot. Stattdessen habe ich nun viel Musik auf Schallplatten. Wenn schon nostalgisch, dann richtig.

  4. Christoph

    27. April 2016 at 19:16

    Sprachsteuerung wäre eine schöne Sache, wobei ich bisschen an der Umsetzung zweifle. Siri vom iPhone ist auch alles andere als intelligent und sie entwickelt sich auch kaum.

    Für digitale Verträge brauchen die Menschen Rechtssicherheit. Das wird eine Zeit dauern bis die Massen davon überzeugt sind.

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