Der Verkehrssektor gehört zu den Nachzüglern in Sachen Klimaschutz. Im Vergleich zum Referenzjahr 1990 sind die Emissionen hier faktisch nicht gesunken. Bei normalen PKW gibt es inzwischen eine technische Lösung: Elektromotoren können für emissionsfreie Fahrten sorgen. Bei Schwerlasttransporten über größere Distanzen ist dies aber nicht möglich, weil die Speicherkapazitäten der Akkus nicht groß genug sind. Oder anders ausgedrückt: Es wären so viele Ladestopps nötig, dass der Transport nicht mehr wirtschaftlich wäre. Eine mögliche Lösung für dieses Problem wird seit einiger Zeit in Hessen erprobt. Dort wurde ein Teilstück der Autobahn mit einer elektrischen Oberleitung versehen. Zugfahrten sind allerdings keine geplant. Stattdessen könnten Lastwagen mit Hybridantrieb einen Stromabnehmer ausfahren und so den integrierten Akku mit Strom versorgen.


Foto: Siemens AG

Erste Feldversuche in Deutschland verliefen erfolgreich

Im Idealfall liegt die Zahl der elektrisch gefahrenen Kilometer dann sogar deutlich höher als der Teilabschnitt mit Oberleitung lang ist. Denn der Akku des LKWs könnte zu Beginn der Fahrt in der Spedition aufgeladen werden, sodass die Fahrt bis zur entsprechend ausgerüsteten Autobahn emissionsfrei erfolgt. Die Strecke dort wird dann logischerweise komplett elektrisch absolviert. Währenddessen lädt sich auch der Akku wieder auf, sodass auch nach dem Ende der Oberleitung zunächst noch der Elektromotor genutzt werden kann. Der Feldversuch in Hessen lief aus technologischer Sicht erfolgreich: Die Technik kann also problemlos genutzt werden. Auch von den teilnehmenden Speditionen kam durchaus positives Feedback. Ganz ähnlich verliefen auch erste Tests in Schweden. Einen Haken gibt es bei der Sache allerdings: Der Bau der Oberleitungen ist nicht wirklich billig.

Bis zum Jahr 2030 soll ein Basisnetz entstehen

So kostet der entsprechende Ausbau rund drei Millionen Euro pro Kilometer. Umgerechnet auf das gesamte deutsche Autobahnnetz wären dies circa 65 Milliarden Euro, die zur Verfügung gestellt werden müssten. Das ist natürlich deutlich zu viel Geld, um das Projekt auf einen Schlag zu vollenden. Die Bundesregierung hat sich daher nun entschieden, zunächst für den Schwerlasttransport besonders wichtige Routen mit einer Oberleitung zu versehen. Bis zum Jahr 2030 soll so ein „Basisnetz“ mit einer Länge von 4.000 Kilometern entstehen. Die Kosten dafür dürften sich auf rund zwölf Milliarden Euro belaufen. Gleichzeitig handelt es sich nur um einen Teilaspekt eines deutlich größeren Maßnahmenpakets. Das große Ziel: Bis zum Jahr 2030 soll immerhin ein Drittel des Schwerlastverkehrs entweder direkt elektrisch fahren oder mit strombasierten Kraftstoffen unterwegs sein.


Via: Handelsblatt

3 Kommentare

  1. Wilfried Babelotzky

    12. November 2020 at 07:55

    Wie kann man diesen Schwachsinn stoppen? Das ist die totale Geldverschwendung, Umweltverschandelung (Elektrosmog) und Verkehrsbehinderung (PKWs fahren nicht mehr auf der 1. Spur, weil ihnen die Oberleitung nicht geheuer ist)! Bis 2030 halten die Akkus länger als heute Diesel reicht und sind in 10 Min aufgeladen. Bitte helft alle diesen Subverntionslobbyismus zu stoppen. Nicht falsch verstehen, ich bin zu 100% pro Elektrifizierung des Straßenverkehrs, aber 12 Mrd EUR für soetwas zu verschwenden ist ungeheuerlich !!! Übrigens gibt es bereits heute schon LKW mit Brennstoffzellen deren Reichweiten konkurenzfähig sind. Dann sind halt die LKW teuer und nicht die Straße.

  2. Gerhard Senss

    26. November 2020 at 15:48

    Warum tun Leute ihre Meinung und Bedenken kund ohne sich ausführlich darüber zu informieren? Geldverschwendung? Oberleitungs-LKW haben eine deutlich günstigere TCO (total cost of ownership) als Batterie- oder FCell-LKWs, sind Effizienter als BEV oder FCELL und erfordern weniger Gewicht als eine Batterie (die mehr als nur 100km weit kommt) und erhält somit die für den Logistiker interessante Zuladung. Bisher kann ich an der Teststrecke bei Frankfurt nicht erkennen, dass unter der Oberleitung kein PKW mehr fährt, von daher nur eine polemische Vermutung. Und bis Batterietechnik oder Wasserstoffproduktion ausgereift sind, sind unsere CO2-Ziele in 2030 längst überfahren. Wir müssen also jetzt etwas tun, daher ist die Oberleitung eine kostengünstige und effiziente Brückenlösung. Außerdem wird es zukünftig nicht die eine Lösung geben, sondern je nach Anwendungsfall die richtige und auch hier wird die Oberleitung als Hybrid mit Gasmotor, BEV oder FCell eine Rolle spielen.
    Und zum Thema Brennstoffzelle: Wie teuer ist dieser LKW aktuell? So lange es noch günstigere Alternativen gibt, ist dies – abgesehen von der fehlenden Infrastruktur – noch keine Lösung. Außerdem ist die Wasserstoffproduktion aktuell und auch die nächsten Jahre nicht wirklich CO2-Freundlich. Ein FCell-LKW verbraucht aktuell (mit der Produktion des Wasserstoffes) dreimal mehr CO2 wie ein aktueller Diesel-LKW. Bitte also nicht nur Tank-to-Wheel das CO2-Thema betrachten.

  3. Wilfried Babelotzky

    8. Dezember 2020 at 11:47

    @Gehard Sess: Mein Kommentar enthält keinen persönlichen Angriff, Ihrer schon!

    Überlassen wir es dem interessierten Leser selbst zu recherchieren. Ich bin davon überzeugt, dass die Mehrheit meinen Standpunkt einnehmen wird.
    Mit einer fokussierten Sichtweise auf TCO der LKW sehe ich genau meinen Kommentar bestätigt – Staat subventioniert Logistik und Netzwerkunternehmen und nicht die geeignetste Technologie. :-). Wenn der Preis des über die Oberleitung geladenen Stroms auch die Oberleitung (Bau, Wartung und Rückbau) selbst finanzieren müsste, dann würde kein Logistigunternehmen freiwillig auf der Strecke laden. 😉

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