Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre vollzog sich in Deutschland die sogenannte Werftenkrise. Zahlreiche traditionsreiche Unternehmen mussten schließen, weil sie der zunehmenden Konkurrenz aus Asien nicht mehr gewachsen waren. Besonders hart getroffen wurden dabei die ehemaligen volkseigenen Betriebe im Osten des Landes. Denn diese waren erst recht nicht auf einen solch intensiven Wettbewerb vorbereitet. Trotz dieser Einschnitte ist in Deutschland aber eine maritime Industrie erhalten geblieben. Diese baut in der Regel keine Standard-Containerschiffe, sondern setzt auf Sonderanfertigungen und Speziallösungen. Ein Beispiel dafür lässt sich nun in Mecklenburg-Vorpommern beobachten. Dort sitzt in Stralsund mit dem Unternehmen Ostseestaal ein wichtiger Zulieferer der maritimen Industrie. Gleichzeitig entwickeln die Ingenieure des Unternehmens aber auch eigene Lösungen. So ist auf dem Aasee in Münster ein solarbetriebener Wasserbus des Unternehmens im Einsatz.


Bild: Ostseestaal

Die Fähre bietet Platz für 20 Personen und 15 Fahrräder

Die dahinter stehende Technologie kann aber auch in noch größerem Stil genutzt werden. Eine Möglichkeit dafür ergab sich nun gewissermaßen vor der Haustür des Unternehmens. Denn eine dieselbetriebene Fähre zwischen Usedom und dem Festland stellte überraschend den Betrieb ein. Zukünftig wird auf der Strecke daher ein solarbetriebenes Schiff unterwegs sein. Die knapp fünfzehn Meter lange Elektro-Fähre verfügt zusätzlich über eine Batterie. Wie oft diese geladen werden muss, dürfte nicht zuletzt von der Intensität der Sonneneinstrahlung abhängen. Pro Fahrt können ab August dieses Jahres bis zu zwanzig Personen und fünfzehn Fahrräder transportiert werden. Die Passagiere werden dabei in der Regel mit einer Geschwindigkeit von rund acht Km/h in Richtung Ziel befördert. Theoretisch schafft die Fähre zudem sogar 14 Stundenkilometer. Diese Maximalgeschwindigkeit geht allerdings logischerweise auch mit einem besonders hohen Energieverbrauch einher.

Die Autofähre setzt zunächst weiter auf einen Dieselmotor

Tatsächlich entwickelt sich der Bau von Solarschiffen inzwischen zu einem durchaus lukrativen Geschäftsfeld für Ostseestaal. So sind bisher insgesamt zehn solcher Boote im Einsatz. Neben der Usedom-Fähre befindet sich zudem aktuell ein weiteres Schiff im Bau, das von der Stadt Rostock bestellt wurde. Die Manager des Unternehmens sind überzeugt davon, dass die Zahl der Aufträge zukünftig noch weiter zunehmen wird. Referenzprojekte wie jetzt in Usedom könnten helfen, weitere Kunden zu gewinnen. Schon seit einiger Zeit gibt es zudem noch darüber hinausgehende Pläne. So wird auf der Strecke auch weiterhin eine Dieselfähre den Autotransport übernehmen. Auch hier wäre es denkbar, perspektivisch auf eine solar- bzw. batteriebetriebene Lösung zu setzen. Rein technisch wäre dies möglich. Allerdings müsste nicht nur der Bau des Schiffes finanziert werden, sondern auch eine entsprechende Ladeinfrastruktur geschaffen werden. Bisher stehen dafür noch nicht genügend finanzielle Mittel zur Verfügung.


Via: Ostseestaal

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